Warstein. Die Warsteiner Brauerei hofft nach zwei durch die Corona-Pandemie geprägten Jahren darauf, dass die großen Events wie Rock am Ring stattfinden.
Pfingsten wird dieses Jahr für Marcus Wendel (41) eine Herausforderung. Der Marken-Direktor der Warsteiner Brauereigruppe hat dann, toi, toi, toi, positiven Stress. Jedenfalls, wenn die Festivals Rock am Ring (Nürburgring), Rock im Park (Nürnberg) und die Auftritte der Kultband Rammstein im Berliner Olympiastadion in gut 80 Tagen stattfinden werden. Dann will Wendel bei allen Events dabei sein. „Ich will es jedenfalls versuchen. Drei Events an drei unterschiedlichen Orten, das wird sportlich, aber nicht unmöglich.“
Von Rammstein bis Rock am Ring
Im Ballon wird Wendel nicht von der Eifel, über Nürnberg nach Berlin fahren. Die Montgolfiade findet erst im Spätsommer vom 2. bis 10. September statt. Ein bisschen leuchtende Augen bekommt der Markenprofi beim Gedanken an die Events 2022 jetzt aber schon. Die Vorfreude ist riesig, schließlich war der Frust in den vergangenen zwei Jahren mit den Einschränkungen der Corona-Pandemie groß. „Wir hatten vor Corona einen guten Lauf“, klopft Wendel sich und seinem Markenteam nachträglich ein bisschen auf die Schulter.
Vor knapp zwei Jahren ging das Familienunternehmen aus Warstein dann mit dem Festivalveranstalter Marc Lieberberg einen mindestens bis 2025 gültigen Sponsorvertrag für Rock am Ring und Rock im Park ein. 2020 und 2021 wurden die Festivals wegen der Pandemielage abgesagt. Bislang war für die Sauerländer Brauerei noch nicht viel Musik drin. „Mit Brewers Gold hatten wir gerade ein neues Produkt auf den Markt gebracht. Wir mussten unsere Strategie komplett umstellen“, sagt Marcus Wendel rückblickend. Das Jahr 2020 hatte sich Warsteiner ganz anders vorgestellt – ebenso wie die Mitbewerber in der Branche mit einem seit langem ohnehin schrumpfenden Markt, in der umso mehr um jeden abgesetzten Hektoliter gerungen wird.
Eine funktionierende Strategie ist also wichtiger denn je, damit die Marke an der Theke oder im Getränkehandel funktioniert. Der Ansatz der Warsteiner heißt regionale Markenstrategie: „Bekanntheit ist nicht das Problem der Warsteiner Marken. Die sind tief verwurzelt. Wir wollen aber nicht nur irgendwo ein Banner aufhängen, sondern bei unserem Sponsoring vor Ort aktiv sein. Das geht am besten über sportliche und kulturelle Erlebnisse“, glaubt Wendel. Dabei komme es gar nicht auf die Größe einer Veranstaltung an. Ob Rock am Ring, ein Konzert in der Dortmunder Music Hall, Parookaville-Festival (Weeze) oder Schützenfest im Sauerland – für den Markendirektor sind alle Events gleich wichtig, wenn sie Emotionalität versprechen.
Brauereiinhaberin Cramer mit Klitschkos befreundet – Rückkehr nach Russland ungewiss
Wie die dritte Auflage des Mühlenkopfkraxlers am 12. Juni dieses Jahres. Wenn ein paar Dutzend Frauen und Männer die Großskisprungschanze in Willingen hinauf kraxeln statt herunterzuspringen, verspricht das mächtig Muskelkater in den Oberschenkeln, aber ebenso viel Spaß. In Warstein ist man optimistisch, auch die Prestigeveranstaltung Montgolfiade in diesem Jahr wieder in gewohnter Weise durchführen zu können.
Wie schnell Pläne durchkreuzt werden können, haben nicht nur die Corona-Jahre gezeigt. Auch der Krieg in der Ukraine beschäftigt Wendel, der für alle Marken in allen Ländern bei der exportstarken Warsteiner Brauerei zuständig ist. Aktuell werde Russland nicht mehr beliefert, sagt Warsteiner-Sprecherin Simone Lápossy: „Man kann den Markt sicher in den nächsten Jahren ausklammern. Ob Warsteiner es dann noch einmal will, muss man sehen.“ Brauereiinhaberin Catharina Cramer pflegt seit deren Werbepartnerschaft mit Warsteiner eine Freundschaft zu den ehemaligen Boxprofis Wladimir und Vitali Klitschko, dem Bürgermeister des umkämpften Kiew.
Eigener Gleisanschluss als Plus
Für Unternehmen hat der Ukrainekrieg nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen durch Rückzug aus den Märkten, sondern auch mit Blick auf die Logistikkosten. Die Warsteiner Brauerei mit ihrer Exportausrichtung hat dabei vielleicht einen wichtigen Vorteil gegenüber anderen: Den eigenen Gleisanschluss, von wo Züge Container mit Braugut sowohl in Richtung Hamburg Hafen transportieren und von dort in die USA und nach Kanada verschiffen als auch in den Süden Richtung München starten. „Warsteiner, das beispielsweise in Italien getrunken wird, ist wahrscheinlich dort über die Schiene hingekommen“, sagt Lápossy.
Logistik ist derzeit eine der sehr ernsthaften Herausforderungen für die Sauerländer Brauerei. Marcus Wendels „3-R-Triathlon“ zu Pfingsten – Rock am Ring, Rock im Park und Rammstein – ist da scheinbar ein Spaß. Aber vielleicht nicht nur. In einem seit Jahren schrumpfenden Biermarkt steht Wendel für den Versuch, mit diversifiziertem, regionalem Marketing auch neue und junge Zielgruppen zu erreichen. 2022 will die Brauerei-Gruppe hier einen neuen Anlauf starten.
Rund 25 Prozent des Absatzes gehen ins Ausland
Zur Sauerländer Warsteiner Brauerei-Gruppe gehören mehrere Getränkemarken: Neben Warsteiner sind dies in NRW auch Paderborner und Herforder, Isenbeck (Hamm), Weissenburg (Lippstadt) und Frankenheim Alt (Düsseldorf).
Mit König Ludwig hat die Warsteiner-Gruppe auch ein Standbein im bayerischen Fürstenfeldbruck.
Die Pandemie hat allen Brauereien in den vergangenen zwei Jahren das Leben schwer gemacht. Nach derben Absatzverlusten 2020 hat sich die Warsteiner Gruppe 2021 mit minus 1,1 Prozent besser als der Durchschnitt gehalten. Vor allem das Exportgeschäft mit plus 15,5 Prozent und 472.000 Hektoliter (in Summer mehr als Krombacher und Veltins zusammen exportierten) trug dazu bei (Quelle: Inside)