Meerbusch. Zauberer Peter Vohralik aus Meerbusch muss wegen Corona Auftritte absagen. Die Zeit nutzt er, um Kinder durch die Scheibe hindurch zu unterhalten.

Peter Vohralik schlendert durch eine Wohnsiedlung in Meerbusch. Mit seinem schwarzen Hut und dem antiquierten Lederkoffer wirkt er etwas aus der Zeit gefallen. Doch die beiden Requisiten braucht der 49-Jährige für seine Zaubershow. Zehn Termine stehen heute auf seiner Liste. Auf dem Weg zu seinem ersten Auftritt erzählt Vohralik, warum er aktuell mit Hut und Koffer durch die Straßen zieht.

Wettstreit der Zauberer fällt aus

„Ich habe momentan einfach viel Zeit“, sagt der Meerbuscher. Vor Corona lief es gut mit der Zauberei. Peter Vohralik hatte viele Auftritte. Und er wollte in diesem Jahr bei den Deutschen Meisterschaften seiner Zunft weit vorne landen. Doch der Wettstreit der Zauberer fiel der Pandamie zum Opfer. Als die große Absagewelle für seine Auftritte kam, saß er am Esstisch. Gemeinsam mit den drei Kindern blickte Vohralik in den Garten. Ein Eichhörnchen unterhielt die Familie mit Kunststücken. „Da ist mir die Idee gekommen“, erzählt Vohralik. „Ich könnte doch auch draußen zaubern, während mein Publikum hinter einer Scheibe sitzt. Dann besteht keine Ansteckungsgefahr.“

Zaubern durch die Scheibe

Gesagt, getan. Vohralik gestaltete Flyer und steckte diese in Briefkästen. Auf den Blättern steht, wie das Zaubern durch die Scheibe funktioniert: Zuschauer sollen ihre Fenster freiräumen, Platz vor dem Haus machen und den Weg zur Bühne weisen. Geld will Vohralik für seine Auftritte nicht haben. Wer unbedingt was zahlen möchte, dem rät der Zauberer, ans Kinderhospiz Regenbogenland in Düsseldorf zu spenden.

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„Als ich angefangen habe, hätte ich nie mit so einer Resonanz gerechnet.“ Peter Vohralik, Fensterzauberer.
„Als ich angefangen habe, hätte ich nie mit so einer Resonanz gerechnet.“ Peter Vohralik, Fensterzauberer. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Mittlerweile ist Vohlarik beim ersten Haus angekommen. Der achtjährige Timm hat die Steine vor dem Hauseingang bemalt, Pfeile zeigen auf ein kleines Feld: die Bühne. Der Gast fühlt sich sofort willkommen. Vohralik drückt noch dreimal die Klingel, um sich anzukündigen. Aber Timm hat bereits Platz genommen. Vohralik schaltet seinen Bluetooth-Lautsprecher ein, Manegen-Musik ertönt und die Zaubershow beginnt.

Timm kann gar nicht glauben, was er da sieht: Wo kommen die Münzen auf einmal her? Warum ist das weiße Seil auf einmal länger als zuvor? Und wie bringt der Zauberer dieses vierfarbige Tuch zum Vorschein? Mit einem Kartentrick verblüfft der Zauberer seinen Zuschauer dann komplett.

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„Und hat es euch gefallen?“

Nach zehn Minuten endet die Show. Gerne würde Vohralik nun mit Timm sprechen. Durch die geschlossene Scheibe ist das schwierig. Aber auch da gibt es einen Weg. Vohralik hat ein kleines Buch auf einem Ständer drapiert. Er klappt eine Karte um: „Und hat es euch gefallen?“ steht drauf. Timm grinst und liefert so die Antwort. Zum Abschied zeigt der Zauberer noch eine Karte mit den Worten: „Bleibt gesund und munter, euer Peter.“

Und weiter geht’s. Ein wenig Programm hat Vohralik noch vor sich. An diesem Freitag steht sein 200. Auftritt an. „Ich bin nun seit sechs Wochen unterwegs“, sagt der Künstler. „Als ich angefangen habe, hätte ich nie mit so einer Resonanz gerechnet.“ Es kommt auch vor, dass ihn Familien durch die Straßen laufen sehen und spontan für eine Vorstellung anfragen. Dann stellt sich Vohralik vor ein weiteres Fenster. „Ich kann doch schlecht Kinder enttäuschen“, sagt er.

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Staunende Kinderaugen

Der Besuch bei Pauline (7) und ihrem kleinen Bruder Marwin (3) war geplant. Peter Vohralik klingelt wieder, dreht die Musik auf und beginnt mit der nächsten Zaubershow. Erneut blickt er in Kinderaugen, die Staunen ausdrücken. Vohralik tippt mit dem Finger auf die Scheibe und hält auf einmal ein rotes Tuch in der Hand. Aber mit einer Farbe gibt er sich nicht zufrieden: Am Ende ist das Tuch auch noch blau, grün und gelb.

Seine Show bei Pauline und Marwin endet. Diesmal bekommt Peter Vohralik sogar Applaus. Nicht von den Kindern. Zwei Senioren haben den Zauberer von der Straße aus beobachtet. Auch ihnen hat die Show gefallen.

Peter Vohralikführt in Meerbusch den „Magic Room“. Auf der Internetseite www.kunst-die-verzaubert.de gibt er Einblicke in sein Atelier, in dem er skizziert, pinselt und tupft.

Es gibt zudem Informationen zu verschiedenen Zaubershows. Da aktuell wenig planbar ist, empfiehlt sich ein Anruf bei Peter Vohralik. Er ist zu erreichen unter: 0 21 50/20 64 10.

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