Recklinghausen. Der Kreis Recklinghausen wird „Digitaler Ort im Land der Ideen“. Wie die zehn Städte mit einem Datenportal gegen Bevölkerungsschwund kämpfen.

Der Kreis Recklinghausen gehört zu den Regionen, die in den nächsten Jahren absehbar massiv Bevölkerung verlieren werden. Um auf den demografischen Wandel reagieren zu können, brauchen vor allem die kleinen kreisanhängigen Städte Daten, die sie in Ermangelung einer eigenen Statistikstelle selbst nicht haben. Die Kreisverwaltung hat deshalb das Projekt „smartdemography“ gestartet und ist dafür am Donnerstagabend in Berlin als „Digitaler Ort im Land der Ideen 2022“ ausgezeichnet worden.

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Getragen vom Kreis Recklinghausen und der Hochschule Bochum sowie gefördert vom Land Nordrhein-Westfalen ist für die Region mit ihren mehr als 600.000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine umfangreiche Datenbank entstanden. Nach Angaben von Projektleiter Eckhard Holtmann enthält „smartdemography“ nicht nur differenzierte Bevölkerungsstatistiken, sondern auch eine Menge Informationen über Einkaufsmöglichkeiten, Stadtentwicklung, Schul-, Sozial- oder Verkehrsplanung, die über die abgeschottete Statistikstelle in der Kreisverwaltung Recklinghausen nun für alle zehn Städte zur Verfügung stehen. „Datenschutzkonform“, wie man im Vest betont. Daten für Einzelpersonen seien über das Portal nicht abzurufen.

Bevölkerung im Kreis Recklinghausen schrumpft

Die Entwicklung ist alarmierend. Seit dem 31.12.2000 ist die Gesamtbevölkerung zwischen Dorsten und Olfen, Gladbeck und Haltern um 6,6 Prozent zurückgegangen. In einer Prognose rechnet IT NRW mit einem weiteren Schrumpfen um 5,1 % bis 2040. Landrat Bodo Klimpel (CDU) will dagegen steuern. Ein Instrument ist dabei „smartdemography“.

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Um den Datenwust für die tägliche Arbeit nutzbar zu machen, nutzen die Städte die Software „Kom Monitor“, die wiederum aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Hochschule Bochum, der Ruhr-Universität Bochum sowie den Städten Essen und Mülheim an der Ruhr hervorging. „Das Projekt hat Modellcharakter für andere kommunale Akteure“ – davon ist Fachdienstleiter Jürgen Vahlhaus überzeugt.

Wettbewerb: Zehn Städte werden „Digitale Orte“

Der Recklinghäuser Weg überzeugte auch die Jury um die Vorsitzende Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr. Unter den bundesweit 200 Teilnehmenden, die sich um den Titel „Digitaler Ort im Land der Ideen 2022“ beworben hatten, wählten die Juroren zehn Projekte aus – darunter „smartdemography“ des Kreises Recklinghausen.

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Zu dem Wettbewerb hatten die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der zweitgrößte Glasfaser-Anbieter „Deutsche Glasfaser“ aus Düsseldorf aufgerufen. Die Auszeichnungen wurden am Donnerstagabend in Berlin verliehen. „Besonders freut es mich, dass bei der Entwicklung der digitalen Initiativen und Ideen nicht nur auf Effizienz geschaut wurde,sondern der Fokus auf dem sozialen Nutzen und dem gesellschaftlichen Mehrwert lag“, sagte Staatssekretärin Kluckert bei der Feierstunde. Nur einer der zehn Sieger kommt mit dem Kreis Recklinghausen aus NRW.