Warstein. Trendwende bei Warsteiner? Nach verlustreichen Jahren legten die Sauerländer 2022 um satte 9,2 Prozent zu. Ob eine Preiserhöhung folgt?

Bei der Warsteiner Brauerei herrscht vermutlich Feierlaune. Im vergangenen Jahr konnte die inhabergeführte Traditionsbrauerei aus dem Sauerland nach eigenen Angaben vom Montag beim Absatz mächtig zulegen.

Die Unternehmensgruppe meldet ein Plus im In- und Ausland von 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit dürfte man wieder über der Marke von zwei Millionen Hektoliter Ausstoß liegen. Die Brauerei nennt schon seit langem keine absoluten Zahlen zu einzelnen Produkten oder Umsätzen mehr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag der Branchenschnitt 2022 bei plus 4,7 Prozent.

Stärkstes Plus bei Pils & Co.

Nach einem desaströsen Jahr 2020 mit einem Minus von rund 16 Prozent hatte sich die Brauerei-Gruppe im vergangenen Jahr bereits wieder etwas gefangen und sich mit einem leichten Minus von 1,1 Prozent besser als der Marktdurchschnitt gehalten. Insbesondere das Exportgeschäft hatte nach Informationen dieser Zeitung 2021 mit plus 15,5 Prozent und 472.000 Hektoliter wieder angezogen. 2022 steigerte Warsteiner den Absatz im Ausland nach eigenen Angaben noch einmal um 7,2 Prozent. Vor allem die Märkte in China, Frankreich, Italien und den USA hätten erfreulich angezogen. Dabei sei der Wegfall der Märkte Russland und Ukraine mehr als kompensiert worden. „Mit unserem Geschäft im In- und Ausland können wir sehr zufrieden sein“, sagt Helmut Hörz, aktuell Vorsitzender der Geschäftsführung und Finanzchef in einer Person. Man habe sowohl in der Gastronomie als auch im Handel zugelegt. Im Inland sei der Absatz sogar um 9,9 Prozent gestiegen – beim alkoholhaltigen (!) Angebot mit dem Premium Pilsener, Warsteiner herb und Brewers Gold sogar um knapp 11 Prozent. Auch bei den NRW-Regionalmarken Herforder und Paderborner sei der Absatz deutlich gestiegen. Die König-Ludwig-Schloßbrauerei Kaltenberg in Bayern, an der Warsteiner beteiligt ist, habe die höchsten Steigerungsraten seit Jahren verzeichnet. Der Trend zu Dosenbier hält auch bei Warsteiner an. Plus 12,5 Prozent werden bei den Sauerländern als Bestätigung für das Comeback der Dose gesehen.

In Warstein wird der Erfolg der Marke im vergangenen Jahr auch als Resultat des vielfältigen Sponsorings gesehen, insbesondere bei Festivals wie Rock am Ring und Rock im Park, Parookaville und Lollapalooza, aber auch durch breite Präsenz bei Schützenfesten und Sportveranstaltungen wie dem Skispringen in Willingen am Wochenende vom 3. bis 5. Februar dieses Jahres.

Für 2023 habe die Warsteiner Brauerei die Weichen gestellt: Dazu zählen laut Hörz die kürzlich gegründete Einkaufsgesellschaft mit dem Karlsberg Getränke Verbund sowie die Gründung der eigenen Logistiktochter Boxx Intermodal Logistics, eine Beteiligung an der irischen Rye River Brewing Company sowie dem deutschen Getränke-Start-up „hye“ und weitere Investitionen in die Marke Warsteiner.

Letzte Preiserhöhung 2019

Noch trauen sich die Sauerländer offenbar nicht, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Die 9,2 Prozent könnten aber möglicherweise eine Trendwende sein, nachdem die Marke über viele Jahre stetig an Ausstoß und Marktanteilen verloren hat. Spannend dürfte es werden, wenn Warsteiner auf die in der Branche immens gestiegenen Kosten reagiert. Die letzte Preiserhöhung fand 2019 statt, also noch vor den Krisenjahren mit Corona-Pandemie sowie Ukrainekrieg und explodierenden Energie- und Logistikkosten. Warsteiner dürfte kaum umhin kommen, in diesem Jahr bei den Preisen anzuziehen.

Mitbewerber Veltins traut sich, nach April 2022 bereits die nächste Preiserhöhung konkret zu benennen (siehe Box).

Brauerei Veltins erhöht ab 29. Januar die Preise

Wie das Jahr 2022 für die Privatbrauerei Veltins unter dem Strich gelaufen ist, werden die Chefs Michael Huber und Dr. Volker Kuhl erst an diesem Dienstag verraten. Die für Bierfreunde wichtigste Nachricht gab es aber bereits am Montag: Veltins wird teurer, und zwar im Handel, also beim Flaschenbier, wie für die Gastronomen.

Ob damit das Frischgezapfte in der Stammkneipe bald mehr kostet, entscheidet am Ende allerdings Wirt oder Wirtin.

„Wir wollen den Verbraucher nicht überfordern, wir gehen es moderat an“, sagt Brauereisprecher Uli Biene. Konkret: Zum 29. Januar passt Veltins seine Preise über alle Produkte hinweg an, vom Bier bis zu den Mischgetränken. Für den Handel verteuert sich dann jede Flasche um 4 Cent. Fassbier wird um 14 Euro teurer.