Essen. Thyssenkrupp setzt auf tägliche Corona-Tests bei der Belegschaft in Deutschland – auch nach einer Impfung. Booster-Impfungen in Vorbereitung.
Um die Pandemie einzudämmen, setzt der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp auf tägliche Corona-Tests im Betrieb. „Thyssenkrupp wird rasch allen Mitarbeitenden statt zwei Mal pro Woche nun täglich Schnelltests zur Verfügung stellen, die dann vor Aufnahme der Arbeit im Betrieb durchgeführt werden sollen“, verkündete Personalvorstand Oliver Burkhard über den Kurznachrichtendienst Twitter.
Die derzeitige Lage erfordere „schnelle Maßnahmen“, erklärte Burkhard auf Anfrage unserer Redaktion. Er stellte dabei klar, dass es sich um „freiwillige, tägliche Selbsttests“ handele. „Wir hoffen, mit diesem Schritt auch ein Zeichen für die Politik zu setzen: Die Zeit zu handeln, ist jetzt“, betonte er. „Wir brauchen konsequente und einheitliche Regeln, um unsere Mitarbeitenden bestmöglich zu schützen und Arbeitsabläufe in unserem Unternehmen wieder zu normalisieren.“
Corona-Tests bei Thyssenkrupp unabhängig vom Impfstatus
Seit Anfang April habe Thyssenkrupp der Belegschaft in Deutschland kostenlose Corona-Selbsttests bereitgestellt, erklärte der Konzern. Dieses Angebot werde nun deutlich ausgeweitet. Getestet werden solle unabhängig davon, ob die jeweilige Person bereits geimpft oder genesen sei. Thyssenkrupp werde die Schnelltests allerdings nicht kontrollieren, sondern auf die Solidarität innerhalb der Belegschaft setzen.
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Thyssenkrupp sei der Ansicht, dass ein negatives Testergebnis „den besten Schutz für das gemeinsame Arbeiten am Arbeitsplatz“ biete, da auch symptomfreie, geimpfte Menschen unter Umständen eine Infektion an Ungeimpfte weitergeben können.
Zugleich treffe Thyssenkrupp Vorbereitungen, um im Dezember mit Booster-Impfungen durch den betriebsärztlichen Dienst zu starten. Dazu könnten betriebliche Impfzentren reaktiviert werden.
„Wir empfehlen allen Beschäftigten dringend, sich impfen zu lassen“
„Wir empfehlen allen Beschäftigten dringend, sich impfen zu lassen. Das gilt auch für die Booster-Impfungen“, sagte Johannes Pöttering, der Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der Unternehmensverbände NRW, unserer Redaktion. „Wenn sich einzelne Beschäftigte aber nicht impfen lassen wollen, kann es nicht sein, dass die Folgen auf den Arbeitgeber abgewälzt werden“, fügte er hinzu. Tägliche durch die Unternehmen durchgeführte Tests seien „für die allermeisten Betriebe, insbesondere für den Mittelstand, weder organisatorisch noch finanziell leistbar“. Pöttering forderte zugleich ein gesetzliches Auskunftsrecht über den Impfstatus der Beschäftigten. Dies müsse „jetzt dringend kommen“.
Die IG Metall mahnte hingegen, die Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten müssten gewahrt und Diskriminierungen vermieden werden. „Kein Beschäftigter darf gezwungen werden, dem Arbeitgeber seinen Impfstatus offenzulegen“, betonte die IG Metall-Bezirksleitung NRW.