Düsseldorf. Mit der Wiederbelebung der Gastronomie wächst auch das Geschäft der Metro. Der neue Chef Steffen Greubel sieht einen „Nachfrage-Boom“.
Der Start für den neuen Metro-Chef Steffen Greubel könnte kaum besser sein: Mit seinem Amtsantritt im Mai durfte die Gastronomie nach monatelangem Lockdown wieder schrittweise öffnen und bescherte dem von der Corona-Krise gebeutelten Düsseldorfer Großhandelskonzern merklichen Aufwind. Als erste öffentlichkeitswirksame Handlung durfte Greubel in dieser Woche die Gewinnprognose der Metro erhöhen. „Wir haben einen Nachfrage-Boom“, sagt er.
Nach neun Jahren an der Spitze des Traditionsunternehmens hatte Olaf Koch wenige Tage vor seinem
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Abschied von der Metro Ende 2020 noch einen Fehlbetrag von 140 Millionen Euro für das Corona-Geschäftsjahr 2019/20 präsentieren müssen. Nachfolger Steffen Greubel kann nun die Früchte der fortschreitenden Durchimpfung der Bevölkerung und damit international einhergehenden Lockerungen einfahren.
Metro ist raus aus den roten Zahlen
Im dritten Quartal von April bis Juni legte der Umsatz des Großhändlers im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,2 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro zu. Bereinigt um Wechselkurseffekte betrug das Plus sogar 15,4 Prozent. Die Metro verdiente wieder Geld. Das Ergebnis vor Abzug von Steuern, Abschreibungen und Zinsen (Ebitda) verdoppelte sich nahezu auf 325 (bereinigt 310) Millionen Euro und bewegte sich in Richtung des Niveaus vor der Krise.
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Auch der Aktienkurs bekrabbelt sich allmählich wieder. Dümpelte das Metro-Papier über Monate bei neun Euro, erreichte es Mitte Juni den bisherigen Höchstwert dieses Jahres von 11,66 Euro. Am Donnerstag pendelte sich die Metro-Aktie bei 10,50 Euro ein.
Greubel kennt das Ruhrgebiet
Die Erholung des Geschäfts und der Metro-Zahlen ist sicherlich nicht das alleinige Verdienst von Steffen Greubel. Doch der bisherige Vorstand beim Werkzeug- und Schraubenhersteller Würth hat seit Mai viel getan, um den Schatten seines Vorgängers Koch abzulegen. In seinen ersten 90 Tagen besuchte Greubel sechs der 34 Länder und 30 Cash&Carry-Märkte. Seine Antrittstour führte ihn unter anderem auch in die Metro-Märkte in Mülheim, Duisburg und Recklinghausen. Der 47-Jährige kennt das Ruhrgebiet. Er hat an der Privatuniversität Witten/Herdecke studiert und lebte mehrere Jahre in Witten und Dortmund-Dorstfeld.
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Vorgänger Koch hatte nach dem Verkauf von Kaufhof und Real sowie der Ausgliederung von Media Markt und Saturn die Metro zum reinrassigen Großhändler umgebaut. Greubel will sich Zeit lassen und seine „Strategie für das Jahrzehnt“ am 26. Januar 2022 präsentieren. Ein radikaler Kursschwenk scheint sich nicht anzudeuten. „Wir können stolz und zufrieden sein auf das, was wir haben“, sagt Greubel am Donnerstag.
„Unsere Marktanteile sind ausbaufähig“
Die Wahl des Aufsichtsrats soll auf den gebürtigen Franken gefallen, so heiß es, weil man ihm am ehesten zutraue, vermeintliche Defizite beim Digitalisierungskurs der Metro aufzuholen. Vor Journalisten lobt jedoch die Angebote, die er im Unternehmen vorgefunden hat. Die neue Metro-App laufe gut und auch die digitalen Angebote für Tischreservierungen und Websites der gastronomischen Kunden stießen auf große Resonanz. „Es wird um Zeitersparnis gehen“, prophezeite der Metro-Chef. Das Online-Geschäft führe aber auch zu „höherer Loyalität“ und binde die Kunden an den Großhändler.
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Greubel will einen Wachstumskurs einschlagen. „Unsere Marktanteile sind noch ausbaufähig. Ich sehe da großes Potenzial“, sagte der Manager. Als Lieferant für Hotels und Gastronomie sei die Metro in allen 34 Ländern unter den Top 3. Da der Belieferungsmarkt sehr fragmentiert sei, sehe er große Chancen für den Düsseldorfer Konzern. Greubel plant aber auch Zukäufe von Unternehmen und zeigt sich offen für Konsolidierung: „Wir gucken uns jedes Land genau an.“