Essen. Der Essener Johannes Willenberg hat nach der 10. Klasse seine eigene Firma gegründet. Sein Millionendeal soll Start-ups Mut machen.

Pioniere wie Apple-Gründer Steve Jobs sind in der Garage gestartet. Der Essener Johannes Willenberg hat sich zwar kein Milliarden-Imperium aufgebaut. Sein Steuergerät, das er ganz am Anfang im Heizungskeller seiner Eltern zunächst in kleiner Stückzahl gebaut hat, wurde aber immerhin zur Keimzelle eines ansehnlichen und lukrativen Unternehmens für LED-Beleuchtungstechnik.

Willenbergs Geschichte ist ein Mutmacher für alle Gründer, die eine gute Geschäftsidee haben und damit ins kalte Wasser der Selbstständigkeit springen. Der Essener ist gerade einmal 37 Jahre alt, hat mit dem Verkauf seiner Firma den ersten Millionen-Deal bereits hinter sich und ist nun auf der Suche nach neuen Herausforderungen. „Ich kann Start-ups nur ermutigen. Mit Fleiß und Beständigkeit kann man eine Menge schaffen. Und man muss die Bereitschaft mitbringen, sich immer wieder neu zu erfinden“, sagt Willenberg.

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Die Erfolgsstory begann, als der Jugendliche nach der zehnten Klasse abging und in die Lehre ging. „Ich wollte nach der Schule etwas Technisches machen. In meiner Ausbildung zum Kfz-Mechaniker habe ich mich schnell auf Elektronik spezialisiert“, erzählt er. Weil er natürlich noch kein eigenes Auto hatte, nahm sich Willenberg das Fahrzeug seines Vaters vor und probierte so lange herum, bis er über Sensoren die Leistungsfähigkeit des Motors steigern konnte. „Nachdem das funktioniert hatte, habe ich das erste Steuergerät über Ebay verkauft“, sagt der Erfinder. „Das Steuergerät lief so gut, dass ich rasch den Heizungskeller im Haus meiner Eltern belegte, um höhere Stückzahlen zu bauen.“

Steuerungsgerät im Heizungskeller entwickelt

Während seine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker noch lief, gründete der junge Essener seine erste Firma und flog nach China, um dort eine Produktionsstätte für sein Steuerungsgerät zu finden. Doch damit nicht genug. „Parallel dazu habe ich einen Onlinehandel mit Autoteilen aufgebaut.“ Die Geschäfte liefen gut, bis 2009 eine Gesetzesänderung in Kraft trat und seine Güter im öffentlichen Straßenverkehr weitgehend die Zulassung verloren.

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„Ich durfte den größten Teil meines Portfolios nicht mehr vertreiben“, erinnert sich Willenberg. Er steckte den Kopf aber nicht in den Sand. „Da bin ich erneut nach China geflogen und dort mit der gerade aufkommenden LED-Beleuchtungstechnik in Berührung gekommen.“ Zum damaligen Zeitpunkt waren die stromsparenden Lampen beileibe noch nicht ausgereift. Der Jungunternehmer erkannte aber das Potenzial. „Das hat mich technisch interessiert. Deshalb bin ich in den LED-Handel eingestiegen“, sagt Willenberg.

LED-Lampen über Plattform Amazon verkauft

Angekommen im neuen Metier, arbeitete der Firmenchef auch an seinem persönlichem Fortkommen. Er holte sein Abitur nach und studierte in Essen Betriebswirtschaftslehre. Auch strategisch gab es Änderungen. Seine Lampen verkaufte Willenberg nicht länger über Ebay, sondern wechselte auf die Plattform des US-Riesen Amazon. „Den LED-Handel habe ich in einer Marke gebündelt und die Lumare GmbH gegründet, die bis zu fünf Millionen Euro pro Jahr umsetzte.“

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Willenberg hatte inzwischen ein relevantes Unternehmen aufgebaut und spürte, dass er an seine Grenzen stieß. „Es wurde immer schwieriger, gegen die Konkurrenz auf der Amazon-Plattform zu arbeiten“, berichtet er. Um aus eigener Kraft wachsen zu können, so seine damalige Einschätzung, hätte er sich auch verstärkt mit Marketing, Design und Rechtsthemen befassen müssen. Nahezu allein sei das nicht zu stemmen gewesen. Denn Willenberg wollte bei seinen Grundsätzen bleiben. „Mir war es wichtig, auf Bankkredite zu verzichten. Die Konkurrenz dagegen setzt stark auf Fremdkapital.“

Mit 37 Jahren auf der Suche nach Neuem

Der Mann, der im Heizungskeller seiner Eltern gestartet war, musste nun entscheiden, ob er eine richtige Expansion wagen oder aussteigen sollte. „Ich bin mit zwei Mitarbeitern und einigen Kräften im Versand ausgekommen. Für mich selbst bedeutete das aber auch Arbeitstage bis zu 14 Stunden“, sagt Willenberg. „Ich hatte einfach kein Interesse, ein Unternehmen mit vielleicht 50 Millionen Euro Umsatz zu leiten.“ Und so verkaufte er.

Mit 37 Jahren hat Willenberg eigentlich ausgesorgt. Nun sitzt er in seinem Lieblings-Café in Essen-Rüttenscheid und spricht darüber, wie es mit seinem Leben weitergehen soll. Mit Blick auf seine Biografie kommt seine vage Andeutung nicht unerwartet: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich ein neues Unternehmen gründe.“

>>> Verkauf an die Stryze Group

Im August 2021 verkaufte Johannes Willenberg sein Unternehmen Lumare an die Stryze Group. Unter dem Dach des vor zehn Jahren in Berlin gegründeten Start-ups befinden sich eine Reihe unterschiedlicher eigener und externer Marken.

„Das wichtigste Kriterium bei uns ist: Wir müssen ein Wachstumspotenzial der Marke sehen”, sagt Sebastian Funke, Mitgründer der Stryze Group. Lumare-Produkte will er nun europaweit vertreiben.