Essen. Um das Carsharing-Angebot im Ruhrgebiet auszubauen, wünscht sich Stadtmobil-Chef Matthias Kall einheitliche Regeln und eine bessere Abstimmung.

Der Carsharing-Anbieter Stadtmobil wächst. Befeuert durch die Corona-Pandemie, seien im vergangenen Jahr vor allem Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs auf die Leih-Autos umgestiegen. „Seit April haben wir unsere Flotte allein in Essen um 20 Fahrzeuge sowie zehn neue Carsharing-Stationen erweitert – auch in weiter außerhalb liegenden Stadtteilen wie Horst“, sagt Geschäftsführer Matthias Kall.

Unabhängig von der Pandemie wolle das Unternehmen in den nächsten zwei bis drei Jahren massiv wachsen. „Unser Anspruch ist ein stadtweites Netz in Essen“, sagt Kall.

Städte handhaben Carsharing-Regeln unterschiedlich

Gleichzeitig beklagt er die mangelnde Abstimmung unter den Städten im Ruhrgebiet, was die Ausweisung neuer Stellflächen angeht. Während es in Städten wie Essen oder Düsseldorf genüge, einen Antrag auf Sondernutzung zu stellen, verlange Bochum eine europaweite Ausschreibung. Kall: „Die Metropole Ruhr ist ja leider keine Metropole, in der man mit einem Zuständigen spricht, sondern eine Ansammlung von einzelnen Großstädten und zig Ansprechpartnern. Es wäre deutlich einfacher, für die gesamte Region standardisierte Prozesse zu haben.“

Zwar hat Stadtmobil auch Standorte in Bochum, Hattingen und Dortmund, konzentriere sich aber zunächst auf Essen – auch, weil die Prozesse dort schon eingespielt seien.

Höchstparkdauer erschwert in Essen noch Umstieg auf E-Autos

Bürokratische Hürden erschweren nicht nur bei neuen Standorten das Tempo, sondern auch beim Umstieg auf Elektromobilität. So konnten in Essen erst wenige der insgesamt 90 Stadtmobil-Autos umgerüstet werden. „Wir haben in Essen keinen Zugang zur Lade-Infrastruktur, da hier eine Höchstparkdauer von vier Stunden gilt. Daher können die Fahrzeuge bislang nicht wie die anderen Autos einfach im öffentlichen Raum stehen“, erklärt Kall.

Er ist dennoch zuversichtlich, da aktuell Gespräche mit der Stadt Essen laufen, wie der Ausbau des elektrifizierten Car-Sharings voran getrieben werden kann. Eines liegt dabei für Kall auf der Hand: „Carsharing ist immer eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr: Aber auch da kommen die Planer leider kaum über die Stadtgrenze. Dadurch dauert die Verkehrswende im Ruhrgebiet deutlich länger.“