Düsseldorf. Während der Corona-Pandemie wurden landesweit weniger neue Betriebe gegründet. Warum vor allem das Ruhrgebiet hinterher hinkt.
Die Zahl der Unternehmungsgründungen in Nordrhein-Westfalen ist während der Corona-Pandemie deutlich zurückgegangen. Nach Zahlen der NRW-Bank betrug das Minus landesweit zehn Prozent im Vergleich zu 2019. Allerdings gab es mit 18 Prozent auch deutlich weniger Betriebsschließungen.
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„Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen ist bislang vergleichsweise gut durch die Coronapandemie gekommen“, sagt Eckhard Forst, Vorstandsvorsitzender der NRW-Bank. Durch die umfangreichen Wirtschaftshilfen und Instrumente wie die Kurzarbeit sei es gelungen, die Folgen der Krise „weitestgehend“ abzumildern. Dennoch litt der Gründergeist unter dem Virus, vor allem im Ruhrgebiet. Hier gab es 2020 im Schnitt 20,3 Betriebsgründungen je 10.000 Einwohner. Landesweit lag die Zahl mit 21,4 Gründungen etwas darüber. Ein dynamischeres Gründungsgeschehen hat die NRW-Bank allein in den Revierstädten Essen (31,8) und Mülheim (25,8) gemessen.
Geringe Kaufkraft und Wanderungsverluste
„Die geringe Gründungsneigung ist für eine urbane Regionen eher untypisch“, heißt es in den „regionalwirtschaftlichen Profilen“, die die NRW-Bank am Montag veröffentlichte. Eine der Ursachen sei, dass Personen im typischen Gründungsalter zwischen 35 und 45 Jahren im Ruhrgebiet unterrepräsentiert seien. Zwischen Duisburg und Dortmund gibt es besonders viele ältere Menschen. Aber auch die geringe Kaufkraft und die Wanderungsverluste raus aus dem Revier seien Hindernisse auf dem Weg in die Selbstständigkeit.
Die Corona-Pandemie hinterließ überdies ihre Spuren. Vor allem in der Gastronomie (-19 Prozent), in den Unterhaltungsbranchen (-19 Prozent), aber auch im Baugewerbe (-25 Prozent) ging die Zahl der Betriebsgründungen spürbar zurück. Im Gesundheitswesen und in den Bereichen Erziehung und Unterricht gab es dagegen Zuwächse.
73,6 Prozent aller Gründungen im gewerblichen Bereich erfolgten im Ruhrgebiet ohne Beschäftigte. Damit ist der Anteil der Solo-Selbstständigen deutlich höher als in ganz Nordrhein-Westfalen. Entsprechend niedrig seien die positiven Arbeitsplatzeffekte ausgefallen, urteilt die NRW-Bank. Das Phänomen könne damit erklärt werden, dass es im Revier sehr viel häufiger „Notgründungen“ gebe, weil es weniger Erwerbsalternativen auf dem Arbeitsmarkt gebe. Im übrigen Land seien stattdessen mehr „Chancengründungen“ zu beobachten, in deren Verlauf neue Stellen entstehen.