Essen. Der Büromarkt im Ruhrgebiet wächst weiter – trotz Corona und Trend zum Homeoffice. Einen Boom erleben aber Logistik-Immobilien.

Trotz Homeoffice-Pflicht und Kurzarbeit während der Corona-Pandemie ist der Büroimmobilienmarkt des Ruhrgebiets im vergangenen Jahr stabil geblieben und hat bundesweit den Platz zwei hinter der deutschen Hauptstadt Berlin verteidigt. Kräftig zulegen konnte das Revier dagegen in einer anderen Branche: Logistik.

„Das Ruhrgebiet hat die Corona-Krise bislang weitgehend stabil durchgestanden“, zeigte sich Julia Frohne am Montag erleichtert. Die Business Metropole Ruhr (BMR), deren Geschäftsführerin sie ist, legt traditionell im Frühjahr ihren Immobilienmarkt-Bericht vor. Befürchtungen, die Pandemie würde das Geschäft rund um kommerziell genutzte Gebäude merklich drosseln, haben sich zumindest für das zurückliegende Jahr nicht bestätigt.

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Mit einer Ausnahme: „Der Einzelhandel hat gelitten“, erklärte Frohne. Das durch Lockdowns und Zugangsbeschränkungen gebeutelte „Sorgenkind in der Corona-Krise“ bescherte auch den Eigentümern von Handelsimmobilien Sorgenfalten. Dabei kam das Ruhrgebiet mit einem Rückgang des Mietniveaus um 2,7 Prozent noch vergleichsweise glimpflich davon. In den besonders begehrten sogenannten A-Städten wie Köln (- 8,2 Prozent), Hamburg (- 7,4) oder Berlin (- 6,9) gaben die Immobilien für Einzelhandelsimmobilien noch deutlicher nach.

Julia Frohne, Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr GmbH.
Julia Frohne, Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr GmbH. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Diese Metropolen spielen freilich in einer ganz anderen Liga. Während im Ruhrgebiet die höchste Spitzenmiete mit 195 Euro pro Quadratmeter auf dem Westenhellweg aufgerufen wird, der Durchschnitt aber bei knapp 33 Euro liegt, zahlen Händler in Köln durchschnittlich 225 Euro, in Hamburg 250 Euro und in Berlin sogar 270 Euro.

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Bei Büroimmobilien indes spielt das Revier ganz oben in der ersten Bundesliga mit und ist dem Spitzenreiter Berlin auf den Fersen. Trotz Corona machte das Ruhrgebiet im Vergleich zu 2020 einen Sprung von 17,1 auf 17,3 Millionen Quadratmeter. Berlin konnte sich auf 20,4 Millionen Quadratmeter steigern, während Hamburg und München bei rund 14 Millionen Quadratmetern verharrten. „2021 wurden in der Metropole Ruhr 209.000 Quadratmeter Bürofläche fertiggestellt. Das ist mehr als in der Zeit vor Corona“, unterstreicht Wirtschaftsförderin Frohne.

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Spitzenmieten in Berlin am höchsten

Die hohe Bautätigkeit dürfte mit dem hiesigen moderaten Preisniveau im Zusammenhang stehen. Die Büro-Spitzenmiete im Ruhrgebiet stieg im vergangenen Jahr zwar durchschnittlich um 6,8 Prozent. Mit maximal 19 Euro pro Quadratmeter liegt das Niveau an der Ruhr aber deutlich unter dem von Berlin (40,50 Euro), aber auch Düsseldorf (26,50 Euro) oder Stuttgart (24 Euro).

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„Die anziehende Flächennachfrage deutet darauf hin, dass das Unternehmensbüro weiterhin ein wichtiger Bestandteil in einer sich verändernden Arbeitsorganisation bleiben wird“, heißt es im Immobilienmarktbericht. Die größten Investitionen im vergangenen Jahr verzeichnete Dortmund mit den Neubauten des Stromnetzbetreibers Amprion und des IT-Dienstleisters Bechtle. Von Bedeutung war aber auch das neue Servicecenter des Wohnungsriesen Vonovia in Essen. Der größte Immobilien-Deal ging allerdings in Bochum über die Bühne: Für 85 Millionen Euro hat der deutsch-irische Investor die Zentrale des Mineralölkonzerns BP Europe und Aral mit rund 25.000 Quadratmetern Bürofläche an Union Investment verkauft.

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Boom der Logistik-Branche

Schon lange vor der Corona-Krise gehörte das Ruhrgebiet zu den deutschen Hotspots der Logistik-Branche. Reisebeschränkungen und zeitweise geschlossene Läden führten zu einem Boom des Onlinehandels. Der abermalige Schub für Logistiker beschleunigte auch das Wachstum im Revier. Nach 329.401 Quadratmetern im Vorjahr wurden hier 2021 fast 491.000 Quadratmeter Logistikfläche fertiggestellt. Das entspricht einem Plus von 49 Prozent. Absolut und relativ überholte nur Berlin das Ruhrgebiet.

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Während bei Büroimmobilien im Ruhrgebiet die Anfangsrenditen rückläufig sind, ist der Trend in der Logistik umgekehrt. Bis zu sechs Prozent beträgt die Rendite für Neubau-Investitionen. In Köln, Berlin und München müssen sich Investoren mit etwas mehr als drei Prozent begnügen. „Die Sicherheit zu investieren, ist größer geworden“, ist Julia Frohne überzeugt.

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Unter der Pandemie scheint auch der Hotel-Immobilienmarkt nicht gelitten zu haben. „Sie nehmen derzeit Flüchtlinge aus der Ukraine auf“, sagt Andreas Schulten, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Bulwiengesa und Mitautor des Immobilienmarktberichts. Beim Neubau sieht er eine gewisse Zurückhaltung, nicht aber beim Verkauf der Hotel-Immobilien unter Investoren.