Bonn. Kaufland darf allerdings nur 92 statt 101 Real-Märkte weiterführen, hat das Kartellamt entschieden. Und Edeka muss sich bis Februar gedulden.
Die Handelskette Kaufland darf nur 92 statt wie geplant 101 Real-Filialen übernehmen. Das hat das Bundeskartellamt am Dienstag entschieden. Danach kann der kleinere Wettbewerber Globus 24 Märkte kaufen. Edeka muss sich dagegen noch bis Februar gedulden. Der Lebensmittelhändler ist an 72 Real-Standorten interessiert.
"Wir wollen für die Verbraucherinnen und Verbraucher dort, wo sie einkaufen, genügend Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Lebensmittelhändlern erhalten", erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. "Deswegen erlauben wir Kaufland anstatt der 101 angemeldeten nur die Übernahme von bis zu 92 Real-Standorten. In den betroffenen regionalen Märkten wären sonst die Ausweichmöglichkeiten und der Wettbewerb zu stark beeinträchtigt worden." Die Pläne der sehr viel kleineren Kette Globus seien dagegen unproblematisch.
Kaufland will Real-Mitarbeiter ebenfalls übernehmen
Nach Angaben des Kartellamts verzichtet Kaufland nun auf den geplanten Erwerb der neun Real-Standorte in Bedburg, Heidenau, Hemer, Heidenheim, Brandenburg, Neubrandenburg, Horb, Dülmen und Falkensee. Auf Anfrage unserer Redaktion wollte Kaufland nicht mitteilen, welche Real-Filialen künftig Kaufland heißen. Nachdem die Metro die 276 Märkte im Juni an den russischen Finanzinvestor SCP verkauft hatte, rätseln Mitarbeiter und Runden, was aus "ihrem Real" wird.
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Ralf Imhof, Vorsitzender der Geschäftsleitung Kaufland Deutschland, versuchte am Dienstag allerdings, den Beschäftigten die Angst zu nehmen: "Wir bieten den Real-Mitarbeitern eine neue berufliche Perspektive und freuen uns darauf, mit ihnen gemeinsam die Märkte erfolgreich weiter zu betreiben. In den kommenden Monaten werden wir die Märkte integrieren und als regionale Nahversorger für die Kunden erhalten“, ließ er mitteilen.
Kaufland ist Teil der Schwarz-Gruppe, zu der auch der Discounter Lidl gehört. Die Schwarz-Gruppe ist mit einem Umsatz von rund 113 Milliarden Euro europaweit der mit Abstand größte Lebensmitteleinzelhändler in Europa. In Deutschland beträgt der Umsatz nach Angaben des Kartellamts rund 39 Milliarden Euro. Kaufland betreibt rund 670 SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte. Lidl kommt mit 39 Regionalgesellschaften auf 3200 Standorte und ist der größte Discounter-Konzern der Welt mit insgesamt 10.800 Filialen in 32 Ländern.
Globus würde deutlich expandieren
Da die Schwarz-Gruppe in Deutschland bereits nahezu flächendeckend vertreten ist, muss sie bei der Zerschlagung von Real nun leichte Zugeständnisse machen. "Die Schwarz-Gruppe baut durch die Übernahme ihre starke Marktposition beim Einkauf von Lebensmitteln weiter aus. Die bedingte Freigabe des Vorhabens war möglich, weil sich SCP im Gegenzug dazu verpflichtet hat, Real-Standorte mit einem Beschaffungsvolumen von insgesamt mindestens 200 Millionen Euro an mittelständische Unternehmen zu veräußern", erklärte Kartellamtschef Mundt. "Wir sorgen damit für eine Stärkung des Mittelstandes als wichtige Absatzalternative für die Hersteller und Lieferanten von Lebensmitteln in Deutschland. Nach dem Verlauf des Veräußerungsprozesses war nicht davon auszugehen, dass mittelständische Händler ohne die Einflussnahme des Bundeskartellamtes überhaupt Standorte hätten erwerben können.“
Ob Globus alle 24 genehmigten Real-Standorte erwerben wird, ist laut Mundt ebenfalls offen. "Gemessen an den bisherigen 47 SB-Warenhäusern von Globus ermöglicht die genehmigte Übernahme aber jedenfalls nennenswerte Expansionsmöglichkeiten für das Unternehmen", teilte das Kartellamt mit.