Essen. Steag meldet Stilllegung von Kraftwerken in Bergkamen und im Saarland an. NRW-Block hat in Auktionen zum Kohleausstieg keinen Zuschlag erhalten.
Der Stromversorger Steag tut sich zusehends schwer mit dem Kohleausstieg: Allerdings nicht, weil er seine alten, unrentablen Steinkohlekraftwerke weiter betreiben will, sondern weil bisher andere in den staatlichen Stilllegungsauktionen die Nase vorn hatten. Um das Unvermeidliche nicht weiter hinauszuzögern, hat das Essener Unternehmen nun weitere zwei Kraftwerke freiwillig zur vorläufigen Stilllegung angemeldet: Bergkamen und Völklingen-Fenne. Wann welches Kraftwerk endgültig vom Netz geht, bleibt offen – und damit die Ungewissheit für die Beschäftigten bestehen.
Steag-Kraftwerk kam in Auktionen nicht zum Zug
Das sechs Ruhrgebietskommunen gehörende Unternehmen leidet mit seinem Kraftwerkspark unter der Energiewende und dem staatlichen Prozedere zum Kohleausstieg. Während die Braunkohlekonzerne feste Entschädigungen erhalten, müssen Betreiber von Steinkohlekraftwerken ihre Anlagen in Auktionen für möglichst wenig Geld zur Abschaltung anmelden. Dabei war die Steag bisher wenig erfolgreich: In den ersten beiden Runden im September 2020 und Januar 2021 gab sie mehrere Gebote ab, erhielt aber nur einen Zuschlag für Block 9 in Duisburg-Walsum.
Aus den Kraftwerksprofilen und der Sperrung der Saar-Kraftwerke für die ersten Ausschreibungen lässt sich herleiten, dass die Steag mit ihrem 40 Jahre alten Kraftwerk Bergkamen zweimal nicht zum Zuge kam. Stattdessen gehen zuerst so junge Anlagen wie das RWE-Kraftwerk in Hamm und das Vattenfall-Kraftwerk in Hamburg-Moorburg vom Netz. Der Konzern äußerte sich auf Nachfrage weder dazu noch, ob er Bergkamen im April auch in die dritte Auktion eingebracht hat.
Kraftwerks-Stilllegung ohne Entschädigung
So oder so meldet die Steag Bergkamen und das saarländische Kraftwerk in Völklingen nun freiwillig zur Stilllegung an, würde damit also ganz auf eine Entschädigung verzichten. Zunächst prüft Netzbetreiber Amprion, ob die Kraftwerke systemrelevant sind und in Bereitschaft bleiben müssen. Abschließend entscheidet die Bundesnetzagentur über eine Abschaltung.
Für Betreiber und Beschäftigte hätte die Systemrelevanz zwei große Vorteile: Erstens übernimmt der Netzbetreiber dann anteilig die Betriebskosten, zweitens wird der Personalabbau bis zur endgültigen Stilllegung zeitlich gestreckt. Deshalb war etwa in Duisburg-Walsum die Freude groß, als Amprion Block 9 im März noch bis 2024 für systemrelevant erklärte. Doch entgegen ihrer bisherigen Praxis folgte die Netzagentur der Empfehlung nicht und entschied, das Kraftwerk müsse in diesem Sommer endgültig stillgelegt werden.
Steag: Kein auskömmlicher Betrieb möglich
„Die Entscheidung zur vorläufigen Stilllegung ist geboten, denn einerseits verhindern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf absehbare Zeit einen auskömmlichen Betrieb der beiden Kraftwerkswerksblöcke. Andererseits ist ein Weiterbetrieb der Anlagen über das Jahr 2026 hinaus durch die gesetzlichen Regelungen für den Ausstieg aus der Steinkohleverstromung praktisch ausgeschlossen“, erklärte Steag-Chef Joachim Rumstadt die Entscheidung.
Planungssicherheit gibt es aber erst nach der Entscheidung der Netzagentur. Und: „Wie das Votum ausfallen wird, lässt sich gerade angesichts der jüngsten Entscheidung zu unserem Kraftwerksblock Walsum 9 in Duisburg nur schwer prognostizieren“, betont Steag-Technikchef Ralf Schiele. Arbeitsdirektor Andreas Reichel erklärte, die Stilllegung der Kraftwerke würde weder in Bergkamen noch im Saarland kurzfristige Personalmaßnahmen notwendig machen.