Dortmund. Der Botanische Garten in Dortmund wird 90 Jahre alt. Geplant ist ein Baumwipfelpfad, auf dem man 16 verschiedene Wälder kennenlernt.
Der Rombergpark in Dortmund ist selbst ein Titan: Er ist flächenmäßig der viertgrößte unter allen traditionellen Botanischen Gärten der Welt. In diesem Jahr feiert er sein 90-jähriges Bestehen.
Dabei sagt die Größe eines Parks noch nichts über den Wert einer Sammlung aus, gibt der Dortmunder Leiter Patrick Knopf zu. Wenn man sich zum Beispiel auf „Alpine“ spezialisiert, also winzige Pflänzchen, die etwa in den Alpen vorkommen, reiche schon eine Fläche von zwei Fußballfeldern. „Wenn man jedoch Bäume sammelt, braucht man fast 70 Hektar“, so der Doktor der Naturwissenschaften. Und genau das ist im Dortmunder Süden der Fall.
In dem Park wurden bereits Bäume gepflanzt, als er noch gar kein Botanischer Garten war. „Die Adeligen haben seit 1818 Pflanzen gesammelt“, so der 45-Jährige. Das Gelände gehörte nämlich einst der Familie von Romberg, die das Grün im Stil eines englischen Landschaftsgartens gestalten ließ. Später übernahm die Stadt den Park und verwandelte ihn in einen Botanischen Garten mit heute um die 8000 verschiedenen Arten. Eine Voraussetzung des Verkaufs war, dass der Ort der Erholung und Bildung dienen solle. Knopf: „Deshalb erheben wir auch keinen Eintritt, wir haben keine Zäune, man kann bei uns das ganze Jahr über rein.“
Neue Gewächshäuser
Nun plant die Stadt ein neues Konzept der Lehre. Es gibt Ideen für zwölf Projekte, die rund 14 Millionen Euro kosten und im Rahmen der Internationalen Gartenschau (IGA) im Jahr 2027 eine Rolle spielen sollen. Darunter sind mindestens drei neue Gewächshäuser mit Spezialsammlungen aus Neukaledonien und von den Seychellen. Eine so genannte „Forscherstation“, in der sich Schüler wie Studenten über die Pflanzenwelt informieren können, ist ebenfalls geplant. Und ein Baumwipfel-Erlebnispfad. Wobei Knopf betont, dass der hölzerne Steg aus regionalen Hölzern kein Event-Klettersteig sein wird. Er soll eine besondere Perspektive ermöglichen: auf die Baumkronen. „Sie stehen sonst immer nur vor den Bäumen und schauen hoch. Aber von unten erkennt man nicht die Unterschiede.“
Knopf war kürzlich auf Rügen und hat sich dort einen Wipfelpfad im Buchenwald angeschaut. Der Botanische Garten könne da mehr bieten: „Sie sehen dann den Unterschied zwischen einem Mitteleuropäischen Buchenwald im direkten Vergleich mit den Appalachen.“ Also den Bäumen im Gebirge im Osten Nordamerikas. „Und von den Appalachen gehen Sie ein paar Meter weiter und dann sind sie in der Sierra Nevada in den Vereinigten Staaten mit den Mammutbäumen, die wieder ganz anders strukturiert sind“, so Knopf. „Man kann so 16 verschiedene Wälder kennen und schätzen lernen. Denn wir wissen alle, dass wir die Wälder schützen müssen, aber kaum einer kennt und versteht sie.“