Essen. Start-ups aus dem Ruhrgebiet erregen Aufmerksamkeit bei Investoren. In viele der jungen Firmen fließen Millionenbeträge. Um wen es geht.

Wer in Nordrhein-Westfalen ein Start-up gründet, geht am liebsten nach Köln. Im Ruhrgebiet schafft es gerade einmal Dortmund unter die Top 5 der beliebtesten Städte. Doch in der Start-up-Szene des Reviers registriert man in diesem Jahr deutliche Aufwärtstendenzen. In Finanzierungsrunden sammeln junge Firmen Millionen ein.

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„Das Gründungsklima hat sich verbessert. Wir stehen viel besser da als im Vorjahr“, sagt Svenja Tietje, Geschäftsführerin des Ruhrhubs in Essen, bei dem die Start-up-Fäden des Ruhrgebiets zusammenlaufen. Der Ruhrhub wird von den Städten Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Mülheim, der Business Metropole Ruhr und dem Land NRW getragen. Ihr Urteil macht Tietje an konkreten Zahlen fest. „Wir haben im ersten Halbjahr großartige Finanzierungsrunden für unsere Start-ups gesehen“, sagt sie. „Es gibt immer mehr Erfolgsgeschichten. Es zeigt sich, dass die Start-up-Szene im Ruhrgebiet etwas zu bieten hat.“

Hohe Summen für Talpasolution, Greenlyte und Esforin

Um zu wachsen, werben junge Unternehmen in regelmäßigen Abständen um Investoren, die ihnen das erforderliche Kapital zur Verfügung stellen. Start-ups aus dem Ruhrgebiet erhielten dabei in den ersten sechs Monaten des Jahres Zusagen in signifikanter Millionenhöhe. Die höchste Summe ging nach Angaben des Ruhrhub mit 15 Millionen Euro an Talpasolution. Das Essener Start-up hat eine Softwareplattform entwickelt, mit deren Hilfe Maschinen vernetzt und Daten erfasst werden, die Ausfallzeiten minimieren sollen. Acht Millionen Euro konnte den Angaben zufolge Greenlyte CarbonTechnologies einsammeln. Das junge Unternehmen aus Essen arbeitet an einem CO2-Abscheidungsverfahren, das Wasserstoff als Nebenprodukt erzeugt. 7,5 Millionen Euro gingen an Esforin. Die Essener kaufen für Unternehmen Energie ein, wenn viel Wind und Sonne die Preise drücken.

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Es fließen nicht nur Millionen in Start-ups aus dem Ruhrgebiet – sie ziehen auch die Aufmerksamkeit von renommierten Großunternehmen auf sich. Bei Esforin etwa ist die schwedische SEB-Bank eingestiegen. An den Motion Miners hat sich die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC beteiligt. Die Dortmunder, die Software zur Optimierung von Logistikprozessen entwickeln, hatten bei der jüngsten Finanzierungsrunde fünf Millionen Euro eingesammelt.

Ruhr-Startupweek mit 59 Veranstaltungen beginnt

Vor dem Hintergrund dieser positiven Beispiele, die über das Revier hinaus Aufmerksamkeit erregt haben, beginnt an diesem Montag (25. September 2023) die Ruhr-Startupweek. Bis zum Freitag, 29. September 2023, sind 59 Veranstaltungen rund ums Gründen in Essen, Duisburg, Oberhausen, Schwerte, Bochum, Düsseldorf, Gelsenkirchen, Dortmund und Mülheim geplant. „Wir wollen damit Start-ups, aber auch Unternehmen und Investoren erreichen“, sagt Ruhrhub-Geschäftsführerin Svenja Tietje. Neben dem Ruhrsummit ist die Ruhr-Startupweek die zweite feste Größe unter den Großveranstaltungen im Revier.

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Auf dem Programm stehen nutzwertige Events, die sich mit Fragen des Wirtschaftsplans oder des Marketingkonzepts beschäftigen. Es geht aber auch um Zukunftsthemen, bei den junge Unternehmen punkten können: Datensicherheit, juristische Tipps, die Rolle von Chatbots, die wachsende Gesundheitsbranche im Ruhrgebiet, der Weg ins Ausland und natürlich die Frage aller Fragen, wie die Teams an Fördermittel und Investoren gelangen. Einige Veranstaltungen wenden sich gezielt an Gründerinnen, die immer noch in der Minderzahl sind. Speziell geht es auch um Mütter, die sich mit dem Kind in Herzen und dem Start-up im Kopf selbstständig machen.

Förderung für sechs Start-ups

Eine feste Größe in der Ruhr-Startupweek ist die Fuckup-Night. Im Essener Thyssenhaus berichten am Donnerstag, 28. September, von 19 bis 21 Uhr Unternehmer über ihre Erfolge, aber auch über ihr Scheitern. Die Auftaktveranstaltung ist am Montag, 25. September, ab 10 Uhr im Ruhrhub, Lindenallee 10 in der Essener Innenstadt. Beim Finale am Freitag ab 15 Uhr in der Bochumer Rotunde sollen nachhaltige Geschäftskonzepte im Mittelpunkt, die in der Szene als „Impact“ bezeichnet werden.

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Start-ups sollen aber nicht nur von einem üppigen Informationsangebot und zahlreichen Netzwerken profitieren. Der Ruhrhub gibt ihnen auch konkrete Hilfestellungen an die Hand. Im Rahmen des Programms Ruhrmasters bekommen sechs weitere junge Firmen Coaches aus Unternehmen und erhalten die Möglichkeit, ihre Start-ups auf internationalem Parkett zu präsentieren. Im Dezember reisen sie zur renommierten Messe Slush nach Helsinki. Ruhrmaster sind in der aktuellen Runde, die bis April 2024 läuft, die Start-ups Fairnica (Herne), Beautinda (Essen), Fellbox (Bochum), Muvid (Bochum), Sovity (Dortmund) und Whomoves (Essen).

Programm und Anmeldungen zur Ruhr-Startupweek: https://ruhrhub.de/ruhrstartupweekkalender

>>> Millionen für Start-ups

Talpasolution: 15 Mio. Euro

Greenlyte: 8 Mio. Euro

Esforin: 7,5 Mio. Euro

Motion Miners: 5 Mio. Euro

Be smart city: 2,3 Mio. Euro

Seawater: 1,3 Mio. Euro

Flixcheck: 1 Mio. Euro

Sovity: 1 Mio. Euro