Attendorn/München. Die größte Automesse der Welt findet ab dem 7. September in München statt. Warum sie mehr als eine reine PS-Schau ist.

Im Auto der Zukunft stecken jede Menge Innovationen aus Südwestfalen. Für den Autofahrer bleiben die Produkte der Zulieferer aus der Region meist im Verborgenen. Sichtbar werden sie aber in gut einer Woche auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA), die für Publikum vom 7. bis 12. September erstmals in München stattfinden wird. „Sie ist sehr viel mehr als eine reine Autoschau“, versichert Andreas Heine, der als Marketingchef von Kirchhoff Automotive an der Entwicklung und Umsetzung des völlig neuen Messekonzepts beteiligt war (siehe Zweittext unten).

Was die IAA in diesem Jahr für Kirchhoff-Automotive ganz besonders macht, erläutert Geschäftsführer Thorsten Gaitzsch.

Die Innovationen

Kirchhoff-Automotive zeigt Neuheiten zu drei Themenschwerpunkten. Erstens Fahrzeugsicherheit. „Vielleicht das Wichtigste“, sagt Gaitzsch. Das Unternehmen Kirchhoff mit Sitz in Iserlohn und Attendorn hat langjährige Erfahrung im Bereich Crash-Management-Systeme. Es meint einiges mehr als das, was gemeinhin als Stoßstange bezeichnet wird. Mit den Veränderungen in der Autoindustrie sind auch hier die Anforderungen andere geworden. Beispiel Elektroauto. Ein neues Laserschweißverfahren, entwickelt im Forschungszentrum in Attendorn, hat hier Anteil an dem technologischen Vorsprung, auf den viele große Autohersteller setzen und der dem Sauerländer Zulieferer hohe Marktanteile auch bei neuen Marken verspricht.

Neuheit auf der IAA 2021 und komplex: Die Instrumententrägertafel aus Stahl und Aluminium.
Neuheit auf der IAA 2021 und komplex: Die Instrumententrägertafel aus Stahl und Aluminium. © Kirchhoff | Kirchhoff Automotive Attendorn

Vorverzinktes Material wird hier so zu einer Leichtbau-Komponente verschweißt. Das Verschweißen von verzinktem Material führt in der Regel zu Verschmutzung der Komponente, es bleibt also unnötig Material am Bauteil. Durch das Laserverfahren wird dieses reduziert. „Wir reden hier von hundert Grammschritten. Das klingt vielleicht ungewöhnlich, wenn man an das Gesamtgewicht der Autos von 1,5 bis 2,5 Tonnen denkt. Aber 100 Gramm bringen am Ende Reichweite bei Elektroautos oder sparen beim Verbrenner Sprit“, sagt Gaitzsch. Gleichzeitig sind die Anforderungen an ein Crashsystem gerade bei E-Autos wegen des fehlenden Motorblocks ganz spezielle.

Thema Leichtbau

Gewicht ist ein ständiges Thema beim Autobau geworden. Es spielt im Grunde bei allen von Kirchhoff-Automotive auf der Messe präsentierten Neuheiten eine wesentliche Rolle. Zum Beispiel beim neuen Instrumententafelträger, an dem das Cockpit hängt. Kirchhoff hat ein Hybridmodell aus schwerem Stahl und leichterem Aluminium so konzipiert, dass es stabil, nicht zu schwer „aber trotzdem bezahlbar ist“, sagt der Kirchhoff-Automotive-Geschäftsführer. Nur so taugt der Hybridträger auch für durchschnittlich teure Fahrzeuge. Schließlich sollen Elektroautos schnell deutlich günstiger werden, damit sie sich mehr Menschen leisten können. „Wir haben eine Lösung gefunden, die bezahlbar und trotzdem hoch leistungsfähig ist“, ist Gaitzsch überzeugt.

Thema E-Mobilität

Neben Fahrzeugsicherheit und Leichtbau sind Komponenten speziell für die Elektromobilität auf der IAA ein dritter Schwerpunkt für Kirchhoff Automotive. Hier wird die Weiterentwicklung eines Batteriegehäuses mit Unterfahrschutz gezeigt, die rein für die Elektromobilität das erste Mal bereits 2017 auf der IAA gezeigt wurde. „Wir präsentieren die dritte Generation“, sagt Gaitzsch. 50 Prozent der Auftragseingänge seien heute bereits im Zusammenhang mit rein elektrisch oder hybrid angetriebenen Fahrzeugen zu sehen. Das gelte auch für die Stoßfänger-Systeme. „Die Auftragsentwicklung ist für uns ein ganz deutliches Zeichen, dass in den 2030er Jahren fast ausschließlich Elektrofahrzeuge nachgefragt werden“, lautet die Prognose von Gaitzsch.

Für das Team von Kirchhoff-Automotive ist die IAA die Gelegenheit, endlich einmal wieder mit vielen Kunden persönlich in Kontakt zu kommen. „Gerade bei neuen Kunden und gerade bei chinesischen Kunden spielt das eine große Rolle“, sagt Gaitzsch, der auch auf deren Stände in München gespannt ist. Kirchhoff ist bei der IAA in Halle B02 zu finden, wo sich auch Volkswagen präsentiert.

Über die „Blue Lane“ zu den schönsten Plätzen der Stadt

Das Konzept zur neuen IAA Mobility wurde von Marketingverantwortlichen, die bei maßgeblichen Autobauern und Zulieferern wie Bosch, Continental, ZF und auch Kirchhoff Automotive arbeiten, entwickelt.

„Nach der letzten IAA in Frankfurt 2019 haben wir uns gefragt, wie es weitergehen soll. Mobilität verändert sich komplett. Und ich glaube, die deutsche Autoindustrie verändert sich von allen am schnellsten. Diese Veränderung sollte sich im Konzept für die neue IAA widerspiegeln“, sagt Andreas Heine, Marketingchef von Kirchhoff Automotive mit Sitz in Iserlohn und Attendorn.

Das Interesse an der weltgrößten Autoschau hatte zuletzt stark nachgelassen. Auch in München sind eine Reihe namhafter Hersteller nicht dabei. Dennoch ist Heine ebenso gespannt wie optimistisch auf die Messe: „Die IAA München ist viel mehr als eine reine Autoschau. Es wird eine Messe für innovative Mobilität.“

Bereits in Frankfurt waren auch Google und Co. vertreten. Nun zeigen sogar E-Bike-Hersteller, was sie können. Das Konzept verbindet Auto, Rad und ÖPNV bei der IAA.

„Das Auto wird auch in Zukunft sicher eine Form der Mobilität bleiben. Die besondere Idee und das Einzigartige ist, dass die Messe auch nach außen strahlt und ihre innovativen Produkte zu den Menschen bringt, denn sie findet auch auf den schönsten Plätzen Münchens statt. Das verbindende Element ist die blue Lane“, sagt Heine. Eine rund 12 Kilometer lange Strecke vom Messegelände in die Innenstadt, auf der die Autobauer ihre Neuheiten auch außerhalb der Messehallen präsentieren werden.

Infos zu Tickets und Programm unter www.iaa.de