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Cornelia Funke hat wieder einen spannenden Roman geschrieben. Während „Tintenherz“ und „Reckless“ auch Erwachsene erfreuten, richtet sich „Geisterritter“ wieder mehr an ihre eigentliche Leserschaft: die Kinder.

Wenn doch nur der „Vollbart“ nicht wäre, denkt der elfjährige Jon. Wegen des neuen Manns an Mutters Seite muss er nun ins Internat nach Salisbury. Doch sein großes Selbstmitleid weicht schnell einer noch größeren Angst, denn in der Nacht erscheinen ihm in seinem neuen Zuhause neben der berühmten Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert „drei Reiter, so bleich, als hätte die Nacht Schimmel angesetzt.“ So gruselig beginnt das neue Buch von Cornelia Funke: „Geisterritter“.

Dabei greift die gebürtige Dorstenerin tief in die Truhe der Geschichte und Legenden, die sie in einem Glossar am Buchende erklärt. Funke erweckt William Longespee, den unehelichen Sohn des englischen Königs Heinrich II., der Jon als helfender Geist erscheint. Der Junge möchte sein Knappe werden, aber kann er ihm vertrauen? Eine treue Seelenverwandte ist ihm jedoch gewiss, die mutige, selbstbewusste Ella. Funke hat sie geistreich charakterisiert und eine lebende Vorlage benannt: Ella Wigram. Mit deren Vater, Lionel Wigram, schreibt die Autorin an der Märchen-Trilogie „Reckless“.

Dieses Mal hat Funke mit Friedrich Hechelmann zusammengearbeitet: Der Maler hat zuletzt auf wunderbare Weise Michael Endes „Momo“ neu illustriert. Bilder haben oft den Nachteil, dass sie den Figuren der Geschichte zu deutliche Gesichter geben – die Fantasie hätte vielleicht andere gemalt. Doch Hechelmann deutet oftmals nur an, und lässt so den eigenen Gedanken Raum. Dabei unterstreicht er noch die düstere Stimmung, die Funke in ihrem neuen Roman hervorruft.

Oma Zelda glaubt Jons Geistergeschichten. Illustration: Friedrich Hechelmann
Oma Zelda glaubt Jons Geistergeschichten. Illustration: Friedrich Hechelmann © Verlag

Sie hat „Geisterritter“ rasanter geschrieben als den ersten Teil der Tintenherz-Trilogie, aber nicht so atemlos wie den ersten „Reckless“-Band. Während diese Geschichten auch gerne von Erwachsenen gelesen werden, bleibt „Geisterritter“ ein in sich abgeschlossenes Buch für Kinder – ein spannendes mit überraschenden Wendungen, das auch die Not und Zweifel von Kämpfenden nicht ausspart. Funke spricht damit Traumthemen von Jungen an, lässt sie ein wenig erschauern und nimmt sie doch ernst bei ihren Problemen mit Mutter und Mädchen.

Das Böse verscheuchen

Ältere werden die Geschichte trotzdem gerne vorlesen, da Funke einen immer wieder schmunzeln lässt, wenn sie mit – für Erwachsene verständlichem – ironischem Ton erklärt, was denn ein Elfjähriger so tut und denkt. Danach kann man dann auch nachvollziehen, was kleine Jungs an Rittern finden: „Vielleicht, dass sie uns glauben lassen, dass man das Böse mit einer Rüstung und einem Schwert aus der Welt vertreiben kann.“

  • Cornelia Funke, Friedrich Hechelmann: Geisterritter. Dressler Verlag, 253 Seiten, 16,95 Euro, ab 10