Luzern. Die Swiss Steel Gruppe, zu der auch die Deutschen Edelstahlwerke gehören, hat in den vergangenen Monaten massiv vom hohen Stahlpreis profitiert.
Stahlhersteller machen derzeit gute Gewinne. Jedenfalls die Schweizer Swiss Steel Gruppe, zu der auch die Deutschen Edelstahlwerke mit Standorten in Siegen, Hagen, Krefeld, Witten und Hattingen gehören, meldet im zweiten Geschäftsquartal 2022 eine deutliche Gewinnsteigerung.
Der Umsatz stieg um 33 Prozent auf rund 1,12 Milliarden Euro gegenüber rund 840 Millionen im Vorjahresvergleichszeitraum, das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen stieg auf 96 Millionen Euro (Vorjahr: 65,4 Mio. Euro). Dabei hat die Gruppe seit Jahresbeginn deutlich weniger Stahl verkauft als im Vorjahr, weil ein Werk der Ascometal in Frankreich (nahe Albertville) nach einem Unfall monatelang ausfiel. Erst seit Juni wird dort wieder Stahl produziert. Hauptgrund für das gute Ergebnis sind die weiter enorm gestiegenen Preise, die an die Kunden weitergereicht werden konnten.
2442 Euro pro Tonne Stahl im 2. Quartal 2022
Der Preis für eine Tonne kletterte von hohen 1621 Euro im Vergleichsquartal 2021 auf durchschnittlich 2442 Euro pro Tonne. „Die geringeren Absatzmengen konnten wir durch höhere Verkaufspreise ausgleichen, einschließlich des Anstiegs der Preise für Rohstoffe und Energie“, erklärte Swiss-Steel-Chef Frank Koch am Dienstag in Luzern bei der Vorstellung der jüngsten Zahlen.
Die Deutschen Edelstahlwerke stellen in Witten und Siegen Stahl zu 95 Prozent aus Recyclingschrott her, und zwar im Elektrolichtbogenverfahren. Unter Verwendung von Ökostrom schafft es DEW so, bereits weitgehend grünen Stahl zu produzieren. Sehr begehrt, beispielsweise bei Thyssenkrupp Aerospace. Im Frühsommer verkündeten DEW und TK Aerospace ihre „grünen Pläne“ für den Bau von Produkten in der Luft- und Raumfahrt. Auch wenn man von Null-Emission noch ein Stück entfernt ist, liegt der CO2-Fußabdruck des grünen, geschmiedeten und gewalzten Blank- und Stabstahls nach Unternehmensangaben zwischen 80 und 95 Prozent unter dem Branchenschnitt.
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Im Werk in Krefeld laufen auch bereits Tests, um Gas betriebene Umformöfen künftig mit Wasserstoff zu befeuern. Eine kurzfristige Lösung, um einem Gaslieferstopp zu entgehen, ist dies allerdings nicht. Der Ukrainekrieg sowie Lieferkettenprobleme könnten im laufenden zweiten Halbjahr auch den europäischen Standorten Probleme bereiten. Trotz der Unsicherheiten, verkündete Koch am Dienstag eine angehobene Gewinn-Prognose für das Geschäftsjahr 2022 auf 220 bis 260 statt 160 bis 200 Millionen Euro.
Swiss Steel ist mit der Tochter Finkl Steel beispielsweise auch in Nordamerika präsent – und so nicht ausschließlich von Europa abhängig. Prognosen für einzelne Geschäftseinheiten unter dem Dach der Swiss Steel mögen die Schweizer nicht abgeben. Dies mag auch daran liegen, dass mit SSG 2025 ab September dieses Jahres weltweit die neue, für alle Businessunits vereinheitlichte, Marken- und Vertriebsstrategie starten soll.