Essen. . Robert Campe ist 16 und hängt ständig am Smartphone. In seinem Buch „What’sApp, Mama“ schreibt er, warum es okay ist, fast immer online zu sein.

Wenn er nicht sein Smartphone so erwartungsvoll in der Hand drehen würde, könnte man meinen, es wäre dort angewachsen. Für Robert Campe ist es beinahe unvorstellbar, dieses wundersame Kommunikationskästchen außer Reichweite zu wissen. Und damit ist er ein ganz normaler 16-Jähriger. Falls Sie sich schon immer fragten, warum eine ganze Generation am Datentropf ihrer Mobilgeräte hängt, gehören Sie vermutlich in die Altersgruppe, die mehr als doppelt so alt ist wie Robert.

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Für die hat er ein Buch geschrieben: In „What’sApp, Mama?“ bringt der Hamburger Schüler seinen Eltern, Lehrern und, ja, sogar Großeltern bei, warum es für junge Menschen heute schon okay ist, den ganzen Tag online zu sein. Wir sprachen mit ihm über das Handy-Verbot in der Schule, das Lernen mit Youtube und das Gefühl, ohne Netz von der Außenwelt abgeschnitten zu sein.

Hallo Robert, stell Dir vor, auf einmal wäre Dein Handy weg! Wie würdest Du zurechtkommen?

Robert Campe: Im Alltag fällt es mir schon echt schwer, ohne Handy zurechtzukommen. Weil es eben auch ein Organisator für einen ist. Gerade, dass man bei Whatsapp mal Sachen in der Klassengruppe nachfragen kann. Oder weil man sich so viel einfacher verabreden kann. Im Urlaub finde ich’s aber auch mal ganz angenehm. Da tut es ganz gut, wenn nicht ständig neue Nachrichten hereinflattern. Weil man sich dann besser auf das Außenleben konzentrieren kann.

Aber wie alle Schüler hast Du ja eine tägliche, erzwungene Offline-Zeit in der Schule. Nervt das?

In der Schule ist man es nicht anders gewohnt. Man hat nicht das Verlangen, weil man es nicht anders kennt.

„In Schulen gibt es großen Aufholbedarf“

Bereiten die Schulen eigentlich gut vor auf den digitalen Alltag?

Da gibt es noch großen Aufholbedarf. Es fehlt ein Unterrichtsfach, das erklärt, wie man sich jetzt im Internet verhält. Darüber wurde bei mir auf der Schule noch nie irgendein Wort geredet. Es gibt auch manche Privatschulen, die arbeiten etwa nur mit iPads. Aber das ist bisher gar nicht der Regelfall. An den Schulen hinkt man ziemlich hinterher.

Heute lernen Schüler auch mit Hilfe von Youtube oder Wikipedia. Und Du schreibst, dass Du selbst manche Lösung ergoogelt hast. Wie wäre es denn mit Selberdenken?

Na klar, das Googeln sollte nie der Regelfall sein – und ist es auch nicht. Das ist ja auch der Grund, warum es Hausaufgaben gibt. Es ist keine gute Idee, seine Hausaufgabe nicht selbst zu machen. Spätestens in der Klassenarbeit merkt man: Warum das jetzt so ist, weiß ich nicht, denn ich hatte ja immer nur die richtige Lösung. Zumindest bei mir in der Klasse wissen alle, dass es gar nichts bringt, immer nur alles abzuschreiben. Weil man irgendwann damit auf die Nase fliegt in der Schule.

Welche Apps nutzt Du denn selbst?

Snapchat, Instagram, Whatsapp, Spotify...

Teenager nutzen kaum noch Facebook

Was ist mit Facebook?

Die Sachen dort sind oft wirklich unrelevant für einen Teenager: Tiervideos, politische Diskussionen und viel Werbung. Viele aus meinem Alter haben auch gar kein Facebook-Profil mehr, das ist das Krasse.

Wie sieht es eigentlich mit dem Interesse der Lehrer an dem aus, was Du so im Netz machst?

Es gibt nur einen einzigen Lehrer, der einem selber etwas mit auf den Weg geben kann. Bei den anderen ist es eher so, dass man selbst ihnen alles erklären muss.

Führt das manchmal zu Problemen?

Ja, schon. Ich speichere meine Hausaufgaben zum Beispiel nicht mehr auf dem USB-Stick, sondern ich lade sie in die Cloud hoch. Dann hat mein Lehrer mich gefragt: „Wo ist dein USB-Stick?“ Als ich sagte: „Ich hab’ keinen, ich hab’ alles in der Cloud“, da dachte er erst mal, ich hätte nichts gemacht. Das musste ich ihm erstmal erklären.

Den Schritt vom Buch in die digitale Welt ermöglichen

Wenn man als Jugendlicher den Erwachsenen die Online-Welt erklären will, stößt man da nicht manchmal auf Unverständnis?

Ich habe es manchmal mit meiner Mutter erlebt, dass ich ihr Sachen doppelt oder auch dreifach erklären muss. Es ist aber auch so, dass das Lernverhalten im späteren Alter ja immer weiter abnimmt. Aber deshalb kann man ja jetzt in meinem Buch nachschlagen.

Und Du als Online-Kind hast ausgerechnet ein Buch geschrieben?

Das Ziel ist es ja gerade, den Erwachsenen den Schritt vom Buch in die digitale Welt zu ermöglichen. Man erreicht die Leute, die nichts mit digitalen Medien zu tun haben, ja auch nicht, wenn man sie auf dem falschen Medium anspricht. Und es ist ja immer noch etwas anderes, wenn man etwas Handfestes in der Hand hat, als wenn man es auf dem digitalen Display liest.

Liest Du selbst viele Bücher?

Ich persönlich lese Bücher eigentlich nur, wenn ich Ferien habe oder im Urlaub bin. Im Alltag komme ich gar nicht wirklich dazu, und da gibt es, gerade als Jugendlicher auch wirklich wichtigere Dinge, als ein Buch zu lesen – zumindest habe ich immer das Gefühl.