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Nick McDonell ist mit seinem neuen Roman „Ein hoher Preis“ erwachsen geworden. Er schreibt über einen CIA-Agenten im somalisch-kenianischen Grenzgebiet. Ein rasantes und zugleich tiefgründiges Buch.

Man kann an Nick McDonells Werken den Lebensweg des Autors ablesen: Wenn „Zwölf“ für die Jugend steht und „Der dritte Bruder“ für die Sinnsuche, so ist er mit seinem neuen Roman „Ein hoher Preis“ erwachsen geworden. Stilistisch und thematisch. In einem unterkühltem Ton erzählt McDonell von den Verstrickungen des US-Geheimdienstes CIA in Afrika. Der junge Agent Michael Teak ist im somalisch-kenianischen Grenzgebiet unterwegs, um die „Guten“ zu unterstützen. Waffen, Geld und Drogen sind die Dinge, die die Rebellen gerne sehen, mit denen er verhandelt. Auch ein Handy übergibt er Kommandeur Hatashil und liefert somit, ohne es zu wissen, die Zielmarkierung für die Jets, die am Himmel lauern.

Wer Freund ist und wer Feind, ändert sich sekündlich. Trotzdem genießt Teak das Leben zwischen Abendgesellschaften in schwer gesicherten Villen und der permanenten Bedrohung durch vermeintlich loyale Informanten. Nur das Bild eines Jungen, der erschossen wird, lässt ihn nicht los. Ein Riss in der Fassade des abgeklärten Agenten.

Agent bei der CIA

Der Campus von Harvard ist der zweite Handlungsschauplatz des Buches. Hier laufen die Fäden, die Teak spinnt, zusammen: Die Professorin Susan kämpft gegen die Aberkennung des Pulitzerpreises, den sie für ein Buch über Hatashil bekommen hat. Studentin Jane will Enthüllungsjournalistin werden und reist in die Krisenregion, aus der ihr Freund David stammt. David passt mit seiner ehrgeizigen Art so gar nicht zwischen die Sprösslinge des Geldadels an der elitären Uni. Dem Terror in seinem Land entkommen, lässt ausgerechnet er sich vom Geheimdienst anwerben – so wie einst Teak.

Mit kurzen Kapiteln und parallelen Handlungssträngen erzeugt McDonell Sogwirkung. Dabei legt er den Schwerpunkt auf die Charaktere. Lediglich mit seiner etwas zu reduzierten Sprache überlässt McDonell zu viel der Fantasie des Lesers. Vor allem die Actionszenen wirken aufgrund fehlender Details teilweise hölzern. Die Leser, die McDonell nur wegen seines Erfolgsdebüts „Zwölf“ mögen, müssen sich an den „erwachsenen“ Autor gewöhnen. Dafür wird man mit einem rasanten und dennoch tiefgründigen Roman belohnt.

  • Nick McDonell: Ein hoher Preis, Berlin Verlag. 304 Seiten, 22 Euro