Hagen. An vielen Eisdielen in der Region wird der Genuss pro Kugel deutlich teurer. Schuld ist nicht nur die Inflation. Und: Wo Grünkohleis Trend ist.
Die Saison mit der kalten Ware startet nach einem verregneten und eher verhaltenen Frühling t für viele mit Verzögerung. Es geht um: Speiseeis. Für viele Eisdielen-Betreiber ist es ein kurzes Geschäft, das sie nur über wenige Monate hinweg betreiben. Viele, die es bereits mit den ersten Sonnenstrahlen in die Eisdielen gezogen hat, merken dabei vor allem eines: gestiegene Preise. Warum dies so ist und wie sich die Preise in Südwestfalen unterscheiden (siehe Infobox).
Expertin: Verbraucher reagieren entspannt auf Erhöhungen
Inflation, Strompreiserhöhung und der gestiegene Mindestlohn haben auch vor dem Eis-Markt keinen Halt gemacht und wirken sich auf die Kugelpreise aus. „In einer Welt in der alles teurer geworden ist, verstehe ich nicht, wieso die Eispreise einfrieren sollten“, erklärt Annalisa Carnio, Generalsekretärin der Union der Speiseeishersteller (Uniteis).
Die Preise für Eis seien eine Betriebskalkulation, die sich wie in anderen Betrieben auch, aus Strom für die Herstellung, Nebenkosten, Miete, Versicherung und Personalkosten zusammensetzt – die bekanntlich alle gestiegen seien.
Aber Annalisa Carnio weiß auch: „Die Verbraucher gehen entspannt mit den Preisen um, die gehen ja auch in den Supermarkt und sehen da, dass die Preise in den vergangenen zwei Jahren gestiegen sind.“
In Deutschland, wo der Preis für eine Kugel Eis von 1,20 Euro im Schnitt im Vorjahr auf ungefähr 1,50 bis 1,70 Euro hochgeschnellt ist, seien die Kugelkosten vergleichsweise günstig im Gegensatz zu Nachbarländern wie Frankreich, wo eine Kugel Eis knapp 3 Euro koste, oder anderen Ländern.
Wichtig sei deshalb eine gute Preiskalkulation der Kugeln. „Man muss eine gute Balance finden, dass ich als Betreiber eines Ladens am Ende des Monats nicht schließen muss“, verdeutlicht Eisexpertin Carnio. Denn wer seine Preise entgegen der aktuellen Marktsituation unterdurchschnittlich niedrig halten wolle, habe am Ende des Monats oder der Saison nicht alle Kosten gedeckt und werde davon auch nicht profitieren.
Natürliche Zutaten statt Billigzusätze
Mit natürliche Zutaten, regionalen Lieferanten und höchster Qualität die Kugelpreisen angemessen zu halten, steht auch bei Philip Stasinski ganz oben auf der Prioritätenliste – und das trotz gestiegener Preise in allen Bereichen der Eisproduktion- und des Verkaufs. Zusammen mit Shahab Nouri betreibt Stasinki insgesamt vier „Hitzefrei“-Filialen in Dortmund und Castrop-Rauxel.
Dabei setzen sie für ihre rund 16 Eissorten auf natürliche Zutaten ohne Farb- und Konservierungsstoffe. Dass die Preise für Rohstoffe für die Eisherstellung und Energie signifikant angezogen haben, ist für die beiden deutlich spürbar. „Letztes Jahr haben die Kugeln bei uns noch 1,30 Euro oder 1,40 Euro gekostet. Das mussten wir anpassen, weil die Preise so krass gestiegen sind“, erklärt Philip Stasinski.
Eine Kugel Eis kostet deshalb in dieser Saison 1,80 Euro. „Auch wenn sich das jetzt nach sehr viel anhört, ist es trotzdem sehr knapp kalkuliert“. Denn Zucker beispielsweise sei weit über 100 Prozent teurer, ebenso wie Milch und Sahne, Spritkosten für Lieferungen sind gestiegen, Kühlaggregate müssen nach wie vor mit Strom versorgt werden, und auch der gestiegene Mindestlohn müsse in der Kalkulation der Kugelpreise mitberücksichtigt werden.
Um ihre Eiskreationen auf lokaler Basis herstellen zu können, arbeiten sie beispielsweise mit Bauern aus Waltrop und Dortmund zusammen, die sie mit Milch und Joghurt oder Äpfeln beliefern. „Früher hatten wir mehr Gewinn pro Kugel übrig“, erinnert sich Philip Stasinski an vergangene Zeiten. Trotzdem sei für die beiden klar, dass sie nicht auf synthetische Produkte umsteigen, um das Eis billiger zu machen. „Das Natürliche ist ja die Grundlage unseres Arbeitens, da werden wir nichts ändern.“
Trend: Grünkohl-Kokos als Konkurrenz zu Vanille-Erdbeer
Gerade die Zutaten und deren Verarbeitung spielen bei aktuellen Eistrends dann wiederum auch eine große Rolle. „Vegan wird bei uns grundsätzlich immer beliebter. Wir beliefern auch Restaurants und Hotels, die fragen auch immer häufiger nach.“
Neben dem Trend zum veganen Eis freuen sich auch immer mehr Kunden über „verrückte“ Sorten, schmunzelt Stasinski. So soll in dieser Saison unter anderem Grünkohl-Kokos, Blaubeersorbet-Zitronengras oder Tomate-Basilikum neben den klassischen Sorten wie Vanille oder Erdbeere für probierfreudige Kunden angeboten werden. „Wir versuchen die Mischung, so dass wir ‘was Klassisches und ‘was zum Entdecken im Angebot haben“, so Stasinski.
Andere Trends, wie etwa gerolltes Eis seien wegen der dafür benötigten Geräte schwer umzusetzen. „Wir versuchen unsere Kundschaft deshalb in Sachen Trends über unsere Eissorten aufzufangen.“
Preise in der Region
In Südwestfalens Eisdielen ergibt sich kein einheitliches Bild, das haben Recherchen unser Lokalredaktionen ergeben. So gab es teilweise kräftige Erhöhungen, teilweise blieben die Preise aber auch konstant.
Die Stichproben ergaben folgende Preisspannen pro Kugel Eis:
Arnsberg/Sundern: 1,50 Euro
Brilon: 1,50 Euro
Drolshagen: 1,30 Euro
Finnentrop: 1,30 Euro
Hagen: 1,30 bis 1,50 Euro
Herdecke: 1,60 bis 2 Euro
Iserlohn: 1,40 bis 2 Euro
Lennestadt: 1,30 bis 1,60
Meschede: 1,50 Euro
Olpe: 1,30 bis 1,50 Euro
Wenden: 1,40 Euro
Wetter: 1,20 bis 1,30 Euro