Essen. Auch in Teil sieben von„Mission: Impossible“-Filmreihe führt Tom Cruise wieder alle waghalsigen Stunts selbst aus.
Ihm werden nur Aufträge angeboten, die eigentlich nicht zu erfüllen sind. Doch für Ethan Hunt ist nichts unmöglich. Er ist der Spezialist für jede auch noch so aussichtslose „Mission: Impossible“. Seit mittlerweile 27 Jahren schlüpft Tom Cruise in die Rolle dieses furchtlosen Agenten. Seit Donnerstag läuft Teil sieben in den deutschen Kinos. Und wie zuvor drehte Hollywoods Super-Star auch diesmal wieder alle Actionsequenzen selbst. Anbei ein Blick zurück auf die waghalsigsten Stunts, die Cruise gewagt hat und die längst zu einem Markenzeichen dieser weltweit erfolgreichen Filmreihe geworden sind.
Datenklau im CIA-Hauptquartier
Es war das Jahr 1996, als sich Regie-Routinier Brian De Palma an eine Verfilmung der beliebten TV-Serie „Kobra, übernehmen Sie“ für das Kino heranwagte. Protagonist auf der Leinwand sollte – umgeben von einem Kreis illustrer Schauspieler – Tom Cruise sein. Der agierte zeitgleich auch als Produzent des Films. Und als solcher war es ihm etwa ein wichtiges Anliegen, die markante, vom Argentinier Lalo Schifrin komponierte Erkennungsmelodie der Fernsehreihe in leicht abgewandelter Form auch in seinem Film einzusetzen.
Obwohl es Teil eins verglichen mit den jüngeren Produktionen deutlich an Tempo und Rasanz fehlte, spielten die Actionszenen schon damals eine Schlüsselrolle. Unvergessen, ja geradezu ikonisch ist jene Sequenz, in der sich Cruise alias Ethan Hunt im CIA-Hauptquartier in Langley aus einem Luftschacht in einen hochgesicherten Computerraum abseilt. Weil der Fußboden mit Sensoren ausgestattet ist und bei jeder noch so kleinen Berührung sofort der Alarm losgeht, muss Hunt seinen Datenklau an einem Rechner quasi frei schwebend in der Luft ausführen. Ein Moment, der in die Filmgeschichte eingehen sollte.
Das gilt auch für die Eröffnungssequenz von „Mission: Impossible II“ (2000): In dieser sieht das Publikum den Agenten als Freeclimber in Aktion, der sich ohne jede Absicherung von einem minimalen Felsvorsprung zum nächsten hinüber hangelt. Und unter ihm ist nichts – außer der tiefe Abgrund. Vielen Zuschauern in den Kinosesseln wurde allein vom Zuschauen schwindelig.
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Großes Lob vom Stuntman-Chef
Diese fulminante Startszene wurde im Dead Horse Point State Park im US-amerikanischen Utah gedreht. Cruise kletterte aber gar nicht freihändig, sondern war tatsächlich mit mehreren Seilen gesichert, die aber in der Nachbearbeitung digital retuschiert wurden. Herausragend auch der Titeltrack dieses Films: Der hieß „Take A Look Around“ und wurde zu einem der größten Hits für die US-Metal-Band Limp Bizkit um Frontmann Fred Durst. Trotzdem gilt Teil zwei als der schwächste der gesamten Reihe.
In „Mission: Impossible III“ (2006) gab es dann nicht den einen „Königsstunt“, den Cruise zu meistern hatte. Stattdessen war es die Vielfalt aus adrenalingetränktem Actionspektakel, die haften blieb. So schien er von einem 310 Meter hohen Dach in Shanghai zu springen, um sich danach wie an einem Pendel zum benachbarten Hochhaus herüber zu schwingen. Diese Szene wurde aber tatsächlich in einem Studio vor einer Greenscreen gedreht, die eine digitale Nachbearbeitung ermöglichte. So fiel Cruise beim Drehen tatsächlich „nur“ 25 Meter in die Tiefe, aber nicht einige hundert.
Chef der Stunt-Crew in Teil drei war Vic Armstrong. Mit Blick auf den großen Wagemut des Hauptdarstellers brachte er es auf den Punkt: „Tom macht all die Stunts nicht wegen des Nervenkitzels selbst oder um sich etwas zu bewiesen. Man braucht in solchen Momenten jemanden mit Verstand, Charakterstärke und Entschlossenheit, der seine Emotionen unter Kontrolle hat und genau das tut, was wir für diese Szene konzipiert haben.“ Und weil Tom Cruise das alles mitbringe und umsetze, sei er für ihn auch nicht nur ein Schauspieler. „Tom kann so viel wie ein ausgebildeter Stuntman.“
Klettern in 500 Meter Höhe
Mit jedem neuen Film in dieser Reihe versuchten die Macher, das Actionlevel immer weiter nach oben zu schrauben. So gab es in „Mission: Impossible IV – Phantom Protokoll“ (2011) den nächsten absoluten Höhepunkt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Cruise wagte erneut eine Klettertour. Diesmal nur mit Spezialhandschuhen ausgestattet an der gläsern-glatten Fassade des Burj Khalifa, mit 828 Metern bis heute das höchste Bauwerk der Welt. Cruise trieb es in luftigen Höhen zwar nicht bis ganz auf die Spitze dieses Luxus-Wohnturms, doch die Aufnahmen des vom Absturz bedrohten Agenten in rund 500 Metern Höhe zählen bis heute zum grandiosesten Actionmaterial der Filmhistorie.
Doch Cruise wäre nicht Cruise, wenn er sich danach schnöde auf dem Erreichtem ausgeruht hätte. Nein, viel lieber klügelte er sofort den nächsten, noch rasanteren Ritt auf der Leinwand-Rasierklinge aus. Seit Teil fünf „Mission: Impossible – Rogue Nation“ (2015) erledigte er das gemeinsam mit Christopher McQuarrie, der seitdem die Regie in dieser Reihe übernommen hat. Und dieses Duo erdachte den wahnwitzig anmutenden Plan, dass sich Ethan Hunt zum Auftakt von Teil fünf an ein Flugzeug klammert. Von außen! Während des Starts!! Und im Flug!!!
Tom Cruise, selbst ein ausgebildeter Pilot und leidenschaftlicher Flieger, wusste natürlich, dass dieses Vorhaben mit unzähligen Risiken behaftet war. Ein Vogelschlag in der Höhe konnte für ihn ebenso lebensgefährlich werden wie aufgewirbelte Steine auf der Startbahn oder die Abgase der gigantischen Propellermotoren, über die das ausgewählte Militär-Transportflugzeug A 400 M verfügte. Doch Cruise, mit daumendicken Stahlseilen gesichert, ging dann tatsächlich in die Luft.
Als das Flugzeug gelandet war, atmete die gesamte Filmcrew auf – voller Erleichterung, dass nichts passiert war. Und was machte der als absoluter Perfektionist geltende Cruise? Der ließ die Szene gleich achtmal (!) wiederholen. Damit auch ganz sicher ein brauchbarer Take im Kasten war.
Flugkenntnisse der ganz anderen Art benötigte er hingegen in Teil sechs „Mission: Impossible – Fallout“ (2018). Da saß Cruise an der Steuerung eines Hubschraubers, um einem abtrünnigen Doppelagenten nachzujagen, gespielt von Henry „Superman“ Cavill. Denn nur wenn er ihn stoppen konnte, ließe sich eine Atombomben-Explosion in Kaschmir noch verhindern. Diese Verfolgungsjagd in der Luft mit anschließendem Zweikampf-Showdown an einer Steilklippe zählt ebenfalls zum Atemberaubendsten, das diese Filmreihe hervorgebracht hat.
Seine fortwährende Risikobereitschaft forderte bei den Dreharbeiten zu Teil sechs letztlich aber doch noch ihren Tribut. Bei einem Sprung in einer in London aufgenommenen Verfolgungsszene brach sich Cruise einen Fuß. Das Ende der Dreharbeiten? Aber nein! Der Verletzte kurierte sich aus. Und drehte den Stunt erneut selbst.
Über eines sollte sich also niemand wundern: Wenn Tom Cruise alias Ethan Hunt sich in Teil sieben „Mission: Impossible – Dead Reckoning“ mal wieder selbst toppt...
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