Warstein. Die Warsteiner-Brauerei gründet ein eigenes Logistikunternehmen für den Transport per Schiene. Das soll CO2 sparen – und reichlich Geld bringen.
Die Warsteiner Brauereihat ein eigenes Logistikunternehmen für den Gütertransport gegründet. Die Brauerei reagiert damit auf die angespannte Situation in der Logistikbranche und hat gleichzeitig den Anspruch, den CO2-Fußabdruck bei Transporten zu senken.
„Unser Fokus liegt auf der Steigerung von ökologisch-nachhaltigen Transporten und der Professionalisierung unserer Dienstleistungen für unsere Kunden. Wichtig ist, dass sich unser Angebot nicht auf die Getränkebranche beschränkt, sondern für alle containerfähigen Güter gilt“, erklärt Daniel Küster, Logistikchef der Warsteiner Brauerei und Geschäftsführer des neuen Tochterunternehmens der Warsteiner Gruppe namens Boxx.
Hamburg, München, Verona
Intermodale Transporte wie sie Boxx anbieten will, kombinieren den Transport von Gütern auf der Schiene mit der Straße bis zum Kunden. Keine neue Erfindung der Brauerei. Die mittelständische Iserlohner Spedition Winner bringt bereits seit langem Güter in eigenen „Winnerzügen“ auf die Schiene und ist vermutlich das Transportunternehmen mit der größten Expertise auf diesem Gebiet. Winner-Chefin Gudrun Winner-Athens gilt in Deutschland und Europa als Wegbereiterin für den kombinierten Verkehr Straße – Schiene und wurde 2020 dafür in die „Logistics Hall of Fame“ aufgenommen, in die schon namhafte Erfinder wie Henry Ford (für die Fließbandfertigung) oder Gottlieb Daimler (Erfinder des Lkw) berufen wurden.
Die Warsteiner Brauerei hat ebenfalls bereits eine lange Tradition bei Transporten auf der Schiene. Bereits seit 2005 ist der Containerbahnhof auf dem Warsteiner Gelände in Betrieb. Von hier aus werden komplette Containerzüge in Zusammenarbeit mit der Westfälischen Landes-Eisenbahn (WLE) vom eigenen Gleisanschluss in Richtung München, Verona in Italien und zum Überseehafen nach Hamburg geschickt. Aus der Hansestadt verschifft Warsteiner seine Produkte in alle Welt.
Inzwischen werden nach Hamburg und von dort zurück ebenso wie aus dem Süden auf den Warsteiner-Zügen auch Waren von Drittkunden wie Textilien, Lebensmittel, Marmor aus Italien oder Holz aus dem Sauerland transportiert.
Seit diesem Jahr wird in Kooperation mit der DB Cargo auch einmal pro Woche die Bundeshauptstadt Berlin angesteuert, und zwar im sogenannten Einzelwagenverkehr. Das bedeutet, auch kleinere Mengen können auf diese Weise transportiert werden.
Mit dem neuen Unternehmen will die Warsteiner Gruppe das Logistikangebot ausweiten. Auf dem Gelände der Brauerei im Sauerland soll der Containerterminal weiter ausgebaut werden.
Steigendes Geschäft erwartet
Boxx-Geschäftsführer Küster rechnet mit einem kontinuierlich steigenden Geschäft: „Wir gehen davon aus, dass die Auslastung unseres Gleisanschlusses jährlich um etwa zehn Prozent steigen wird.“ Küster begründet seinen Optimismus mit einem Dilemma der Transportbranche auf der Straße: Zehntausende Lkw-Fahrer fehlen, die Straßen-Infrastruktur ist bereits heute höchst marode, wie in Südwestfalen jeder wissen dürfte. Ausbau und Sanierung durch die Behörden kommen trotz ambitionierter Ankündigungen aus dem Bundesverkehrsministerium nur im Schneckentempo oder gar nicht voran.
Zudem ist der Schienentransport deutlich nachhaltiger als per Schiff oder Lkw. Die Warsteiner Brauerei vermeidet nach eigenen Angaben gegenüber dem Transport auf der Straße durch den Schienentransport jährlich bereits heute 2380 Tonnen CO2-Ausstoß.
20.000 Frachten jährlich auf der Schiene
Bereits seit 2005 hat die Warsteiner Brauerei einen eigenen Gleisanschluss. Mehr als sieben Kilometer Gleise und 21 Weichen umfasst das Streckennetz auf dem Brauereigelände.
Jährlich holt die Warsteiner Gruppe nach eigenen Angaben mit ihren Zügen so rund 20.000 Frachten von der Straße auf die Schiene.
Kunden, die Güter abholen oder über Warsteiner auf die Schiene schicken, kommen in erster Linie aus dem Sauerland und einem Umkreis von 150 Kilometern rund um den Standort.