Düsseldorf. Kaufland und Edeka wollen die meisten Real-Filialen unter sich aufteilen. Zuvor will die Kette bei Aushilfen sparen und das Sortiment straffen.
Die neuen Eigentümer der SB-Warenhauskette Real haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis zum Jahresende wollen sie die große Mehrheit der 256 Filialen an Wettbewerber weiterverkauft haben. Doch bis dahin verordnet der russische Investor SCP dem Unternehmen erst einmal einen strikten Sparkurs. Auf den Prüfstand kommen auch Frischetheken.
Es war im Juni, als der Handelskonzern Metro nach einem zähen Prozess den Verkauf seiner ungeliebten Tochter Real endgültig verkünden konnte. Zum Abschied hatte die Kette, die zuletzt immer wieder rote Zahlen in dreistelliger Millionenhöhe geliefert hatte, der Metro noch einmal einen Quartalsgewinn beschert. Während des Corona-Shutdowns waren die SB-Warenhäuser zur Hochform aufgelaufen. Doch die Erholung, so ist aus Unternehmenskreisen zu hören, reichte offenbar nicht aus, das Geschäft profitabel zu betreiben.
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„Um die Ertragslage von Real zu stabilisieren, sind Prozessoptimierungen und Produktivitätssteigerungen auf allen Ebenen des Unternehmens notwendig“, sagt Sprecher Markus Jablonski. Die neue Geschäftsführung um den ehemaligen Lidl-Manager Bojan Luncer schnürte deshalb ein Sparpaket. Zum finanziellen Umfang wollte sich der Sprecher nicht äußern. Im Moment sei man dabei, „ineffiziente Prozesse“ zu analysieren, „um Arbeitsplätze der Real-Stammbelegschaft zu schützen“. Auf der Prüfliste stehe zudem, auslaufende befristete Verträge nicht zu verlängern. Das dürfte vor allem Aushilfen treffen.
Weniger Artikel im Sortiment
Vor Veränderungen steht aber auch das üppige Sortiment, das je nach Größe der Filiale bis zu 80.000 Artikel umfasst. Von dem bisherigen Real-Slogan „Einmal hin, alles drin“, müssen die Kunden wohl bald Abstriche machen. Produkte, die nicht so gut laufen, sollen ausgelistet werden. Die Rede ist von zehn Prozent des Angebots.
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Luncer stampft aber auch das erst im vergangenen Jahr gestartete Kundenbindungsprogramm „Real pro“ ein, will sich vom Lebensmittel-Lieferservice trennen und die Eigenmarke Sôi einstellen. „Wir werden jedoch auch in Zukunft auf Nachhaltigkeit achten, eines der größten Bio-Sortimente im deutschen Lebensmitteleinzelhandel führen sowie weiterhin auch regionale Sortimente anbieten“, betont Sprecher Jablonski.
In einigen Märkten nur noch abgepacktes Fleisch
Am augenfälligsten werden die Kunden aber eine andere Änderung zu spüren bekommen: In Märkten, in denen die Frischetheken schlecht laufen, soll der Bedienservice abgeschafft werden. Fleisch, Wurst, Käse und Fisch soll dort dann nicht mehr von Fachpersonal geschnitten und abgewogen, sondern fertig verpackt in der Kühltheke angeboten werden. Auch Schnäppchenjäger werden sich umgewöhnen müssen. In dem bislang sehr umfangreichen Wochenprospekt sollen nur noch Produkte beworben werden, die gute Umsätze erzielen und Gewinn abwerfen. Sonderangebote will Real zurückfahren. Mehr Artikel sollen zum Normalpreis verkauft werden und damit die Marge stärken.
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Mit dem Sparprogramm will Real nicht nur die 50 Filialen auf Kurs bringen, die der Eigentümer SCP selbst weiterzuführen plant. Profitieren sollen auch die Märkte, die auf der Zerschlagungsliste stehen. Der wie Lidl zur Schwarz-Gruppe gehörende SB-Warenhausbetreiber Kaufland will rund 100 Real-Märkte übernehmen. Nach langem Zaudern hat inzwischen auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka den Hut in den Ring geworfen und sein Interesse an 72 Real-Filialen beim Bundeskartellamt angemeldet.
Kartellamt prüft Angebote von Kaufland und Edeka
Die Wettbewerbshüter prüfen nun, wer wo den Zuschlag bekommen kann. Die Fusionskontrolle soll verhindern, dass ein Anbieter in einer Region eine zu große Marktmacht erhält und damit Kunden in Form höherer Preise und Lieferanten durch rigidere Rabattforderungen schadet.
Eine Entscheidung hat das Kartellamt für den Herbst in Aussicht gestellt. Erst dann werden die 34.000 Real-Mitarbeiter erahnen können, was aus ihnen und ihrer Filiale werden könnte. Klarheit haben bislang nur die Beschäftigten der 17 Standorte, darunter Duisburg-Großenbaum und Herten, für die es bereits Schließungsbeschlüsse gibt.