Schmallenberg/Düsseldorf. Das Land NRW hilft Kommunen mit Waldbesitz in diesem Jahr mit 10 Millionen Euro aus „Haushaltsresten“.

Die NRW-Landesregierung will Kommunen, die viel beschädigten Wald besitzen, weiter helfen. Zehn Millionen Euro Unterstützung stellt das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung für dieses Jahr in Aussicht, um die Verluste in den Städten und Gemeinden abzudämpfen.

„Hitzeperioden, Starkregen-Ereignisse, zunehmende Stürme und der Borkenkäfer: In Summe keine guten Voraussetzungen für unsere Wälder in Nordrhein-Westfalen. Dabei sind die Wälder die großen Sauerstoff-Fabriken für Menschen, Tiere und Umwelt. Schutz und Hilfe für die nordrhein-westfälischen Wälder kommt somit allen zu Gute“, begründet Ministerin Ina Scharrenbach die Förderung. Genauso wie die privaten Waldbesitzer stünden die Kommunen vor großen Herausforderungen. Ohne zusätzliche Mittel werde der konsequente Aufbau von vielfältigen, standort- und klimaangepassten Mischwäldern nicht gelingen. „Deshalb stellt die Landesregierung Nordrhein-Westfalen zehn Millionen Euro für die kommunalen Waldbesitzer zur Verfügung. Über den Verteilmechanismus stehen wir gerade mit den Fachverbänden in einem konstruktiven Austausch“, erklärte Scharrenbach.

Klaffende Löcher in Stadtkassen

Angesichts der Summen, die im Zuge der Corona-Pandemie in vielen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft in Aussicht gestellt wurden und werden, erscheinen zehn Millionen Euro zwar beinahe mickrig. Tatsächlich sind sie auch kaum mehr als der ewig bemühte Tropfen auf dem heißen Stein, gemessen an den Verlusten und Kosten der kommunalen Waldbesitzer. Dennoch sieht Bernhard Halbe, Vorsitzender von Kommunalwald NRW, die Hilfe vom Land sehr positiv: „Ich bin froh über jeden Euro. Die Initiative der Landesregierung ist ein wichtiges Signal für ganz Deutschland, das es so bundesweit bislang nicht gab.“

Bernhard Halbe, bis zur Kommunalwahl 2020 Bürgermeister von Schmallenberg, ist Vorsitzender des Verbandes Kommunalwald NRW: „Ich bin froh über jeden Euro. Die Initiative der Landesregierung ist ein wichtiges Signal für ganz Deutschland, das es so bundesweit bislang nicht gab.“
Bernhard Halbe, bis zur Kommunalwahl 2020 Bürgermeister von Schmallenberg, ist Vorsitzender des Verbandes Kommunalwald NRW: „Ich bin froh über jeden Euro. Die Initiative der Landesregierung ist ein wichtiges Signal für ganz Deutschland, das es so bundesweit bislang nicht gab.“ © Ute Tolksdorf | Ute Tolksdorf

Halbe sieht hier die Chance für „einen Einstieg in mehr“, wie es der langjährige Bürgermeister der Stadt Schmallenberg im Sauerland diplomatisch formuliert. Bis zur Kommunalwahl im vergangenen Jahr stand der Christdemokrat in Schmallenberg an der Verwaltungsspitze, so dass er sich mit der Bedeutung des Waldes nicht nur für den städtischen Haushalt auskennt, sondern auch um den Wert für die Allgemeinheit weiß. Für viele Gemeinden in ganz Nordrhein-Westfalen bedeutet die Entwicklung der vergangenen Jahre, die anhaltende Trockenheit gepaart mit rasant gestiegener Population des Borkenkäfers, auch ein immer größeres klaffendes Loch im Stadtsäckel.

Im Waldbesitzerverband „Kommunalwald NRW“ sind die meisten Kommunen vertreten, die über ansehnlichen Waldbesitz verfügen. In kleineren Orten im Sauerland und Siegerland schlägt die Entwicklung deutlicher ins Kontor als in Metropolen wie Düsseldorf oder Köln. Während in den Großstädten die Naherholung die wesentliche Rolle spielt, sieht dies im Sauer- und Siegerland in der Regel anders aus.

Kommunen mit großen Waldbeständen in NRW

Kommunen mit besonders großen Waldbeständen (Quelle Kommunalwald NRW): Hagen (1549 Hektar); Arnsberg Forst (2284); Blankenheim (4279); Brilon (7631); Dortmund (2157); Düsseldorf (1791); Essen (1600); Hallenberg (2371); Iserlohn/Hemer (1240); Köln (3552); Meschede (2407); Bad Münstereifel (3268); Rüthen (3917); Schmallenberg (2805); Warburg (2285); Warstein (4841); Winterberg (3505); Wuppertal (1606);

Im überschaubaren Warstein stehen beinahe 5000 Hektar Wald in den Büchern, davon waren laut Verband bis 2018 noch rund 50 Prozent Fichte. Es drohe der Verlust von rund 600.000 Festmetern Fichtenholz oder umgerechnet ein Schaden in Höhe von rund 30 Millionen Euro.

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Um einen nennenswerten Teil mit klimaresistenten Baumarten wieder aufzuforsten, seien noch einmal zehn Millionen Euro notwendig. Dabei noch nicht berücksichtigt sind die Kosten für eine Verkehrssicherung des von Bürgerinnen und Bürgern gern und oft genutzten Waldes. Brachte die Vermarktung des Holzes jährlich rund eine Millionen Euro in die Stadtkasse, treibt die Borkenkäfermisere die Stadt Warstein nun unvermeidlich in die Miesen und vermutlich sogar in die Haushaltssicherung.

Schäden: Dreistelliger Millionenbetrag

Nur ein Beispiel. Der Verband Kommunalwald NRW geht laut Bernhard Halbe von einem aktuellen Schaden im Waldbestand in Höhe „von einem dreistelligen Millionenbetrag“ aus. Finanzielle Unterstützung gebe es unter anderem über eine „Bundeswaldprämie“ mit bis zu 220.000 Euro auf drei Jahre verteilt. Geld, das im Zuge der Corona-Pandemie aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung stammt. Zudem hatte sich die Landesregierung bereits auf Unterstützung über die Extremwetterrichtlinie geeinigt. Hier können pro Kommune 50.000 Euro pro Jahr fließen. „Mit 5000 Euro können sie rund einen Hektar aufforsten. Jede Hilfe mildert die Verluste ab“, ordnet Halbe die Summen ein.