Bochum. . Eine Frau wendet sich an eine Sexualtherapeutin, weil sie mit ihrem Liebesleben unglücklich ist – nun kann sie Intimität wieder mehr genießen.
Am Anfang war die Lust – dann wurde sie schleichend zur Last: Svenja Schiller* liebt ihren Freund, auch nach acht Jahren findet die 29-Jährige ihn attraktiv. Aber wenn sie im Bett sind, dann fühlt sich der Sex an, als ob sie einen Job erledigen müsste.
In einer langjährigen Beziehung haben Paare oft seltener Sex als am Anfang. Wenn beide Seiten damit zufrieden sind, ist alles in Ordnung. „Aber für mich ist es nicht okay“, sagt die Bochumerin, „weil ich mal eine andere Persönlichkeit war“. Und weil sie diesen Druck verspürt. Wenn es aufs nächste Wochenende zugeht: Jetzt ist es bald wieder soweit – und das schlechte Gefühl wird größer. Wenn sie deswegen Nein zum Sex sagt, hat sie auch noch ein schlechtes Gewissen.
Allein kommt die Sozialarbeiterin aus diesem Gefühls-Chaos nicht mehr heraus. In der Sexualsprechstunde bei der Therapeutin Julia Velten wird ihr langsam bewusst, warum sie selbst – nicht ihr Partner – diesen Druck macht. „Ich will dieses Bild von Frau darstellen, was die Gesellschaft vorgibt: Ich schaff’ das alles, ich bin eine Powerfrau, ich habe einen guten Job und jetzt möchte ich auch im Bett noch eine Granate sein.“ Sie befürchtet, ihren Freund zu verlieren, wenn sie zwischen den Laken nicht das leistet, was sie meint, leisten zu müssen. Dass er sonst fremdgeht oder gleich ganz abhaut. Woher diese Angst kommt, kann sie nicht erklären, ihr Partner gibt jedenfalls keinen Anlass. „Mein Männerbild ist verschroben.“
Eine halbe Stunde lang streicheln
Vom Kopf her weiß sie, dass vor allem ihre Haltung zu ihrem Liebesleben das Problem ist. Die Gefühle kommen jedoch noch nicht hinterher. Julia Velten empfiehlt ihr für einige Zeit ein „Sexverbot“. Zweimal in der Woche verabredet sie sich nun mit ihrem Freund, mit dem sie in einer Wohnung wohnt, zum Streicheln. Eine halbe Stunde lang. Mittlerweile sind sie dabei wieder nackt.
An manchen Tagen fällt ihr es noch schwer, sich aufzuraffen. Besonders, wenn sie fertig von der Arbeit zurückkommt. „Klar habe ich schon noch Druck, aber diese Zeit kann ich genießen. Da habe ich nicht das Gefühl, dass ich etwas leisten muss. Das ist einfach gut.“
>> Erste Ansprechpartner bei sexuellen Problemen können Gynäkologen und Urologen sein.
*Name von der Redaktion geändert.