Menden. Anderthalb Jahre nachdem das Messegeschäft über Nacht zusammenbrach, führt der erste Auftrag für Optimal Messebau aus Menden in die Sonne.

Gerade naheliegend ist er nicht, der erste Messeauftrag nach Beginn der Corona-Pandemie. 1200 Kilometer entfernt von Menden im Sauerland. Stefan Gemünd und Nicole Pingel haben sich vorgestern, am Donnerstag, ins Auto geschwungen. Auf zu den Reichen und Schönen, zur Monaco Yacht Show. Die Stimmung bei Optimal Messebau ist richtig gut. Nicht euphorisch, aber richtig gut. Und das nicht etwa wegen des beruflichen Ausflugs an die sonnige Mittelmeerküste.

Teamgeist zahlt sich aus

Das siebenköpfige Team will den Erfolg nach dieser langen Strecke der Ungewissheit nicht beschreien. Aber am liebsten doch. Verständlich. Die gesamte Durststrecke lang bis heute sind sie beweglich geblieben. Sicher auch aus Sorge. Langes Verharren, Stillstand gar, hätte lähmend wirken und nach 35 Jahren das Aus für das Unternehmen bedeuten können. Wie es aussieht, wird es so nicht kommen. Sicher sein konnte sich im Frühjahr 2020 da niemand, als über Nacht das Messegeschäft komplett einbrach.

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Das viele Material, das sonst für den Bau von Messeständen diente, wurde umgenutzt, um Trennwände für Arztpraxen zu bauen. Überhaupt: Auf- und Abbauen, wer könnte das besser als Messebauprofis? Und warum dann nicht auch Küchen in Privathaushalten. Kleine Schritte. Kreativität. Im Eingangsbereich des Unternehmens im Gewerbepark Horlecke stehen beinahe symbolisch noch ein Holz-Hochbeet und eine Designerschaukelliege für den Garten. Gebaut in der Firmen eigenen Schreinerwerkstatt. Es gab ja sonst nur wenig zu tun vor einem Jahr.

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Mit Corona-Hilfen, Kurzarbeitergeld und persönlichem Risiko des Firmengründers konnte das Team zusammengehalten werden. „Die Hilfen, ohne die hätte ich wahrscheinlich abgeschlossen“, sagt Stefan Gemünd rückblickend.

Man spürt, wie wichtig dieser Zusammenhalt allen war, und dass dies die größte Freude ist. Das Gefühl, es gemeinsam geschafft zu haben. Aller Voraussicht nach.

Das Geschäft zieht merklich an

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Der erste richtig große Zwischenauftrag war der Bau des Impfzentrums in Lüdenscheid. Auch der Folgeauftrag für das Zentrum in Iserlohn hat enorm geholfen. Gute Aufträge. Für das eingesetzte Material, Trennwände etc, erhält Optimal Messebau bis heute eine Miete. Beide Zentren werden in Kürze abgebaut. Lüdenscheid in einer Woche, Iserlohn im Oktober. Die Dauereinnahme entfällt also.

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Halb so schlimm. Die Mendener Messebauer brauchen ihr Zeug endlich wieder für ihr eigentliches Kerngeschäft. Das zieht merklich an. „Jeden Tag kommen Anfragen rein“, sagt der umtriebige Vertriebschef Miguel Sanchez, der gerade bei einem neuen Kunden einen richtig großen Auftrag an Land gezogen hat. Ein 330 Quadratmeter großer Gemeinschaftsstand auf der Medica vom 18. bis 21. November in den Düsseldorfer Messehallen. Dass sich die Mendener beim Kunden durchgesetzt haben, führt Sanchez auch auf das besondere Konzept zurück. Neben dem Preis mit 50 Prozent habe Nachhaltigkeit mit 30 Prozent einen wesentlichen Ausschlag gegeben. „Wenn wir in der obersten Liga mitspielen wollen, wird Nachhaltigkeit immer wichtiger“, sagt der Messebauexperte.

Viele Kunden suchten gerade neue Partner. Im Umkehrschluss könnte dies bedeuten, dass etliche Mitbewerber in der Pandemiezeit aufgegeben haben, vermuten Sanchez und Gemünd. Der Firmeninhaber rechnet damit, dass es künftig rund ein Drittel weniger Messen geben könnte.

Messelandschaft verändert sich

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Außerdem habe die Digitalisierung die Messelandschaft bereits deutlich verändert. Es werde mehr auf hybride Veranstaltungen gesetzt, bei denen Aussteller von weit her die Chance haben, sich virtuell zu zeigen, statt mit einem eigenen Stand vor Ort. Das spart unter dem Strich enorm Kosten.

Die spielen in Monaco für den australischen Stammkunden der Mendener kaum eine Rolle. Und noch viel weniger für dessen Kundschaft auf der Yachtmesse im Hafen Port Hercules, die kommende Woche startet. Besitzer und Käufer richtig dicker Kähne. Luxus pur auf hundert und mehr Meter großen, schwimmenden Tempeln mit großzügigen Terrassen. Damit es dort schön warm bleibt, wenn eine frische Brise weht, zeigt der australische Hersteller auf dem von Optimal Messebau gebauten Stand Edelkeramikstrahler, die flächenbündig eingebaut werden. Nicht nachhaltig, aber der Kunde ist König – und kommt zunehmend aus dem Exil der Pandemie zurück, nicht nur im Ausland.

Begleitung durch die Krise – Folge sieben

Seit dem Frühjahr 2020 begleitet diese Zeitung Optimal Messebau berichterstattend durch die Krise. Es ist der siebte Teil einer losen Folge von Geschichten darüber, wie das siebenköpfige Team das Mendener Unternehmen bis heute über Wasser halten konnte, obwohl das Geschäft in der Branche über Nacht komplett weggebrochen war. Anderthalb Jahre danach, nach vielen Monaten der Anspannung und Sorgen um die berufliche Existenz, sieht es sehr nach guten Perspektiven aus.Alle Berichte über Optimal Messebau in der Krise lesen Sie auf wp.de