Die Ärztin Caroline Wack (29) aus Herdecke begrenzt das Spielzeug ihres Sohnes Matthis (knapp 2), damit er eine eigenständige Person wird.
1 Wieso reduzieren Sie Spielzeug?
Schon vor der Geburt haben wir uns überlegt, wie Matthis ein eigenständiger Mensch werden kann. Als er ein Baby war, haben wir ihm nichts über die Wiege gehängt. Er hat mit seinen Händen gespielt, beobachtet. Heute bekommt er drei bis fünf Auswahlmöglichkeiten: Bälle, Bauklötze, Kreisel. Wenn er kein Interesse mehr daran hat, werden sie ausgetauscht. Die Spielsachen lagern im Nebenraum. Und zu Weihnachten, zum Geburtstag gibt es ein Geschenk, an dem sich alle beteiligen dürfen. Kommt mehr, wird das vorher aussortiert. Matthis mag besonders Alltagsgegenstände, er räumt gerne das Schuhregal aus und ein. Außerdem haben wir einen Garten. Und wir spielen nicht mit ihm. Viele andere Kinder müssen bespaßt werden. Wir beteiligen ihn an allem, etwa beim Kochen.
2 Wie reagieren Ihr Sohn, Ihre Mitmenschen darauf?
Matthis ist ein ausgeglichenes Kind. Ich glaube, das ist ein Zusammenspiel aus unserer Lebensform und seinem Charakter. Wenn uns andere Kinder besuchen, brauchen sie meist einen Moment, um ins Spiel zu kommen, aber dann finden sie es cool. Mir ist klar, dass wir mit unserem Garten privilegiert sind. Ich glaube, die Vorstellung sitzt sehr tief, dass Kinder Spielsachen brauchen, dass sie sich sonst langweilen – auch wenn das nicht so ist.
3 Im Kindergarten wird es bestimmt schwieriger?
Noch habe ich die Illusion, dass er nur Dinge bekommt, die er sich beständig wünscht. Also dass er dahin kommt, Wünsche zu entwickeln. Das fehlt vielen Kindern, wenn sie die Dinge schon bekommen, bevor sie daran gedacht haben.
Warum fehlt Kindern heute oft die Fantasie fürs Spiel?