Bottrop. Weithin sichtbar sind Bottrops künstlerische Halden-Landmarken, aber die Stadt hat auch rund ums Museum Quadrat einen kleinen Skulpturenpark.
Wenn’s darum geht, Kunstwerke weithin sichtbar zu machen, legt Bottrop ja einiges Geschick an den Tag: Da setzt man einfach das luftig-leicht begehbare Tetraeder (1995) von Wolfgang Christ als Landmarke auf die ansonsten eher unprominente Halde Beckstraße in Batenbrock – und schon hat man eines der Wahrzeichen des Ruhrgebiets geschaffen, an guten Tagen bestens sichtbar vom Essener Hauptbahnhof oder der A42 aus. Schon mal nicht schlecht…
Auch interessant
Ein bisschen bescheidener, aber ebenso bestaunenswert sind die „Totems“ des Basken Augustin Ibarolla (2002), die aus Eisenbahnschwellen geschaffen wurden und in ihrer farbigen Verfallenheit die Bergarena oben auf der Halde säumen, ein Amphitheater im ehemaligen Industrie(ab)raum.
„Lichtfossil“ als Willkommensgruß bei der Einfahrt in die Stadt
Zumindest bei Nacht unübersehbar ist auch das „Lichtfossil“ von Kazuo Katase, das seit 2010 als künstlerischer Willkommensgruß gleich neben der Auf- und Abfahrt der A42 fungiert. Die drei weiß aus der Wiese ragenden abstrakten Formen sind im Dunklen beleuchtet – ein Kunst-Kontrast zur umgebenden Zweck-Architektur.
Jedes dieser drei Werke wäre schon eine eigene Fahrt wert, doch wer ein bisschen mehr in kurzer Zeit entdecken mag, sollte in Bottrop tatsächlich an der nahe liegendsten Stelle suchen: Rund ums „Quadrat“, also ums „Josef Albers Museum“, ist der Skulpturenpark entstanden, mit einigen künstlerischen Schwergewichten, die teils ganz luftig wirken. „Alle Skulpturen, die wir zeigen, stammen von Künstlern, die auch mit einer Ausstellung hier vertreten waren“, sagt Ulrike Growe, Verwaltungsleiterin des „Quadrats“, die mit viel Sachverstand zu den Kunstwerken führt. Growe weiß sehr gut, wie die Besucher die Werke wahrnehmen. Da wäre etwa Marcello Morandinis „Arbeit Nr. 205 – Hommage an Bottrop“ (2001), die eben dem Geburtsort des Quadrat-Künstlers Josef Albers gewidmet ist. Aus Quadern zusammengesetzt ergibt sich der optische Anschein eines Auges, einer Linse oder eines Portals. Natürlich war Künstler Josef Albers sein Leben lang von der Form des Quadrats besessen, wie auch die Formgebung des Museums offenbart und „da ist jede Rundform willkommen“, sagt Ulrike Growe und lächelt. Das Morandini-Werk ist auch eine Visitenkarte – nicht wenige Besucher lassen sich inmitten des Kreises fotografieren.
Die Kugeln vor dem Quadrat
Ein weiterer Star unter den Kunstwerken ist ebenfalls sehr rundlich und steht gleich rechts am Fuß des Museumseingangs, Ernst Hermanns „Zwei gegeneinander verschobene Halbkugeln“ von 1977. Die Skulptur aus Chrom-Nickel-Stahl bildet ebenfalls einen schönen Kontrast zur Eckigkeit des Gebäudes – und sie klingt sogar, wie Growe demonstriert, indem sie mit den Fingern dagegen klopft – ein Geräusch wie ein gedämpfter Gong… Die obere Halbkugel ruht auf der unteren – und müsste der Schwerkraft gehorchend, eigentlich hinuntergleiten. Ein Symbol für unseren Planeten? Interpretationen lässt dieses Werk gewiss endlos zu.
Während man bei Morandini schon sehen konnte, dass großer Wert auf Positionierung und Sichtachse zum Museum hin gelegt wurde, ist hier ebenfalls die Sichtachse sehr wichtig: Wie soll das Werk zum Betrachter gedreht werden für den optimalen Eindruck?
Metallkörper wie Mikado-Stäbe
Sehr ans Bauhaus und die Werke von Piet Mondrian erinnert die Skulptur „Lichtsäule II, Weiß mit Blau – Rot + Gelb“ von Werner Dexel, bei der zwischen dem Entwurf 1926 und der Umsetzung 1973 fast ein halbes Jahrhundert lag. Sie bietet schon wegen ihrer Farbigkeit für viele Besucher einen Anziehungspunkt – und erinnert an die abstrahierte Form eines „Zigarettenkiosks“, sagt Growe.
Vor dem Museum steht auch noch Max Bills „Einheit aus drei gleichen Volumen“ (1978), die ein wenig an metallische, aufeinander ruhende Mikado-Stäbe oder Jenga-Klötzchen erinnert.
Tonnenschwerer Stahl wirkt ganz leicht
Wer nicht von der Straße, sondern aus dem Stadtgarten in die Richtung des Museums geht, wird sich erfreuen an Bernard Venets „Undeterminate Line“ von 1987, einem vermeintlich mit leichter Hand dahingebogenen Vierkantstab aus rostigem Stahl. „Der liegt schon fast zart auf der Wiese, obwohl er tonnenschwer ist“, sagt Ulrike Growe. Aber wer näher kommt, sieht an den gewaltigen Stahlwülsten, welch rohe Kräfte beim Verformen zum Einsatz gekommen sein müssen.
Die Leichtigkeit dieses Werks geht Donald Judds bedeutender, aber im ersten Moment eher unscheinbaren Stahlwanne „Bottrop-Piece“ von 1977 ab: Hier ragt ein rostiges, rundes Becken aus der Wiese, in dessen Innerem schräg eine Stahlplatte liegt. Das Werk erschließt sich in seiner Vielfalt erst beim Betrachten aus mehreren Blickwinkeln im Herumgehen.
Lückenloser Übergang in den Stadtgarten
Fast schon im Stadtgarten gelegen ist Hans Steinbrenners „Quader-Skulptur“ von 1965, bei der Quader unterschiedlicher Größe wie ineinander geschachtelt aussehen. Man kann recht lange davor stehen, um zu ergründen, welche Teile der Künstler in den inneren und welche in den äußeren Schichten angelegt hat. Das Werk sei „vielleicht etwas klein und kompakt, aber ich mag es sehr“, sagt Ulrike Growe. Vielleicht auch, weil es mit der Quader-Form wieder eine Referenz zu Josef Albers hat – und dennoch ganz anders wirkt.