Düsseldorf. Finnische Fortum tauscht Uniper-Chef Schierenbeck und Finanzchef Bibert durch eigenes Führungspersonal aus. Ex-Eon-Manager Maubach übernimmt.

Nach nur anderthalb Jahren als Chef des Energiekonzerns Uniper muss Andreas Schierenbeck schon wieder gehen: Der finnische Mehrheitsgesellschafter Fortum will offenkundig durchregieren und gab am Montagabend die sofortige Trennung von Schierenbeck und Finanzchef Sascha Bibert bekannt. Neuer Vorstandsvorsitzender wird der bisherige Aufsichtsratschef Klaus-Dieter Maubach, der auch im Fortum-Verwaltungsrat sitzt. Finanzchefin wird die finnische Fortum-Managerin Tiina Tuomela, auch sie war bisher Mitglied im Uniper-Aufsichtsrat.

Der Austausch der Konzernspitze war über kurz oder lang erwartet worden, kam zu diesem Zeitpunkt aber doch überraschend. Schierenbeck und Bibert hatten erst Mitte 2019 den ein Jahr später verstorbenen Klaus Schäfer und Finanzchef Christopher Delbrück abgelöst, die sich gegen die Übernahme der Finnen gewehrt hatten. Der frühere Thyssenkrupp-Aufzugschef Schierenbeck schlug stets moderatere Töne Richtung Fortum an, wahrte aber gleichzeitig eine gewisse Distanz. Sein Vertrag lief noch bis Mitte 2022.

Zu diesem Zeitpunkt überraschend

Fortum hat einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zumindest bis Ende 2021 ausgeschlossen. Mit ihrer Dreiviertel-Mehrheit könnten die Finnen das durchsetzen und den im MDax notierten Düsseldorfer Stromerzeuger von der Börse nehmen. Der neue Fortum-Chef Markus Rauramo will aber offenkundig schon früher faktisch durchregieren, indem er das Management mit eigenen Leuten besetzt – und sich selbst an die Spitze des Aufsichtsrats setzt.

Den mit sofortiger Wirkung vor die Tür gesetzten Managern schickt er warme Worte hinterher: „Andreas Schierenbeck hat Uniper zusammen mit seinen Vorstandskollegen sicher durch unruhige Zeiten geführt und vor dem Hintergrund der Energiewende die strategische Neuausrichtung und Dekarbonisierung des Unternehmens vorangetrieben. Er hat wichtige Entscheidungen getroffen, wie zum Beispiel den strategischen Fokus auf Wasserstoff. Sascha Bibert hatte einen wesentlichen Anteil an den soliden Ergebnissen von Uniper.“

Fortum will Umbau von Uniper beschleunigen

Fortum erklärte in einer eigenen Mitteilung, bei der Energiewende hin zu mehr Solar- und Windenergie in Europa und dem Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur enger mit Uniper zusammenarbeiten zu wollen. Die vom deutschen Zukauf eingeschlagene Strategie auch zum Ausstieg aus der Kohleverstromung wolle Fortum „beschleunigen“, heißt es. „Während die Umsetzung dieser neuen Strategie in den genannten Bereichen bereits begonnen hat, ist Fortum davon überzeugt, dass weitere Vorteile realisiert und schneller erreicht werden können“, erklärten die Finnen. Dafür sollen Geschäftsbereiche beider Unternehmen enger zusammenarbeiten und die Geschäftsabläufe „weiter integriert“ werden.

Fortum-Chef Rauramo erklärte: „Wir haben mit Uniper bereits einige Fortschritte gemacht. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass wir mehr tun können und müssen“, um die Wertschöpfung für die Fortum-Gruppe zu erhöhen. Das Durchregieren der Finnen hatten die rund 12.000 Beschäftigten schon lange befürchtet. Nach der Abspaltung des früheren Mutterkonzerns Eon war auch den Gewerkschaften Verdi und IGBCE sowie den Betriebsräten stets die Wahrung der Eigenständigkeit des Unternehmens wichtig, um die Arbeitnehmerinteressen besser schützen zu können. Tarifvertrag, Standortsicherung und Betriebsvereinbarungen gelten noch bis 2026.