Bochum. Mehr Autoverkehr soll die Innenstädte wieder mehr beleben. Die Forderung stößt aber nicht in allen Revier-Kommunen auf Resonanz.
Leerstehende Ladenlokale, ausgestorbene Straßen nach Geschäftsschluss, bröckelnder Beton – die Krise mancher Fußgängerzone im Ruhrgebiet hat sich durch die Corona-Pandemie noch verschärft. Der renommierte Frankfurter Architekt Christoph Mäckler macht den Städten einen provokanten Vorschlag, wie sie wieder mehr Leben in ihre Zentren bringen können.
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„Wir brauchen Parks und mehr Grün“, sagte Mäckler am Donnerstag. „Und eine Stadt braucht Verkehr. Die Straßen dienen nicht nur zum Laufen und Kaufen. Sie müssen auch für Radfahrer und Autos da sein“, forderte der Architekt bei der Innenstadtkonferenz Ruhr, zu der die Business Metropole Ruhr eingeladen hatte. Mit einem Foto der Rue Henry Monnier in Paris zeigte Mäckler anschaulich, wie ein pulsierender Platz in der City aussehen kann: kleine Läden, darüber Wohnungen, Straßencafés, Verkehr und viele große Bäume mit Bänken zum Verweilen darunter.
Keine neuen Tiefgaragen mehr in Bochum
Die geforderte Rückkehr der Autos in die Einkaufszonen unterstützt auch Jan Heinisch, Staatssekretär im NRW-Bauministerium. „Die Zeit des individualisierten Verkehrs ist nicht vorbei“, sagte er und nannte eine Zahl: Zwischen 2011 und 2020 sei die Zahl der Pkw um 1,2 Millionen gewachsen. Dem müsse man auch in den Innenstädten Rechnung tragen. „Wir sollten nicht dem Zeitgeist auf den Leim gehen“, betonte Heinisch. Nach der Corona-Pandemie müsse genau beobachtet werden, welche Trends sich auch wirklich verstetigen. In Bochum sieht man das anders. „Wir werden in der Innenstadt vermutlich keine Tiefgaragen mehr bauen“, prophezeite Baudezernent Markus Bradtke.
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Große Einigkeit herrscht indes bei der Einschätzung, dass Innenstädte in Zeiten des wachsenden Onlinehandels nicht länger auf die Fokussierung auf den stationären Verkauf setzen können. In Duisburg versuchen sie gerade, „groß zu denken“, wie Architekt Rolf Junker sagt. Eines von drei Szenarien für die kriselnde Altstadt zwischen der Haupteinkaufsmeile Königstraße und dem hippen Innenhafen sieht einen „Central Park“ vor. „Es gibt den großen Wunsch nach mehr Grün und urbanem Leben“, meint Junker.
Neben Handel auch Wohnen und Kultur
„Wir brauchen nicht mehr die Dominanz des stationären Handels“, sagt auch Bochums Baudezernent Markus Bradtke. Die Stadt hat bereits reagiert. Am Rande der City plant sie ein „Haus des Wissens“ mit Markthalle, Volkshochschule und Bibliothek. Die Investoren des Viktoria Karrees ganz in der Nähe haben bereits umgesteuert. „Wir sind mit einem Handelsfokus gestartet, inzwischen soll es eine durchmischte Nutzung geben“, kündigt der Dezernent an.
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Mehr Kultur, Veranstaltungen, Grün und Wohnungen, weniger Einzelhandel – mit diesem Kursschwenk sollen die Stadtkerne im Ruhrgebiet wieder belebt werden. Neben Duisburg und Bochum präsentierten zunächst auch Moers, Hagen und Schwelm am Donnerstag ihre Konzepte, wie sie ihre Innenstädte fit für die Zukunft machen wollen. Weil sie den Umbau nicht allein schultern können, verständigten sie sich am Ende der Innenstadtkonferenz Ruhr auf zentrale Forderungen. Geplant ist, dass sich weitere Revierstädte der Initiative anschließen.
In einem Positionspapier fordern Kommunen und die Business Metropole Ruhr „mehr Spielraum für Experimente“, Flexibilität und kalkulierbare finanzielle Förderung „auf hohem Niveau“. Auf ihrem Wunschzettel steht auch die Überarbeitung des Bauplanungs- und Bauordnungsrechts, um das Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe in der City zu ermöglichen.