Marl. . Speaker sind die neuen Entertainer. Redner Felix Plötz aus Marl hat ein Buch über den Traumberuf geschrieben: Wie er mit Vorträgen Geld verdient.

Nach Motivations-Büchern wie „Palmen in Castrop-Rauxel“ – über das Gründen eines Start-ups am Feierabend – erklärt Felix Plötz aus Marl nun in seinem neuen Buch, wie man Speaker wird. Der 35-Jährigen rechnet in diesem Jahr mit über 100 eigenen Auftritten.

Sie schreiben von „Infotainment“. Sind Speaker-Auftritte eine neue Art der Unterhaltung? Was begeistert die Leute auf einmal so sehr, dass sie einem Menschen zuhören?

Felix Plötz: Ich glaube, dieses „auf einmal“ ist eine falsche Wahrnehmung. Speaker-Auftritte sind populär, weil es viele neue Formate gibt. Aber dass Leute gerne Geschichten hören, damit sie etwas lernen, das ist ein jahrtausendealtes Phänomen. Die ersten Geschichten am Lagerfeuer waren so: Der Dorfälteste hat seine Expertise durch eine persönliche Story weitergegeben. Warum das nun so populär ist, liegt auch daran, dass es heute sehr leicht ist, seine Qualitäten als Speaker zu vermitteln, durch Videos, über Youtube, Social Media. Wenn ich gut bin, bekommen die Leute das mit. Zudem leben wir in einer Zeit, die durch ein extremes Tempo geprägt ist. Es gibt eine große Unsicherheit – daher die Nachfrage nach Leuten, die einem neue Perspektiven geben können.

In der Pädagogik ist der Frontalunterricht verpönt. Warum funktioniert das Frontale auf der Bühne?

Die Menschen emotional auf ein Thema einstimmen, das ist die Aufgabe eines Keynote-Speakers, so Felix Plötz.
Die Menschen emotional auf ein Thema einstimmen, das ist die Aufgabe eines Keynote-Speakers, so Felix Plötz. © Handout / Gedankentanken

Wenn Sie über mehrere Wochen nur Frontalunterricht machen, kann das nicht funktionieren. Aber das ist auch nicht der Anspruch, den ein Keynote-Speaker hat. Die Aufgabe eines Keynote-Speakers ist, einzuleiten. Ein Thema einer Veranstaltung zu bestimmen, den Grundton – daher auch das Wort Keynote –, Leute einzustimmen, emotional abzuholen, inhaltlich einen Impuls zu geben. Der Speaker hat sich Wochen und Monate einen Impuls-Vortrag überlegt, der 30 oder 45 Minuten dauert. Das hat sich als Format durchgesetzt, weil es funktioniert.

Wie haben Sie das gelernt?

Es ist ein Traumberuf. Aber es ist keiner, den Sie bei der IHK oder sonst wo erlernen können. Sie bekommen nie ein Keynote-Speaker-Zertifikat verliehen. Man muss zwei Voraussetzungen schaffen: Sie müssen einen Wert beim Publikum abliefern, sonst bezahlt Sie keiner. Sie müssen eine herausragende Expertise zu irgendeinem Thema haben, bei mir ist das Digitalisierung, Start-up-Spirit, die digitale Generation führen. Der zweite Punkt: Sie müssen eine gewisse Art der Bekanntheit erreichen. Am Anfang kann man zu kleinen Veranstaltungen gehen, bei der IHK, den Rotariern. Oder Sie machen einen Blog, einen Podcast, schreiben ein Buch und werden eingeladen. Und dann macht Bühne Bühne: Wenn Sie einen guten Job machen, können Sie direkt aus dem Publikum drei neue Aufträge mitnehmen.

Was macht einen guten Speaker aus?

Sie müssen die Expertise mit einer persönlichen Story verknüpfen. Deshalb gibt es ehemalige Sportler auf der Bühne, die von ihren Erfahrungen erzählen. Man muss Talent haben, eine Portion Extravertiertheit, aber das ist gar nicht so wichtig. Den Rest kann ich lernen, wie man einen tollen Vortrag strukturiert, wie man ihn hält, Stimm-Training, Schauspiel-Training. Eine gute Bühnen-Performance ist wichtig.

Was sind gute Themen?

Es gibt verschiedene Kategorien: Motivation, Querdenken, Mut, Innovation...

Dazu gibt es schon viele Vorträge...

Es macht keinen Sinn, ein ganz neues Thema aufzumachen. Diese Themen gibt es aus gutem Grund. Sie haben alle etwas mit der Businesswelt zu tun. Es gibt natürlich Speaker, die normale Menschen in Veranstaltungen holen. Aber in der Regel ist es ein Business-Publikum.

Sind die Auftritte Ihre Haupteinkommensquelle?

Ja. Als Anfänger kriegt man 1000 bis 3000 Euro, wenn man etabliert ist, sind es zwischen 3000 und 6000, wenn Sie eine Expertise aufgebaut haben, dann können Sie auch ein Honorar zwischen 6000 und 12.000 Euro pro Vortrag rechtfertigen. Das ist das Honorar, für das ich auftrete.

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama ist als Speaker sehr gefragt.

Obama ist das absolute Ende der Fahnenstange, der verdient 400.000 Euro. Das ist für einen normalen Menschen nicht zu erreichen.

Yes We Can. Ein guter Speaker gibt auch immer Hoffnung, oder?

Es geht auch darum, den Leuten ein gutes Gefühl zu geben. Aber nicht immer. Beispiel Digitalisierung: Da sage ich: Wir haben es in der Hand! Andere wollen die Leute alarmieren, auf ein Thema erst mal aufmerksam machen. Die verbindende Klammer: Speaker geben immer einen Impuls, um ins Handeln zu kommen.

Ist die Wirkung von solchen Vorträgen überprüfbar?

Was absolut überprüfbar ist: Ob der Funke übergesprungen ist. Man sieht das an den Gesichtern der Leute. Was Sie nicht sehen, was aber auch nicht Ihr Job ist, wenn Sie zum Beispiel einen Vortrag zur Ernährung halten, ob die Leute in einem halben Jahr wirklich zehn Kilo abgenommen haben. Sie sind kein Coach, Sie begleiten das nicht über mehrere Monate. Ihre Funktion ist, den Zündfunken zu geben. Wie lange das Feuer brennt oder ob das Feuer im Unternehmen wieder ausgetreten wird, weil sie dort keine Innovation haben wollen, das können Sie nicht beeinflussen.

Felix Plötz: Traumberuf Keynote Speaker – Wie Sie als Redner durchstarten: Geschäftsmodell, Kundenakquise und Vorbereitung. Redline Verlag, 220 S., 19,99 €

>> BÜHNEN FÜR SPEAKER

Um Mitarbeiter zu motivieren, laden Firmen Speaker für interne Veranstaltungen ein. Doch es gibt auch Reihen, die für alle Interessierten zugänglich sind. Eine Auswahl.

Gedankentanken: An einem Abend treten mehrere Speaker auf. Die nächste Rednernacht findet in Köln statt, zum Thema „Führung“, am Donnerstag, 4. April, ab 19 Uhr, in der Lanxess Arena.

Gefragter Redner: der ehemalige US-Präsident Barack Obama.
Gefragter Redner: der ehemalige US-Präsident Barack Obama. © dpa

Dann gibt es zudem ein einstündiges Gespräch mit dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Tickets: ab 87,55 Euro (gedankentanken.com).

TEDx: TED (Technology, Entertainment, Design) war ursprünglich eine Konferenz für Innovationen in Kalifornien. Mit einem x versehen, laden auch lokale Veranstalter zu Events ein. Etwa in Bochum, am 4. Mai, 12 - 19 Uhr, Audimax der Ruhr-Uni. Thema: Embrace the Unexpected – Umarmen Sie das Unerwartete. Tickets: 39,90 €, Studenten: 29,90 €. tedxruhruniversitybochum.de

RuhrSummit: Beim Start-up-Gipfel treten auch Top-Speaker auf, in der Jahrhunderthalle in Bochum, 29. - 30. Oktober. Eintritt: Studenten frei (limitiert), ab 19 € (summit.ruhr/2019/de).