Wir müssen uns endlich von emotionalen und ästhetischen Debatten lösen, wenn es um den Ausbau von alternativen Energien geht. Die Zeit drängt.

Wer wie ich am Haarstrang aufgewachsen ist, für den gehört die Windkraft zum Landschaftsbild dazu. „Das sieht doch schlimm aus“, sagen manche, denen ich zum ersten Mal meine Heimat zeige. Wer es von Kindheitstagen an kennt, der aber stört sich nicht an den drehenden Riesen. Im Gegenteil – in Ense sind die Menschen stolz, zu den Pionieren auf dem Feld der erneuerbaren Energien zu gehören.

Abgesehen davon haben wir als Gesellschaft schlicht keine Zeit mehr für ästhetische Debatten. Im vergangenen Jahr kam nur ein Drittel der Windenergie hinzu, die notwendig ist, damit NRW seine Klimaziele bis 2030 erreicht.

Klimawandel wird gefährdeten Arten mehr zu schaffen machen als Windkraft

Wer den Ausbau der Erneuerbaren also ernsthaft vorantreiben soll, der muss sich von emotionalen Argumenten lösen. Natürlich muss der Artenschutz berücksichtigt werden. Wenn aber wie etwa in Ense gegen Windräder geklagt wird, die in ohnehin gewachsenen Windparks entstehen sollen, dann wird der Artenschutz eines Tages ad absurdum geführt. Folgen des Klimawandels wie steigende Temperaturen und Wetterextreme dürften gefährdeten Arten in den nächsten Jahrzehnten deutlich mehr zu schaffen machen als der Bau einzelner Windkraftanlagen.

Noch weniger verständlich sind die Positionen der Politik. Die Einführung der 1000-Meter-Abstandsregel ist bei 250 Meter hohen Anlagen sicherlich sinnvoll, bei einem 150 Meter hohen Windrad aber keinesfalls. Die Landesregierung muss prüfen, wo in der Fläche der Ausbau sinnvoll und realisierbar ist – und dann den Weg frei machen, statt ihn weiter mit Steinen zu pflastern.