Dortmund. . Wie hält man auf dem Weg zum Ziel durch? Gerd Wilbrink, Coach aus Dortmund, erklärt: Die stärksten Grenzen setzen sich die Menschen selbst.
Nicht nur in der Fastenzeit versuchen Menschen, sich zu disziplinieren. Aber wie gelingt das? Gerd Wilbrink, Trainer aus Dortmund, gibt Antworten:
Wie setzt man sich Ziele?
Gerd Wilbrink: Ich beschreibe einen idealen Zustand, der in der Zukunft liegt. Wichtig sind: Papier und Stift. Wenn ich es nicht beschreibe, sind es nur Gedanken, aber kein Ziel. Zunächst mache ich eine Analyse. Wie sieht meine Situation jetzt aus? Wir sind es gewohnt, ständig zu urteilen. Aber die Analyse sollte ganz wertfrei sei.
Erläutern Sie das bitte näher.
Ein Beispiel: Der Kontostand liegt bei minus 10.000 Euro. Ich kann das Ziel aufschreiben: „Ich möchte schuldenfrei sein.“ Die wertfreie Analyse ist wichtig, damit wir uns realistische Ziele setzen. Nicht urteilen: Ich verdiene eh zu wenig. Sondern: Was für ein Einkommen habe ich? Wie viel kann ich im Monat sparen? Dann liste ich die Maßnahmen auf, um das Ziel zu erreichen: Ich spare jeden Monat 50 Euro, ich lege das Geld an oder ich gehe an die Börse. Erst dann kann ich erkennen, wann ich aller Voraussicht nach, das Ziel erreiche. Und erst jetzt lege ich den Termin zur Zielerreichung fest. Dann ist es realistisch.
Und dann hat man einen Durchhänger, isst in der Fastenzeit ein Stück Fleisch, gibt die 50 Euro für etwas anderes aus. Ist hier nicht Disziplin wichtig?
Was ganz wichtig ist, wenn Sie das Ziel beschreiben, fragen Sie sich: Lockt mich das Ziel, begeistert es mich? Wenn nicht, dann werden Sie nicht durchhalten. Und wenn ich mich bei den Maßnahmen überschätze, jeden Monat 300 Euro sparen will, dann breche ich ab. Ziehen Sie nach drei Monaten, nach sechs Monaten, eine Zwischenbilanz: Was habe ich schon erreicht? Das macht jeder Bergsteiger. Er hält inne und schaut, was er schon geschafft hat. Dann macht er vielleicht kleine Kurskorrekturen, aber ihn braucht keiner zu motivieren.
Es gibt Menschen, die haben das Ziel: Ich möchte ein Haus bauen...
Das ist kein Ziel, das ist eine Maßnahme.
Was wäre das Ziel?
Das weiß ich nicht. Ich wohne auch in einem Haus. Ich habe mein Ziel so beschrieben: Ich bin und lebe im Paradies. Ein Mittel, um das zu erreichen, war ein Haus mit einem schönen, großen Garten und einem Teich.
Worauf ich hinauswollte: Menschen übernehmen vermeintliche Ziele von anderen: Haus-Bau, Karriere-Machen. Wie stellt man sicher, dass es wirklich eigene Ziele sind und nicht die Erwartungen von anderen?
Durch die Analyse. Die beinhaltet auch eine Begabungsanalyse, was mache ich gerne, was mache ich gut. Wenn ich das bei meinem Ziel einfließen lasse, bin ich auch ganz bei mir. Nicht: Was ist vernünftig? Sondern: Wofür schlägt mein Herz?
Aber es gibt auch Grenzen...
Die stärksten Grenzen haben die Leute im Kopf: Das geht nicht, das ist unmöglich, das macht man nicht, das darf man nicht, da habe ich kein Geld für, da bin ich noch zu jung zu, da bin ich schon zu alt zu, da habe ich keine Zeit für. Das sind Grenzen, die sich Menschen selbst setzen.
Also weniger Lotto spielen und dafür das Schicksal selbst in die Hand nehmen?
Lotto-Spielen finde ich schon gut. Weil die Leute dann mal wieder träumen. Nach dem Motto: was wäre wenn. Es geht gar nicht ums Gewinnen. Es geht darum, sich zu trauen, mal wieder zu träumen.
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