Bottrop. . Geocacher Andy Binia sucht für sein Leben gern versteckte Dosen. Es gibt keinen Sieger, kein Geld – die einzige Belohnung: jede Menge Spaß.
Das ist doch einfach nur ein Baum mit frischen grünen Blättchen, mag der Laie denken. Von wegen, weiß Andy Binia und klettert den Stamm hinauf. Da ist etwas. Als geübter Geocacher hat der 46-Jährige seinen Blick geschärft für das Versteck am Wegesrand.
Als er vor zehn Jahren einen Artikel in der WAZ über einen ehemaligen Kollegen las, der begeistert von diesem Hobby erzählte, war es auch um Andy Binia geschehen. Heute ist der Elektriker Sprecher des „Geocaching Vereins Ruhrgebiet“ und nutzt jede freie Minute für diese besondere Schnitzeljagd.
„Auf der ganzen Welt ist etwas versteckt.“ 5,5 Millionen solcher Caches gebe es. Knapp 3000 habe er schon gefunden. „Man kommt an Orte, die man zuvor noch nie gesehen hat.“ Ob er nun nach Stockholm oder ins Sauerland reist. Selbst in seiner Heimatstadt Bottrop entdeckt er so neue Ecken.
Es gibt zwar mittlerweile auch eine Geocaching-App, aber Binia geht am liebsten traditionell vor: mit einem GPS-Gerät in der Hand, das ihm die Koordinaten des Gesuchten zeigt. Binia entdeckt eine eiförmige Box. „Es gibt gute Dosen, doofe Dosen.“ Nano-Dosen, die wie ein Daumennagel winzig sind, gefallen ihm nicht so gut. Aber er hat mal sehr gelacht, als er eine riesengroße Kunststoff-Kuh mitten im Wald entdeckt hat. „Die hatte eine Dose im Euter.“
Ein Plastikknochen erinnerte an den verstorbenen Hund
Auch er hat schon Caches versteckt. Etwa einen Plastikknochen, als Cassy, der Hund seines Bruders, verstarb. Binia hat diese „Box“ mit einer Leine an einen Baum gebunden. Aber er sucht lieber statt zu verstecken. Auch wenn er in den Urlaub fährt. „Fast jede Raststätte ist bedost.“
Binia öffnet die gerade gefundene Eier-Box, in der wie in jedem Cache ein Logbuch versteckt ist. Dort verewigt er sich mit Namen und Datum. Im Internet wird er sich später auf einer Plattform einloggen und kennzeichnen, dass er das Versteck entdeckt hat – ein Smiley wird dann auf der Karte erscheinen. Manchmal steckt auch ein kleines Spielzeug in der Box, das man gegen etwas Gleichwertiges tauschen kann, zum Beispiel einen Schlüsselanhänger. Je nach Schwierigkeitsgrad muss man sich bei dem einen Cache nur bücken, um unter einer Parkbank oder in einer Felsspalte fündig zu werden. Bei sehr schwierigen kommt man nur mit Taucheranzug weiter.
Die Freude am Entdecken der Verstecke
Die ganze Plackerei nur, um sich in ein Büchlein einzutragen, ein Spielzeug zu tauschen und einen Smiley zu ernten? „Es gibt kein Geld dafür, keine Rangliste“, gibt Binia zu. „Man hat nur eine Dose mehr und Spaß gehabt.“ Die Freude am Entdecken der Verstecke ist der eigentliche Grund, warum Binia immer wieder unterwegs ist. Allein oder mit seiner Frau und seiner 13-jährigen Tochter. Das sei schon etwas anderes als einfach nur spazieren zu gehen. „Spazierengehen mit Wow-Effekt am Ende.“