Der Black Rebel Motorcycle Club lässt sich auf dem neuen Album „Beat The Devil’s Tattoo“ von Leah Shapiro den Rhythmus vorgeben

Ein altes Rock’n’Roll-Sprichwort besagt: „Es gibt Musiker – und es gibt Schlagzeuger.” Klingt ein wenig herablassend. Dabei sind es oft die Damen oder Herren an diesem Instrument, die im Grundgefüge einer Band zu den tragenden Säulen zählen. Frag nach beim Black Rebel Motorcycle Club. Denn seitdem bei den Alternative-Rockern aus San Francisco die Dänin Leah Shapiro hinter den Drums sitzt, klingen sie so geerdet wie lange nicht – zu hören auch auf dem soeben erschienenen Album „Beat The Devil’s Tattoo”.

8. Juni 2008. Peter Hayes und Robert Levon Been – die sich seit Beginn der Bandhistorie im Jahr 1998 die Arbeit an Gitarre, Bass und am Mikrofon stets teilen – feuern ihren Schlagzeuger Nick Jago. Nicht persönlich. Nein, das Duo teilt dem Geschassten die Entscheidung via eigener Internetseite mit. Diese Prozedur empfindet Jago als Affront und Gipfel der Stillosigkeit. Es ist die Zuspitzung eines bandinternen Streits, der zuvor bereits für reichlich Disharmonien gesorgt hatte.

Zwischen Hochachtung und Huldigung

Das Problem: Die „Rebellen” von Übersee befinden sich zu diesem Zeitpunkt mitten auf ihrer Europa-Tour. Ersatz muss her – und zwar prestissimo! Fündig werden die US-Boys in Leah Shapiro. Die hatte zuvor als Tour-Schlagzeugerin bei der dänischen Kult-Combo The Raveonettes ihr ausgeprägtes Rhythmusgefühl unter Beweis gestellt. Dieser Empfehlung folgen erste Versuche. Schnell merkt das etablierte Duo, dass es mit der Neuen klappt.

„Ich habe noch nie eine Frau so Schlagzeug spielen sehen”, lobt Robert Levon Been. „Wir wussten ja auch nicht, ob es zwischen uns funktionieren würde. Aber meine Skepsis hat sich schnell gelegt.”

Die Tour wurde mit Shapiro an der „Schießbude” ein Erfolg. Die Reaktionen der Fans reichten von Hochachtung bis Huldigung. Zu hören und zu sehen waren Auszüge dieser Auftritte auf dem Doppelalbum „Live”, das die Band im Winter 2009 herausgegeben hatte. Glanzpunkt ist die DVD mit Konzertmitschnitten aus Glasgow, Dublin und Berlin – entstanden unter der Regie der Videoclip-erfahrenen Tessa Angus. Selten wurden Düsternis und Coolness wirkungsvoller in Szene gesetzt.

Nach „Howl“ eine neuerliche Verneigung vor dem Folk

Und nun liegt also „Beat The Devil’s Tattoo” vor. Es ist das fünfte Studio-Album insgesamt, aber das erste mit Shapiro am Schlagzeug. Der Einstiegssong trägt denselben Titel wie die Platte und erinnert in seinem Refrain an die Klänge eines Indianer-Liedes beim nächtlichen Tanz um Totempfahl und Lagerfeuer. Es ist eine neuerliche Verneigung vor dem Folk – einer Stilrichtung, der sich die Rockband bereits auf ihrem grandiosen Album „Howl” (2005) gewidmet hatte. Damals fanden die Aufnahmen in einem rudimentär eingerichteten Keller-Studio bei Freunden in Philadelphia statt. Und genau dorthin kehrte das neu formierte Trio nun für die Sessions zu „Beat The Devil’s Tattoo“ zurück.

Es gibt auch wieder Balladen mit diesem verzaubernden Unplugged-Charakter – wie etwa „Sweet Feeling“. Es scheppert und dröhnt im markanten Rebellen-Schrammelsound – wie bei „Evol“. Dieses 13 Stücke umfassende Werk wirkt trotz eines permanenten Stilwechsels in sich geschlossen. Sicher nicht das beste, aber dennoch ein richtig gutes Album des Black Rebel Motorcycle Clubs.

Der geht ja bekanntlich auch gern auf Tour. Im Mai gibt es vier Deutschland-Termine – darunter der am 3. Mai in der Kölner Essigfabrik. Mal sehen, ob Schlagzeugerin Leah Shapiro auch dort ihrem Ruf als „Rampensau” wieder gerecht wird.