Bochum. Als Influencerin für Kochrezepte gestartet, hat Kiki Aweimer ein Start-up mit 80 Leuten aufgebaut. Jetzt träumt sie von einem Café in London.
Für Kiki Aweimer ist wahr geworden, wovon viele Influencer träumen: Gestartet mit Kochvideos auf Youtube, hat die junge Bochumerin innerhalb weniger Jahre ein veritables Unternehmen mit Onlineshop, Café und 80 Beschäftigten aufgebaut. Jetzt plant die Chefin des Start-ups Kikis Kitchen die bundesweite Expansion und kann sich sogar ein Café in London vorstellen.
Geplant war diese Karriere ganz und gar nicht. „Meine Eltern waren von der vielen Arbeit im Café erschöpft. Deshalb wollte ich selbst eigentlich nie in die Gastronomie einsteigen“, erzählt Kiki Aweimer von den 18 Jahren, während derer ihre Familie in Wanne-Eickel ein Café betrieb und später aufgab. Ihr Vater arbeitete parallel im Bergbau. Bei allem Stress, den der kleine Betrieb mit sich brachte, hat die geborene Hernerin, die in Bochum ihr Abitur machte und dort bis heute lebt, das Backen und Kochen seit jeher fasziniert. „Nach der Schule bin ich meistens ins Café gegangen und habe meiner Mutter über die Schulter geschaut. Wir beide haben uns das Backen selbst angeeignet“, erinnert sich Aweimer.
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Die autodidaktische Schule im elterlichen Betrieb funktionierte so gut, dass ihr Mann Hamza von ihren Backfertigkeiten begeistert war und Aweimer dazu animierte, ihr Wissen zu teilen. Ende 2016 drehten sie in der heimischen Küche das erste Video – mit dem Smartphone und ohne jeglichen technischen Schnickschnack. „Wir haben jeden Sonntag ein neues Video veröffentlicht“, sagt die Influencerin. Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer, die Kiki beim Kochen oder Backen zuschauen wollten, stieg stetig. Und so wuchs in der angehenden Unternehmerin rasch der Entschluss, das Studium zunächst der Wirtschaftsinformatik und später der Betriebswirtschaftslehre an den Nagel zu hängen. „Ich habe mich stattdessen für Youtube entschieden“, berichtet die 30-Jährige.
Und das offenbar mit Erfolg: Nach eigenen Angaben haben Kikis Videos inzwischen 620.000 Youtube-Nutzer abonniert. In den Netzwerken folgen der Bochumer Start-up-Unternehmerin demnach 420.000 Menschen bei Instagram und 280.000 bei Tiktok. Koch- und Backtipps kommen in der Netzgemeinde augenscheinlich an. Für Aweimer ist das kein Zufall. „Meine Zielgruppe sind Menschen zwischen 20 und 35 Jahren, die gerade ihre eigene Wohnung beziehen, vielleicht heiraten und eine eigene Familie gründen“, sagt die Influencerin.
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Zum Unternehmenskonzept gehört inzwischen freilich auch, dass es Aweimer nicht dabei belässt, im Video zu zeigen, wie eine Sahnetorte gelingt oder Gemüseauflauf schmackhaft wird. Sie hat auch Onlineshop aufgebaut, indem sie Zutaten und Utensilien anbietet, die das Backen und Kochen erleichtern sollen. „Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass das handelsübliche Equipment gar nicht so gut war. Ich habe mir deshalb Produzenten gesucht, die für mich Messer, Weißblech-Formen und anderes Backzubehör fertigen. So kam der Stein für meinen Onlineshop ins Rollen“, erklärt Aweimer.
Kiki Aweimers Haselnusscreme auch bei Kaufland
Inzwischen sei das Sortiment auf rund 400 Produkte angewachsen. „Zu den Geräten kamen Öle, Saucen und vieles andere, was man zum Backen und Kochen braucht, dazu“, sagt die Unternehmerin. Auf die eigenen Kreationen aus Bochum blieben auch Handelskonzernen nicht verborgen. „Auf die helle Haselnusscreme wurde ein Jahr später Kaufland aufmerksam. Seither haben sie meinen Brotaufstrich im Sortiment“, berichtet Aweimer. Mit den Avancen großer Hersteller, auch für deren Produkte in den Videos Werbung zu machen, geht die Gründerin nach eigenen Angaben aber äußerst zurückhaltend um. „95 Prozent der Anfragen lehne ich ab“, unterstreicht sie.
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Produkte des Labels Kiki gibt es inzwischen nicht mehr nur im Onlineshop aus dem Lager in Bochum-Hamme. Im vergangenen Sommer hat Aweimer auch einen Laden mit angrenzendem Café im Bochumer Einkaufszentrum Ruhrpark eröffnet. Dort gibt es auch den Käsekuchen, der aktuell auch viral Appetit macht. „Hit ist der San Sebastian Cheesecake“, sagt die Erfinderin. Handgerührt mit eigenen Cremes und einem Extrakt aus Madagaskar-Vanille sei das Video mit der Backanleitung bereits zwei Millionen Mal im Netz aufgerufen worden.
In der Gastronomie, die in Bochum sehr gut angelaufen sei, sieht Aweimer nun auch ihre unternehmerische Zukunft. Mit Kikis Kitchen will sie expandieren. „Ich würde gern Cafés in allen großen deutschen Städten eröffnen“, sagt die Gründerin. „Mein großer Traum ist natürlich London.“
>>> Kiki Aweimer beim Ruhrsummit am 13. Juni in Bochum
Über ihre Erfahrungen als Influencerin und Gründerin eines Start-ups will Kiki Aweimer auch beim Ruhrsummit am 13. Juni in der Bochumer Jahrhunderthalle berichten. „Erfolg kommt nicht über Nacht“, hat sie ihren Redebeitrag überschrieben.
Aweimer wirbt für die Selbstständigkeit, weist aber auch darauf hin, dass der Weg zur eigenen Firma steinig sei. „Influencerin zu sein, kostet in den ersten Jahren viel Zeit, bringt wenig Geld ein und ist deshalb risikoreich“, sagt die Bochumerin. „Deshalb rate ich: Sieh zu, dass Du etwas in der Tasche hast. Dann kannst du Influencerin werden.“ Zum Start ihrer Karriere hatte Aweimer bei einer Tankstelle gejobbt und bis in die Nacht beim Werbesender QVC gearbeitet, um ihr zu Leben zu finanzieren.