Darmstadt. Es ist einer der wichtigsten Literaturpreise in Deutschland. Felicitas Hoppe hat für ihre Werke den Georg-Büchner-Preis 2012 erhalten. Die Jury lobte die lakonische und lyrische, eigensinnige und uneitle Prosa und das erzählerische Universum, das die Schriftstellerin erfindet.
Der Georg-Büchner-Preis 2012 geht an die Schriftstellerin Felicitas Hoppe. Das gab am Dienstag die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt bekannt. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als bedeutendste Auszeichnung für Literatur in Deutschland.
Die 51-jährige, in Hameln an der Weser geborene Hoppe habe seit 1996 in Romanen, Erzählungen und Essays "die Welt der Abenteurer und der Hochstapler, der Entdecker und Taugenichtse erkundet", heißt es in der Begründung der Jury für die Preisvergabe. "In einer lakonischen und lyrischen, eigensinnigen und uneitlen Prosa hat sie ein erzählerisches Universum erfunden, in dem Grundfragen eines 'postmodernen' Daseins mit freier und befreiender Fantasie durchgespielt werden", schrieb die Akademie weiter.
Metaphysische Horizonte scheinen auf
Beispielhaft nannte sie einige der bekanntesten Werke Hoppes: das Reisebuch "Pigafetta" von 1999, den pikaresken Roman "Paradiese, Übersee" von 2003, die Porträtgalerie "Verbrecher und Versager" von 2004, die moderne Legende von der heiligen "Johanna" von 2006, das Kinderbuch mit der Neuerzählung des Ritterromans "Iwein Löwenritter" von 2008 und die erst in diesem Jahre erschienene fiktive Biografie "Hoppe".
Diese Bücher unterliefen "virtuos die Grenzen von Wahrheit und Fiktion, Selbsterkenntnis und Rollenspiel". Hoppe frage nach Möglichkeiten der Ich-Werdung, nach den Wundern und Verstrickungen der Sehnsucht und lasse unaufdringlich metaphysische Horizonte aufscheinen.
Nach Weltreise auf Frachtschiff erschien der erste Roman
Die Büchner-Preisträgerin hatte in den 1980er-Jahren an den Universitäten Hildesheim, Tübingen, Eugene im US-Bundesstaat Oregon sowie in Berlin und Rom Literaturwissenschaften, Rhetorik, Religionswissenschaften, Italienisch und Russisch studiert. Danach war Hoppe als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache unter anderem am Goethe-Institut tätig. Zudem schrieb sie für verschiedene Feuilletons. Seit 1996 lebt Hoppe als freie Schriftstellerin in Berlin. Im selben Jahr erschien ihr erstes Werk, der Kurzgeschichtenband "Picknick der Friseure". Nach einer Weltreise auf einem Frachtschiff folgte 1999 der Roman "Pigafetta".
Insgesamt hat Hoppe den Angaben zufolge bis heute fünf Romane, Essays und mehrere Erzählbände vorgelegt. Ihre Bücher wurden teilweise ins Niederländische, Französische, Russische und Schwedische übersetzt. Zu den bisherigen Auszeichnungen der Schriftstellerin gehören der aspekte-Literaturpreis 1996, der Heimito-von-Doderer-Preis 2004 und der Rattenfänger-Literaturpreis ihrer Heimatstadt Hameln. Hinzu kommen mehrere Stipendien, auch aus den USA und Österreich.
Zudem hatte Hoppe bereits mehrere Gastprofessuren inne, so in New Hampshire, Göttingen und derzeit in Hamburg. Seit 2007 ist sie auch Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die den Preis im Herbst in einem Festakt in Darmstadt verleihen will.
Preis wird seit 1951 verliehen
Zu den bisherigen Trägern des nach dem revolutionären Dramatiker benannten Georg-Büchner-Preises gehören seit 1951 unter anderem Gottfried Benn, Erich Kästner, Max Frisch, Paul Celan, Ingeborg Bachmann, Günter Grass, Heinrich Böll, Golo Mann, Thomas Bernhard, Elias Canetti, Peter Handke, Christa Wolf, Martin Walser, Friedrich Dürrenmatt, Wolf Biermann, Elfriede Jelinek und im vergangenen Jahr F. C. Delius.