Essen. Jede dritte geplante Neubau-Wohnung liegt auf Eis. Verband nennt steigende Kosten und fehlende Fördergelder als Gründe. So ist die Lage in NRW.

Der Neubau dringend benötigter Wohnungen ist zum Jahresbeginn abermals eingebrochen. Jede dritte für die Jahre 2023 und 2024 geplante Wohnung werde auf Eis gelegt, ermittelte der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW in einer Umfrage. Gründe seien die steigenden Baukosten und Zinsen sowie das „Förderchaos“ auf Bundesebene.

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Die im GdW organisierten sozial orientierten Immobilien-Unternehmen wollen demzufolge bundesweit von den ursprünglich geplanten 61.000 Wohnungen rund 20.000 weniger realisieren. „Der Blick nach Nordrhein-Westfalen stimmt nur verhalten optimistisch“, heißt es beim Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland würden bis 2024 mehr als vier Prozent aller geplanten Wohnungen komplett gestrichen, teilte der VdW am Mittwoch mit.

Kritik an Förderprogrammen des Bundes

Ursache für die deutliche Stornierungswelle ist für mehr als 60 Prozent der bundesweit befragten Unternehmen die „nicht verlässliche“ oder „unzureichende“ finanzielle Förderung von Neubau-Vorhaben durch die Bundesregierung. VdW-Direktor Alexander Rychter übt deshalb scharfe Kritik an der Ampel-Koalition in Berlin: „Wo bezahlbarer Wohnraum gefordert ist, muss auch ausreichend und verlässlich gefördert werden. Im Gegensatz zur unsicheren Förderkulisse auf Bundesebene haben wir eine verlässliche und stabile Förderung in Nordrhein-Westfalen“, sagt er. Der Bund müsse „dem bezahlbaren Wohnen trotz oder gerade wegen der Krise wieder Vorfahrt“ einräumen. Das Pestel-Institut hatte unlängst errechnet, dass Ende 2022 bundesweit 700.000 Wohnungen fehlten.

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Sorgen bereiten dem VdW, dem fast 480 Unternehmen und Genossenschaften in NRW angehören, darüber hinaus, dass auch reihenweise Projekte zur energetischen Sanierung von Wohngebäuden eingefroren worden seien. Der GdW-Umfrage zufolge wurden in NRW 28 Prozent der geplanten Modernisierungsmaßnahmen gestoppt. Bundesweit sind es 19 Prozent. Das entspreche einer Zahl von 53.000 Wohnungen, deren CO2-Ausstoß durch Fassaden-Dämmung, neue Dächer, Fenster und Heizungen erst einmal nicht reduziert wird. Rychter macht dafür auch fehlende Bau- und Handwerkskapazitäten verantwortlich, die Investitionen verhinderten.