Oberhausen. . Die Köster-Hofläden in Oberhausen könnten kaum unterschiedlicher sein: Gestüt auf der einen, Allround-Bauernhof auf der anderen Straßenseite.
Kaltblutstute Lissy hat ein freundliches Gemüt und eine engelsgleiche Geduld. Sie steht im Stall und hebt brav das Bein, als Matthias Köster mit der Zange das glühende Eisen an den Huf führt. Es raucht und dampft, Lissy bekommt neue Schuhe – und bei Pferden ist das mit dem Geruch von verbranntem Horn verbunden, der sich gewöhnungsbedürftig im Stall ausbreitet. Das Horn wird in Form gebrannt, bevor das Eisen auf dem Huf festgenagelt wird.
Lissy erhält derzeit die meiste Aufmerksamkeit auf dem Gestüt von Christa Köster (57) und ihrem Mann Bernhard (66) in Oberhausen-Schmachtendorf, denn bei ihr ist gerade ein Fohlen unterwegs. Bis es da ist, dauert es noch ein wenig: Elf Monate ist eine Stute trächtig, der vorherberechnete Termin ist der 17. Februar 2019.
Ein Liter Stutenmilch pro Melkvorgang
Ab dann werden die Kösters auch wieder Stutenmilch aus eigener Produktion im Angebot haben. Derzeit wird die fettarme Pferdemilch schockgefrostet im Kühlwagen aus Schleswig-Holstein angeliefert – und im Hofladen verkauft. Die Kösters gehen mit ihren Pferden sehr schonend um: Ein junges Fohlen bleibt zwölf Monate bei seiner Mutter. Und gemolken werden in dieser Zeit auch keine großen Mengen: Eine Stute produziert pro Tag zwar 18 bis 20 Liter Milch. „Aber pro Melkvorgang erhalten wir nur einen Liter, bei zwei Melkvorgängen bestenfalls zwei Liter pro Tag.“
Und warum sollte man überhaupt Stutenmilch trinken? Sie schmeckt wässrig, süß und wirkt entzündungshemmend. Sie ist der menschlichen Muttermilch von ihren Inhaltsstoffen sehr ähnlich und wird darum von Heilpraktikern und einigen Ärzten als Naturheilmittel eingesetzt, das bei der Stärkung des Immunsystems helfen soll, bei der Behandlung von Allergien, Neurodermitis, Schuppenflechte.
Das Gestüt der Kösters ist für Christa und Bernhard eher ein wahr gewordener Traum als ein hochprofitables Unternehmen. Die Ställe sind nach außen hin offen, so dass die Pferde rein- und rausspazieren können, wie es ihnen beliebt, sie stehen auch nicht in separaten Boxen. Für die Kösters ist das ein wunderschöner Nebenerwerb. Sohn Matthias (29) allerdings bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Pferden, er fährt als Hufschmied durch die Gegend.
Zwei Höfe, ein Familienname
Auf der anderen Straßenseite gibt es einen zweiten Hofladen – und der heißt nicht zufällig auch Köster… Er gehört dem Neffen Christoph Köster und seiner Frau Barbara, die hier Allround-Landwirtschaft betreiben. Saisonales gibt es wie Erdbeeren, Spargel, Kürbisse, dazu Kartoffeln. Und gerade steht Christoph auf dem Dinkelfeld. Das Getreide hat in den letzten zehn, fünfzehn Jahren ein Comeback erlebt. „Dinkel ist 60 Jahre lang so gut wie nicht angebaut worden, weil der Mähdrescher es nicht schafft, nur die Körner zu ernten. Er erntet die Körner mit dem Spelz zusammen, also mit den Hüllblättern, die direkt um die Körner liegen“, so Christoph Köster (42). Dadurch ist ein zusätzlicher Arbeitsschritt nötig, der Dinkel muss in die Schälmühle nach Düsseldorf. „Der Dinkel ist ja auch wieder unheimlich modern geworden: Ein Bäcker, der kein Dinkelbrot hat, ist ja kein ordentlicher Bäcker mehr.“ Viele Menschen, die mit Weizen nicht zurechtkommen, vertragen den Dinkel viel besser, obwohl beide Getreidesorten verwandt sind.
Hühner in den mobilen Ställen
Ein weiterer Stolz von Christoph Köster sind seine Hühner. Oder vielmehr deren Eier. Die Hühner haben es bei ihm ähnlich gut wie auf dem Biohof. Zwei mobile Ställe beherbergen jeweils 900 Hühner, erlaubt wären etwa 1450… Weil die Ställe mobil sind, werden sie regelmäßig auf frische Wiesen gezogen, so dass die Hühner nicht auf dem selbst vollgedreckten Grund picken und scharren müssen.
Diplom-Agraringenieur Köster: „Die Hennen bekommen ein Futter ohne Soja und ohne Farbstoffe. Normalerweise wird dem Futter ein Farbstoff beigemischt, der den Dotter gelb macht. Bei mir ist es so: Wenn man sechs Eier aufschlägt, hat man sechs verschiedene Dotterfarben. Aber das ist eben ganz normal.“ Das gute Futter macht sich auch geschmacklich bemerkbar: „Das ist ein Premium-Ei. Die Kunden schmecken da einen Unterschied.“
Auch Fleisch produziert Köster selbst: In seinem Stall stehen 100 Mastbullen. „Wir haben einen Metzger, der selber für uns schlachtet. Ein Teil des Fleisches kommt dann auch zurück in den Hofladen.“ Selbst wenn der Hofladen geschlossen hat, kann man es erwerben, denn auf dem Hof von Christoph Köster steht ein gekühlter Automat, in dem es unter anderem Grillfleisch zu kaufen gibt, wenn man zu ungewöhnlichen Zeiten welches haben möchte.
Viel Saisonales aus der Region im Angebot
Der Hofladen von Barbara und Christoph Köster bietet ein landwirtschaftliches Vollsortiment an regionalen und saisonalen Obst- und Gemüsesorten, alle von Höfen bezogen, zu denen Kösters seit vielen Jahren ein vertrauensvolles Verhältnis haben.
Von den 120 Hektar, die Christoph Köster bewirtschaftet, sind 50 Hektar Grünland. Dort wächst nichts außer Gras. Das wird zu Heu für die Rinder und Pferde. Und so wandert ein Teil dieses Heus auch wieder auf die andere Straßenseite, zum Haflinger-Gestüt und damit auch zurück zu Stute Lissy.
>>>Infos zu den Köster-Hofläden
Köster Stutenmilch: Am Barmscheidsgrund 200, Oberhausen, Sa. 9-14 Uhr, 0208/672467. Hufschmied Matthias Köster: 0157/75832411. www.koester-stutenmilch.de. Hofladen Köster: Gabelstr. 71, OB, Mo.-Fr. 9-18.30, Sa. 9-16.30, So. 10-13, 0208/671963. www.koestershof.de