Immer zwischen Weihnachten und Neujahr lädt der Naturschutzbund engagierte Freiwillige zum Zurückschneiden der Kopfweiden am Sprockhöveler Bach ein.

Einmal im Jahr, in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, geht es in Sprockhövel an den ökologischen Frühjahrsputz: Der Naturschutzbund (NABU) EN und engagierte Freiwillige haben sich deshalb an diesem Freitag früh zusammengetan, um die Kopfweiden am Sprockhöveler Bach in Höhe Pennekamp zurückzuschneiden. Warum dies so wichtig ist und wie die Kulturbiotope die heimische Natur beeinflussen, machte Bernd Jellinghaus aus dem Kreisvorstand des NABU EN, im Einführungsgespräch allen Beteiligten noch einmal deutlich.

„Ohne den Beschnitt würden die Weiden auseinanderbrechen, da das Gewicht der immer größer werdenden Äste irgendwann einfach zu groß ist.“ Als eine Kopfweide werden Weiden bezeichnet, deren Stämme als Jungbaum auf einer Höhe von etwa einem bis drei Metern geschnitten wurden und deren Zweige in der Folge in regelmäßigen Abständen gekürzt wurden. „Viele verschiedene Insekten- und Vogelarten finden in den Bäumen einen Nist- oder Lebensort“, erklärt der Naturschützer weiter. Nach dem Schnitt würden unter Einfluss der Wetterbedingungen mit der Zeit faulige Stellen entstehen, die sich zu Höhlen ausweiten könnten. Hornissen oder Steinkäuze seien häufige Gäste in den Kopfweiden.

In diesem Jahr hatten sich fünfzehn engagierte Naturschützende versammelt, um die schweißtreibenden, aber nötigen Arbeiten zu verrichten. Einer von ihnen ist Michael Reiffert. Seit zehn Monaten ist der Wetteraner Mitglied in der NABU EN. Mit dem Willen, etwas aktiv für die Natur zu machen, hat er sich zusammen mit den restlichen freiwilligen Helfern bei den kalten Temperaturen an die Arbeit gemacht.

Zunächst wurde durch Bernd Jellinghaus und einem weiteren Helfer mit einer Kettensäge alle Äste des Baumes abgetrennt, bevor die eigentliche Arbeit der Freiwilligen zum Tragen kam: Das Wegschaffen und Anhäufen der teilweise schweren Weidenzweige. Diese werden in ein bis zwei Wochen von den Verantwortlichen weggeräumt. Bis dahin können sich Interessierte Bürger gerne Weidensetzlinge für den heimischen Garten oder zum Basteln abholen. Aber nicht alle Bäume werden von den Freiwilligen mit der Kettensäge bearbeitet – nur die Kopfweiden mit besonders dicken Ästen werden gestutzt. Die Setzlinge aus dem Vorjahr mussten zudem vor einer Entwurzelung gesichert werden. Dafür wurden auch von ihnen die austreibenden Zweige abgetrennt. In der Vergangenheit waren die Kopfweiden vom Menschen kultiviert worden, um aus den dünnen Zweigen Körbe zu flechten oder die dickeren Äste als Kaminholz zu nutzen. „Es ist interessant zu sehen, dass der Mensch unbewusst ein Biotop geschaffen hat, wo viele Lebensarten ein zu Hause finden können“, bemerkte ein weiterer Teilnehmer.

Würden die Kopfweiden nicht beschnitten, wären die Bäume innerhalb weniger Jahre zerbrochen und abgestorben. Sehr seltene oder Rote-Listen-Arten, wie etwa der Weberbock (Käfer), suchen diesen Lebensraum auf und wären ansonsten noch stärker vom Aussterben bedroht.

Für eine stärkende Brotzeit und heiße Getränke zum Aufwärmen war ebenfalls gesorgt, so dass nach mehreren Stunden der Arbeit die Kopfweiden befreit und sich der Berg an Zweigen und Ästen durchaus sehen lassen konnte.