Heiligenhaus. Mit einer Onlineplattform will das Start-up Sparepartsnow die Beschaffung von Einzelteilen beschleunigen. Die Firma hat ambitionierte Pläne.

Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine und gestiegene Energiekosten: Die Lieferengpässe machen sich in sämtlichen produzierenden Branchen bemerkbar – und diese wirken sich auf die gesamte Wirtschaft aus. Um die Produktion sicherzustellen, ist auch eine schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen nötig – eine Onlineplattform für Maschinenersatzteile will künftig Firmen genau hierbei helfen. Zwei ehemalige Heiligenhauser haben dafür das Unternehmen Sparepartsnow gegründet – und sorgen mit sattem Startkapital bereits für Furore.

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Christian Hoffart und Sebastian Kleinschmager (beide 40 Jahre alt) sind mal wieder zu Besuch in ihrer Heimatstadt, schauen sich die Fortschritte am Immanuel-Kant-Gymnasium an. Sehr gute Schüler, das seien sie eigentlich gar nicht gewesen, blicken sie lachend zurück. Seit dem Abitur vor 20 Jahren hatten beide kaum noch Kontakt – bis Hoffart eine Idee hatte. Mit der Optimierung der Beschaffung von Ersatzteilen hat er sich sowohl in seiner Promotion als auch später als Geschäftsführer eines großen Unternehmens auseinandergesetzt. Doch ihm fehlte zur Umsetzung noch „ein exzellenter CTO, ein ITler, und das ist Sebastian“, sagt Hoffart über seinen Freund, der sich mit Technik und Computern gut auskennt.

Start-up Sparepartsnow erhält Finanzierung in achtstelliger Höhe

Die beiden tauschen sich ein paar Mal aus und schnell wird klar: Die Idee hat Potenzial. „Wir glauben komplett an uns, und dass wir damit nicht falschliegen, das zeigt das Investoreninteresse an unserem Start-up“, sagen sie. Ihnen gelang mit der Gründung, eine der größten Seed-Finanzierungen Deutschlands zu stemmen. Beim Startkapital im achtstelligen Bereich handele es sich um eine Dimension, die bislang nur wenige Unternehmen erreicht hätten. „Zudem werden wir im Frühling als Testimonial eine Olympiasiegerin an Bord haben und wir stehen aktuell kurz davor, weitere Investoren aufzunehmen“, kündigt Hoffart an. Mitgesellschafter und Gründer ist unter anderem auch ein Institut der RWTH Aachen, „denn wir benötigen in der Anfangszeit vor allem Smart Capital – platt formuliert nicht nur Kohle, sondern vor allem Intelligenz“, so Hoffart.

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Was steckt jetzt eigentlich genau hinter Sparepartsnow? Wenn produzierende Unternehmen Ersatzteile suchen, laufe das normalerweise nicht über den Hersteller der einzelnen Teile, sondern über Zwischenlieferanten. Die Teile seien zwischengelagert und würden mit hohen Preisaufschlägen weiterverkauft, so Hoffart. „Wir sind nun als Onlineplattform zwischengeschaltet zwischen den Herstellern der Ersatzteile sowie den Maschinenbetreibern.“ 5000 Artikel gebe es bereits im Sortiment, 20.000 sollen es bereits im Januar sein, ergänzt Kleinschmager – perspektivisch mehrere hunderttausend. Sparepartsnow sehe für „originale Ersatzteile, attraktive Preise, schnelle Lieferung, einfache Bestellprozesse, Branchen-know-how und digitale Innovation“.

Suche nach dem Ersatzteil mithilfe von Künstlicher Intelligenz

Mithilfe Künstlicher Intelligenz soll auch die Suche nach dem Ersatzteil, das der Kunde benötigt, noch einfacher werden, zeigt Hoffart an einem Beispiel. Auf dem Tisch steht ein Produkt, von dem er mit dem Handy über die Homepage ein Foto macht. Sofort wird angezeigt, um welches Modell es sich handelt, ob es derzeit lieferbar und wie teuer es ist. „Das ist ziemlich einzigartig“, sagt Kleinschmager stolz.

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Vor anderthalb Jahren wurde Sparepartsnow offiziell gegründet, mit einem Live-Launch-Event (zu sehen bei Youtube) ging das Unternehmen dann im Oktober an den Start. „In den nächsten vier bis fünf Jahren werden wir nun erstmal Geld für das Wachstum des Unternehmens investieren, allen voran für weiteres Personal und Marketing“, so Hoffart. Kleinschmager ergänzt, dass nun eine intelligente Marketingstrategie aufgebaut werden müsse, „die Suchmaschinenoptimierung ist dabei besonders wichtig für ein organisches Wachstum, denn Ziel ist es, die Produkte bei Google auf den ersten Plätzen zu platzieren.“

Internationalisierung steht auch auf der Agenda

Auch sei das Start-up, das aktuell gut ein Dutzend Beschäftigte zählt, auf der Suche „nach weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für unsere Standorte in Aachen, München und perspektivisch auch Düsseldorf“ – geboten werde flexibles hybrides Arbeiten in einem motivierten Team. Auch das Thema Internationalisierung haben die beiden Gründer auf dem Schirm, „aber jetzt steht erstmal der Markteintritt in Deutschland im Fokus, dann werden wir schauen und skalieren. Der erste Schritt könnte Europa sein und von da aus Richtung Nordamerika“, kann sich Hoffart vorstellen; „aber jetzt wollen wir erstmal hier loslegen.“