Düsseldorf/Mülheim. Weniger Folien und Plastik: Der Großhändler Metro reduziert und verändert seine Verpackungen. Im Test ist ein Pfandsystem für Olivenöl-Flaschen.
Einige Gramm weniger beim Einsatz von Folien oder Kartons können im Handel bereits zu gewaltigen Einsparungen bei Material und CO2 führen. Der Großhändler Metro hat derzeit mehrere Bälle in der Luft, um den Müllberg aus Verpackungen zu schrumpfen. Die Düsseldorfer testen unter anderem ein Pfandsystem für Olivenöl, denken über Abfüllstationen für Nüsse nach und wollen Gastronomen Mehrweg-Geschirr für den Außer-Haus-Verkauf anbieten.
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Lena vom Stein leitet seit elf Jahren die Unternehmensverantwortung bei der Metro AG. Die Vermeidung von Verpackungsmüll steht ganz oben auf ihrer Aufgabenliste. „Die Optimierung von Plastik-Verpackungen steht klar im Fokus unseres Verpackungsteams für Eigenmarken. Das Design ist grundlegend, um Produkte zu bewegen, zu schützen und aufgedruckte Informationen zu transportieren“, sagt die Managerin. Für den Großhändler, bei dem vor allem Betreiberinnen und Betreiber von Restaurants, Imbissen, Kiosken, aber auch Freiberufler einkaufen, ist das eine Mammutaufgabe. Denn die Metro hat nach vom Steins Angaben 52.600 Lebensmittel und 45.100 Non-Food-Artikel im Sortiment, die an 16 Millionen professionelle Kunde in 34 Ländern verkauft werden.
Weniger Verpackung spart auch Platz und Kosten
„Der größte Hebel für die Metro sind natürlich unsere Eigenmarken. Wir formulieren bei den Verpackungen und Rezepturen Anforderungsprofile, die die Hersteller erfüllen müssen“, erklärt die Nachhaltigkeitschefin. Mit Eigenmarken macht der Düsseldorfer MDax-Konzern nach eigenen Angaben immerhin knapp 17 Prozent des globalen Umsatzes von zuletzt 25,6 Milliarden Euro. Die Vermeidung von Verpackungsmüll ist für die Metro wie andere Händler auch ein wichtiger Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität.
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„Als Lebensmittel-Großhändler müssen wir nachhaltig wirtschaften, sonst gibt es am Ende nichts mehr zu wirtschaften. Aber auch unsere Kunden, Investoren und potenziellen neuen Mitarbeitenden entwickeln dafür ein immer klareres Bewusstsein“, unterstreicht vom Stein. Die Öko-Strategie hat aber auch eine wirtschaftliche Komponente. „Je weniger Plastik wir verwenden, desto geringer sind auch die Kosten. Wenn die Verpackung weniger wird, sparen die Gastronomen sowohl Entsorgungskosten als auch Platz in ihren Küchen“, sagt die Managerin.
Das beginnt bei der kleinen Tüte mit Pfefferkörnern, die Verpackungsingenieure der Metro so geschrumpft haben, dass 14 Prozent Plastik eingespart werden können. „Dünnere Folienverpackung bei Wurst erzeugt 26 Prozent weniger Plastik“, nennt vom Stein ein weiteres Beispiel. Und frische Kräuter werden längst nicht mehr in Kunststoff, sondern im umweltfreundlicheren Karton verkauft. Das allein spare jährlich 120 Tonnen Plastik, heißt es bei der Metro.
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Der Großhändler ist aber auch dabei, ganz neue Wege zu gehen. Weil Gastronomen Unmengen von Olivenöl bei der Metro kaufen, testet das Unternehmen gerade in Frankreich ein Pfandsystem für die Flaschen. „Die Logistik übernimmt ein Partner über Rückgabestellen in den Märkten. Das Modell wollen wir auch in Deutschland und Spanien ausrollen“, kündigt vom Stein an.
Spüldienst für Mehrweg-Geschirr in der Gastronomie
Auch dem sensiblen Thema Wiederbefüllung durch die Kundinnen und Kunden selbst will sich die Metro nähern. „Wir können uns vorstellen, dass sich Kunden im Metro-Markt zum Beispiel Nüsse in Behälter abfüllen können. Dadurch könnten wir wahnsinnige Mengen an Verpackungen einsparen“, meint die Managerin. Dazu sei man mit Gesundheitsämtern im Gespräch, um hygienische Erfordernisse abzustimmen.
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Ein besonders dickes Brett kommt auf die Kernkundschaft des Großhändlers zu: Eine EU-Verordnung sieht vor, dass alle gastronomischen Betriebe, die ihre Speisen auch außer Haus verkaufen, ab dem Jahr 2023 zusätzlich Mehrweg-Geschirr anbieten müssen. In den Küchen ihres Düsseldorfer Campus will die Metro demnächst die ersten Behälter testen. „Wir sind dazu mit Partnern im Gespräch, die ein Pfandsystem für Mehrweg-Geschirr aufbauen und auch einen Spüldienst anbieten wollen“, kündigt vom Stein an. „Auch hier ist das Design wieder ausschlaggebend. Die Behälter müssen stapelbar sein und in Spülmaschinen passen.“
>>> Nüsse und Müsli bei Edeka selbst abfüllen
Auch der Supermarktbetreiber Edeka Paschmann setzt in seiner neuesten Filiale im Mülheimer Hafen auf „Zapfstellen“. In mitgebrachten Dosen können sich Kundinnen und Kunden Nüsse, Müsli, Cerealien, aber auch Süßigkeiten abfüllen. „Beim Thema Selbstbefüllen reden wir noch über sehr kleine Mengen. Das Sortiment macht nicht einmal ein Prozent des Umsatzes im Supermarkt aus“, sagt Geschäftsführer Falk Paschmann. „Wir hoffen, dass der Anteil wächst, weil der benötigte Platz für die Anlagen ungleich größer ist. Wir müssen ja eine Vielzahl von Sorten anbieten.“
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Der höhere Personaleinsatz gehe auf das Konto der Supermarkt-Betreiber. „Wir können die Kundinnen und Kunden nicht mit höheren Preisen belasten, weil sie nachhaltig einkaufen wollen“, so Paschmann. An anderer Stelle bremst ihn dagegen die Corona-Pandemie aus. Wurst und Käse dürfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Frischetheke aus hygienischen Gründen bis auf weiteres nicht in Dosen legen, die Kundinnen und Kunden selbst mit in den Laden gebracht haben.