Brilon-Wald. Mit seiner Firma trägt der Briloner Christian Dresel zum Gelingen der Energiewende bei. Die, sagt der Quantenphysiker, muss nicht teuer werden.
Es ist eines der Kernthemen im Wahlkampf gewesen: Wie bringen wir die Energiewende in Deutschland endlich ordentlich in Schwung, ohne die erfolgreiche Industrie hierzulande zu gefährden?
Der Unternehmer Christian Dresel aus Brilon-Wald hat dazu viele Ideen und eine klare Haltung: „Es ist machbar. Wir müssen nur einfach mal anfangen, statt ständig über irgendeine Zeitskala wie 2045 oder 2050 zu reden.“
Eigenes Firmengebäude CO2-neutral
Loslaufen und eine Lösung suchen, hört sich vielleicht banal an. Es trifft aber die Vorgehensweise des Quantenphysikers und gebürtigen Franken ziemlich genau. Der Firmensitz von Condensator Dominit im tiefsten Sauerland ist heute schon CO2-neutral. Auf dem Hallendach wurde vor anderthalb Jahren selbstverständlich eine Photovoltaikanlage installiert, geheizt wird mit einer Wärmepumpe. Das System wird mit dem Wasser des Flusses gespeist, der an das Grundstück angrenzt. Bis das klappte, wurde von den eigenen Ingenieuren eine Weile getüftelt. Erfolgreich. Große Wasserspeicher sorgen dafür, dass hier keine Energie verloren geht, wenn die Sonne einmal richtig brennt. Das gesamte Gebäude ist über eine Fußbodenheizung immer angenehm temperiert. LED-Beleuchtung ist ohnehin Standard, automatische Verschattung der Fenster ebenfalls. Für Dresel ist das nicht nur eine Frage des eigenen Images. „Das Gebäude ist Auswuchs dessen, wovon wir hier überzeugt sind“, sagt der 56-Jährige.
70 Experten bei Condensator Dominit, überwiegend Ingenieure, stellen Geräte her, die Stromspannungsschwankungen ausgleichen. „Wir sind auf dem Weltmarkt führend bei aktiver Spannungsstabilisierung und Oberschwingungsfiltern in industriellen Produktionsprozessen.“ Gefragt ist das rund um den Globus – und vor allem dort, wo es besonders schwierig ist. „Je größer ein Stromnetz ist, desto stabiler ist es auch“, sagt der Ingenieur. Texas beispielsweise sei eine „Insel“. Das habe mit dem Glauben der Texaner ans Öl zu tun und in der Folge mit der Entkoppelung vom restlichen Netz in den USA. Für Condensator Dominit ein ideales Spielfeld.
Auf jedes Dach eine PV-Anlage
Die Erkenntnis für Deutschland: Stromschwankungen, wie sie bei der Umstellung der Energieversorgung auf Wind- und Sonnenenergie befürchtet werden, seien bei uns in den Griff zu bekommen.
Der notwendige Ausbau im Bereich Photovoltaik sei heute längst möglich, ohne auch nur einen Quadratmeter zusätzliche Fläche zu verbrauchen, ist der Unternehmer überzeugt. Dabei handelt es sich um eine Fläche von knapp 5000 Quadratkilometern, auf der PV-Anlagen installiert werden müssten. Die Lösung: „Auf jedes Hausdach eine PV-Anlage. Ich bin der Meinung, dass der Staat das Recht hat, dies zu verlangen.“
Dresel entlehnt seine Ansicht dabei keineswegs einer politisch-grünen Farbenlehre. Die Spitzenkandidatin Annalena Baerbock kritisiert der Ingenieur dafür, dass sie behaupte, die Energiewende werde teuer – weil der Naturwissenschaftler diese Aussage tatsächlich für falsch hält.
Der Umstieg auf CO2-neutrale Energieversorgung sei nicht nur machbar, sondern rechne sich auch, und zwar ohne Wohlstandsverluste.
Aktuell importiere Deutschland Primärenergie im Wert von rund 120 Milliarden Euro jährlich. Der Ausbau der erwähnten 5000qkm-PV-Fläche in Deutschland würde etwa 500 Milliarden Euro kosten, aber die Importkosten um 60 Milliarden Euro jährlich senken.
Ist weniger Lärm Wohlstand?
„Wir müssen die Energiewende in Deutschland im Wohlstand gestalten, sonst macht keiner mit. In den USA oder Indien wird man nicht freiwillig auf Konsum verzichten.“
In vielen anderen Ländern dieser Erde wohl auch nicht, wenn das Modell Deutschland nicht überzeugen kann. Eher ungewöhnlich für einen erfolgreichen Unternehmer. Christian Dresel versteht unter Wohlstand nicht allein die ständige Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), gemeinhin der Maßstab für unseren wirtschaftlichen Erfolg. Mit dem Umstieg auf Elektromobilität – ob dies nun die beste Technik ist, oder nicht – „gibt es auch weniger Verkehrslärm und weniger Staub in den Städten. Das ist auch Wohlstand“, führt Dresel gerne nachvollziehbare Beispiele ins Feld für seine These von der Machbarkeit der Energiewende, vor der sich niemand fürchten müsse. Nur losrennen, das müssten wir seiner Ansicht nach endlich einmal.