Münster. Das Freilichtmuseum Mühlenhof in Münster zeigt, wie Menschen einst gelebt, gearbeitet, gepflanzt haben. Im Garten wachsen auch Hopfen und Hanf.
Es begann – wie der Name des Freilichtmuseums Mühlenhof es bereits erahnen lässt – mit einer Mühle. Früher prägten viele Flügel das Bild rund um Münster. Nach dem Zweiten Weltkrieg war kaum noch etwas davon zu sehen. Die Zeit der Mühlen wollte man jedoch nicht gänzlich vergessen, so weihte man am 23. September vor genau 60 Jahren eine Bockwindmühle ein. Sie bildet heute das Herzstück des Museums.
Das 24 Meter hohe Bauwerk mahlte ab 1748 im Emsland, bevor man es später auf einer Wiese in der Nähe des Aasees errichtete, unweit des heutigen Allwetterzoos. Man konnte mit Hilfe eines Hebels die gesamte Mühle in den Wind drehen. War der gut, mahlte der Müller damit 200 Zentner Korn – und das an einem Tag. Wie die Menschen in Westfalen im 18. und 19. Jahrhundert gelebt und gearbeitet haben, das zeigt das Freilichtmuseum.
Hefezopf aus dem historischen Ofen
Rund 30 Gebäude stehen heute dort, die etwa im Münsterland ab- und schließlich wieder aufgebaut wurden. Man kann eintreten oder zumindest hineinschauen. Wie etwa in die Schmiede aus dem späten 18. Jahrhundert, in der früher zum Beispiel die Hufeisen entstanden sind. Es riecht nach Ruß. Weil hier nicht alles nur Zierde ist, sondern so manches auch noch ab und an in Betrieb genommen wird, etwa von ehrenamtlichen Schmieden. Und wenn die ihr Handwerk zeigen, mit der schwarzen Schmiedekohle, dann „sehen sie aus wie Bergleute“, sagt Anne Wieland lächelnd. Auch im Backhaus schiebt ein Bäcker einmal im Monat Stuten und Hefezopf in den historischen Ofen. Da staunen Familien mit Kindern ebenso wie Gruppen von Senioren.
Mangoldstiele leuchten rötlich
Doch in unserer Serie geht es ja weniger darum, was sich im Inneren eines Museums abspielt. Wir schauen uns den Garten genauer an. Und auch der ist in solch einem Freilichtmuseum nicht nur schmückendes Beiwerk. Er soll zeigen, wie die Menschen einst die Erde vor ihren Höfen genutzt haben. So erfreuten sich zwar auch Bauern an rotblühenden Stauden und gelben Sonnenblumen. Aber die standen nur am Rande.
Ein Bauerngarten war dazu da, sich und die oft kinderreiche Familie zu ernähren. So verweisen heute kleine Schilder auf Schnittlauch, Melisse, Bohnenkraut, auf Möhre, Lauch und Grünkohl. Orangefarbene Kürbisse wachsen um die Wette, ganz ohne Chemie, während daneben die Stiele des Mangolds rötlich leuchten – dagegen wirken die Blüten der Dahlien fast blass.
Eine Gräfte ums Gehöft
Der Bauerngarten befindet sich hinter einem großen Fachwerkhaus aus Münster-Nienberge, dem „Gräftenhof“ aus dem Jahr 1720. Nicht der Aasee speist die Gräfte davor. Sie ist künstlich angelegt. Neben Burgen waren früher auch so manche wohlhabende Höfe von Gräben umgeben. „Da waren auch Fische drin, und man nahm das Wasser zum Löschen“, sagt Anne Wieland, die später eine kleine Allee entlanggeht – gesäumt von Kopfweiden. Aus den Zweigen werden Weidezäune geflochten. „Früher wurden daraus Körbe gemacht“, erklärt die 42-Jährige, die in Münster Volkskunde studiert hat.
Bier mit Engelwurz
Ein Gärtner hat im vergangenen Jahr einen kleinen Heidegarten angelegt; die Pflänzchen mit den violettfarbenen Blüten sind noch sehr zart. In der Nähe: Ein Nutzgarten, den es zwar in dieser Form früher nicht gab, da niemals so viele verschiedene Pflanzen auf so einem kleinen Grund angebaut wurden, aber er zeigt, was die Menschen einst alles anpflanzten: Pflanzen zum Färben oder auch zum Würzen von Bier.
Hopfen wird ja bis heute beim Bierbrauen gebraucht. Aber auch „Echter Engelwurz“ wurde einst dem Gerstensaft beigemischt oder „Gundermann“. Auf dem Schild dazu ist zu lesen: „Konservierung von Bier, durch Hopfen verdrängt.“ Und dann wächst hier auch noch Hanf. Nicht wegen des Rauschs, stellt Anne Wieland klar: „Daraus wurde Stoff gewonnen.“
Bald auch mit Pferd und Pflug
Hühner hört man gackern, Pfauen schreiten vorbei an einem Acker. Roggen und Hafer wurden bereits geerntet. „Da wuchs auch ganz viel Unkraut, weil wir nicht spritzen.“ Anne Wieland hofft, dass sie irgendwann mal ganz traditionell darauf arbeiten können: „mit Pferd und Pflug“. Alte Geräte, wie etwa Eggen, stehen bereit. Auch eine Scheune mit Oldtimer-Traktoren gibt es. Und dann möchte sie nächstes Jahr Familien einladen, selbst Kartoffeln zu lesen. Neben dem nun braunen Acker blüht immer noch die Bienenweide. Die Imker, die das Bienenhaus des Museums bespielen, freuen sich. Und die Bienen selbst natürlich auch.
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Unweit des Ackers grasen Tiere. Auf der einen Seite die Esel, auf der anderen die Schafe. Schatten spenden Bäume, alte Apfelsorten mit roten Bäckchen – Geschichte zum Anbeißen. Schon früher standen sie auf Streuobstwiesen und trugen so wohlklingende Namen wie „Dülmener Rose“, „Rote Sternrenette“ oder auch „Geheimrat Dr. Oldenburg“.
>> Mühlenhof, Münsteraner Allwetterzoo und Weg der Jahresbäume
Das Freilichtmuseum Mühlenhof in der Nähe des Allwetterzoos und des LWL-Museums für Naturkunde, Theo-Breider-Weg (Führungen: 0251/ 98 12 00, muehlenhof-muenster.org); Eintritt: 6 €, erm.: 4 €. Kinder unter sechs frei, bis 16. Lebensjahr: 3,50 €. Das Museum ist auch montags geöffnet, 10 bis 18 Uhr, ab Dezember bis 17 Uhr. Café mit Tischen unter Bäumen. Anlegestelle am Aasee für das Solarboot: aaseeschifffahrt.de
In der Nähe: „Weg der Jahresbäume“. Dort werden verschiedene Arten gezeigt und beschrieben. Baum des Jahres 2021: die Stechpalme.