Essen. Mehr Quadratmeter für den Preis einer Immobilie und höhere Renditen als in anderen Metropolen – so will das Ruhrgebiet um Fachkräfte werben.

Das Ruhrgebiet rührt kräftig die Werbetrommel, um Fachkräfte und Investoren anzulocken. Im vergangenen Jahr offenbarte eine Studie, dass die Wege vom Arbeits- oder Wohnort zur nächsten Grünfläche bundesweit am kürzesten seien. Jetzt folgt die Botschaft: Immobilien im Ruhrgebiet haben ein besonders hohes Renditepotenzial.

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„Wer in der Metropole Ruhr in eine Immobilie investiert, bekommt mehr Wohnfläche für sein Geld als in anderen Ballungsräumen und hat die Chance auf eine überdurchschnittlich hohe Zukunftsrendite“, sagt Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft. Die Studie, die der Regionalverband Ruhr (RVR) in Auftrag gegeben hatte, legt zugrunde, dass die Immobilienpreise an Ruhr und Emscher im Vergleich zu anderen Metropolen günstig sind. Zusätzliche Renditen von bis zu rund 70 Prozent im Vergleich zu ähnlich strukturierten Ballungsräumen wie Berlin, Nürnberg, Köln/Düsseldorf oder Mannheim/Ludwigshafen seien deshalb zu erzielen.

Voraussetzung: mehr Arbeitsplätze und Produktivität

Studienautor Hanno Kempermann formuliert aber eine Reihe von Bedingungen, ohne deren Erfüllung der erwartete Wertzuwachs bei Immobilien nicht eintreten werde. Voraussetzung sei, dass es im Ruhrgebiet „in den nächsten Jahren zu einem positiven Strukturbruch kommt, der zu einem Zuwachs an Arbeitsplätzen und Produktivität führt“.

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Die Chance, dass die im Revier gestartete Aufholjagd gelinge, sieht der Wissenschaftler gleichwohl: die dichte Hochschullandschaft, das Zusammenspiel von Forschung und Wirtschaft, Fortschritte bei der Transformation zu einer grünen Industrie sowie die Ausrichtung auf Zukunftsthemen wie Datensicherheit, digitale Gesundheit und Wasserstofftechnologien seien Indizien dafür.

Die Duisburger Delegation auf der Mipim in Cannes: v.l. Chefwirtschaftsförderer Rasmus Beck, mit dem Team der städtischen Wohnungsgesellschaft Gebag Michael Rüscher, Bernd Wortmeyer und Svenja Haferkamp.
Die Duisburger Delegation auf der Mipim in Cannes: v.l. Chefwirtschaftsförderer Rasmus Beck, mit dem Team der städtischen Wohnungsgesellschaft Gebag Michael Rüscher, Bernd Wortmeyer und Svenja Haferkamp. © Handout | dbi

Dass eine finanziell leistbare Immobilie in der Metropole Ruhr deutlich größer ist als in Vergleichsregionen und dafür auch noch eine höhere Rendite möglich erscheint, sind für Karola Geiß-Netthöfel Hinweise auf einen stimulierten Immobilienmarkt. „Das ist gerade für junge Fachkräfte, die sich hier niederlassen wollen, ein schlagkräftiges Argument“, sagt die Direktorin des Regionalverbands Ruhr.

Wertzuwächse in anderen Metropolen zuletzt deutlich höher

Dafür sehen die Autoren der IW-Studie aber auch die Notwendigkeit, dass im Ruhrgebiet qualitativ hochwertiger neuer Wohnraum geschaffen werden müsse. Nur dann könnten die Immobilienpreise auch überdurchschnittlich steigen. Das Institut sieht bei der Wertentwicklung noch eine breite Spanne: Während die Immobilienpreise zwischen 2005 und 2021 in Berlin um über 150 Prozent anzogen, waren es in der Metropole Ruhr gerade einmal 31,7 Prozent. Auch Nürnberg (+105 Prozent), Rhein-Neckar (+88 Prozent) und Köln/Düsseldorf (+72 Prozent) verzeichneten deutlich höhere Wertzuwächse.

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Angesichts steigender Zinsen und Kosten ist der Neubau von Gebäuden allerdings nahezu zum Erliegen gekommen. Vor diesem Hintergrund kritisiert der Duisburger Wirtschaftsförderer Rasmus Beck die geringe Präsenz des Ruhrgebiets auf der internationalen Immobilienmesse Mipim im französischen Cannes in dieser Woche. „Das halte ich gerade in Zeiten der Transformation auf den Immobilienmärkten für einen Fehler“, sagte Beck. Gerade in Krisenzeiten müsse das Ruhrgebiet auch international wahrnehmbar sein. Neben der Delegation aus Duisburg war offenbar nur die Business Metropole Ruhr um Geschäftsführerin Julia Frohne an der Côte d’Azur vertreten.