Metropolis. . Sinnenfroher war ein Sachbuch nie: Der sieben Kilo schwere, opulente Bildband „75 Years Of DC Comics“ liefert Fans das ultimative Erlebnis. Man kann sich kaum sattsehen an Batman, Wonder Woman oder Green Lantern.

Dies ist die Geschichte von schamlosen Schurken und maskierten Rächern, die Geschichte von Aufstieg und Niedergang jener Helden, die unseren Planeten vor dem Untergang retteten; letztlich die Geschichte zweier konkurrierender Universen, die sich erbittert bekriegten; ja, selten war Verlagsgeschichte so spannend wie in „75 Years Of DC Comics“, einem sinnensatten, gut sieben Kilo schweren Koloss von einem Bildband.

Superman-Gemälde von H. J. Ward, 1940. Foto: Courtesy TASCHEN
Superman-Gemälde von H. J. Ward, 1940. Foto: Courtesy TASCHEN © DC/Taschen

Darin erzählt Paul Levitz, langjähriger Herausgeber bei DC, mit extrem vielen Bildern und ein bisschen Text, wie der Verlag einst zur Heimat von Superman und Batman wurde. Und wie jene beiden ihn zum zeitweise mächtigsten Comicverlag der Welt werden ließen, einem Erschaffer moderner Mythen, die manchem Amerikaner geläufiger sind als griechische Heldensagen oder, pardon, die Bibel.

Er trifft den richtigen Ton zwischen dem Erzählen von Geschichte und Analyse, etwa im Falle des Mannes aus Stahl: „Superman mischte grundlegende Bausteine menschlichen Wunschdenkens auf eine neue Art zusammen: Die Hoffnung, Lois könne hinter die Brille schauen und erkennen, dass Clark in Wirklichkeit Superman ist, sprach den inneren Schwächling im Leser an.“ Und Supermans Stärke bot den Ausweg aus allen Problemen. War Superman nicht selbst ein moderner Moses, in der Not ausgesetzt von den Eltern? So einfach konnten vor gut 75 Jahren moderne Mythen gestrickt sein.

Volle Pracht im Rasterdruck

POW! SMACK! KRUNCH! Wo Batman hin haut, wächst kein Gangster mehr nach. Heftszene von 1966. Foto: Courtesy TASCHEN
POW! SMACK! KRUNCH! Wo Batman hin haut, wächst kein Gangster mehr nach. Heftszene von 1966. Foto: Courtesy TASCHEN © DC/Taschen

Levitz teilt die Geschichte in Epochen: Steinzeit, das Goldene Zeitalter, das silberne Zeitalter etc. – bis er in der Gegenwart landet. Ehe man sich dorthin vorgekämpft hat, sind einem die Augen übergegangen von all den prächtigen Zeichnungen im Rasterdruck.

Comicfreunden wird hier ein Archiv geöffnet, das sich niemand leisten könnte: Die ersten Auftritte von Superman, Batman, Wonderwoman, Flash, unschätzbar im Sammlerwert. Man bekommt den Tod von Superman, die Rückkehr des Dunklen Ritters, die Ankunft der Watch­men und die Geburt des neuen Sandman vorgeführt. Letzterer markierte den ersten Lebensfunken von Vertigo, dem derzeit besten DC-Label für Erwachsenencomics.

Levitz liefert auf ausklappbaren Zeittafeln eine opulente Übersicht der Comic-Geschichte – und verkauft dies so bildgewaltig, dass man nach mehr schreien möchte, wenn einem nicht vom Ablegen des Bandes die Knie weh täten. Superman müsste man sein.

  • Paul Levitz: 75 Years Of DC Comics. Taschen, 719 reich illustrierte Seiten in A3, 150 €. Deutscher Text ca. 100 Seiten als separates Heft.