Hagen. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart informiert sich in Hagen bei Unternehmern über die Flutfolgen. Lieferketten drohen zu reißen.

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) schätzt den Schaden aufgrund des Starkregens und Hochwassers in Rheinland-Pfalz und NRW Mitte Juli höher ein als bei früheren Flutkatastrophen an Elbe und Oder. „Die Summe des Wiederaufbaufonds 2013 dürfte bei weitem nicht ausreichen“, erklärte Pinkwart am Mittwoch in Hagen, wo der Minister mit Unternehmerinnen und Unternehmern betroffener Betriebe sprach. 2013 war der Wiederaufbaufonds nach den Überflutungen entlang der Elbe mit mehreren Milliarden Euro gefüllt worden.

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NRW sei aktuell besonders stark betroffen. Rund zwölf Millionen Euro Soforthilfe seien bereits geflossen, davon rund 2,5 Millionen in die Region Hagen und Märkisches Sauerland. Dort sind auch viele mittelständische Automobilzulieferer in Mitleidenschaft gezogen worden. „Es darf uns jetzt nicht passieren, dass Lieferketten reißen, wie durch Engpässe bei den Chiplieferanten“, weiß der Minister, dass Tempo bei den Hilfen gefragt ist.

Mindestens 2000 Unternehmen sind in der Region Hagen und Märkischer Kreis unmittelbar von dem Unwetter mit Starkregen vor drei Wochen betroffen. Den wirtschaftlichen Schaden beziffert die Südwestfälische Industrie und Handelskammer (SIHK) auf mindestens 1,4 Milliarden Euro. „Das dürfte die Untergrenze sein, ohne die mittelbar betroffenen Betriebe“, sagt SIHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Geruschkat.

Am kommenden Dienstag werden die Länderchefs zusammenkommen, um über die Reaktivierung und Höhe eines Wiederaufbaufonds zu beraten. Die Solidarität sei enorm, glaubt der NRW-Minister Pinkwart: „Der schnelle Wiederaufbau wird als gemeinschaftliche Aufgabe gesehen.“

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Der Kritik der Bundes-FDP, die Regierung sei in der Hochwasserkrise bisher zu langsam und beinahe untätig gewesen, folgt Pinkwart nicht: „Ich denke, der Bund ist auch sofort zur Stelle gewesen“, verweist der FDP-Politiker auf die Soforthilfe in Millionenhöhe und die geplante Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für betroffene Unternehmen rückwirkend vom 10. Juli zunächst bis Ende Oktober. Die Bundesregierung will damit vor allem im Westen Deutschlands eine Pleitewelle von Betrieben verhindern.

Hilfen auch für Landwirte

Das Landwirtschaftsministerium sichert Landwirten weitere Unterstützungen zu. Um betroffene Betriebe zu unterstützen, habe die Landwirtschaftliche Rentenbank mit dem Ministerium ein Programm aufgelegt: Landwirte können zu einem Zinssatz von 0,01 Prozent Ersatzbeschaffungen von Maschinen sowie Reparaturen und den Neuaufbau von Gebäuden finanzieren.