Essen. Landwirte protestieren mit der Blockade von Aldi-Lagern gegen Preisverfall beim Fleisch. Spitzengespräch am Freitag geplant.

In der Auseinandersetzung der Landwirte mit dem Discounter Aldi um dramatisch sinkende Erzeugerpreise zeichnet sich eine Annäherung ab. Das Essener Unternehmen will sich am Freitag mit Vertretern der Bauernverbandes, dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels und weiteren Einzelhändlern zu einem Spitzengespräch treffen.

Hunderte Landwirte hatten von Montagabend bis Dienstagmorgen einige Lager des Discounters Aldi Nord blockiert. „Ich schätze, dass in der Nacht rund 800 Schlepper vor den Lagern waren“, sagte der Sprecher der Bauern-Protestbewegung „Land schafft Verbindung“, Anthony Lee. Es seien auch viele Landwirte mit ihren Autos zu den Blockaden gefahren. Am Dienstagvormittag seien die Landwirte wieder abgezogen, nachdem Aldi ein Gesprächsangebot für Freitag abgegeben habe. Zwischenzeitlich hatten Dutzende vollbeladene Aldi-Schlepper die Logistikzentren nicht verlassen können.

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Zahlreiche Bauern leiden seit geraumer Zeit unter einem rapiden Verfall der Erzeugerpreise. In der Corona-Krise sind Gastronomen als wichtige Abnehmer von Fleisch weggefallen. Hinzu kommt, dass der wichtige Exportmarkt China weggebrochen ist, nachdem im September in Deutschland die Schweinepest ausgebrochen war. Die Landwirte empört, dass der Handel die gesunkenen Preise nicht an die Endverbraucher weitergebe und sich an dem Preisverfall regelrecht „bereichere“.

Landwirte erwarten zügig Hilfen

Ein Sprecher von Aldi Nord teilte mit, dass es in dieser Woche Gespräche mit den Landwirten geben solle. Unter anderem sei für Freitag ein Austausch mit Vertretern von „Land schafft Verbindung“, Handelsunternehmen und dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels angesetzt. „Die Gespräche werden wir persönlich und gemeinsam mit Vertretern von Aldi Süd führen“, hieß es.

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Wichtig aus Sicht der Landwirte sei es, dass nun zügig Hilfen auf den notleidenden Betrieben ankommen, sagte ihr Sprecher Lee. Von dem Gespräch am Freitag erhoffe man sich, dass es konkrete Vorschläge gebe, wie es kurzfristig und langfristig weitergehe.

Aldi stellt Förderung in Aussicht

Aldi Nord hatte bereits am Sonntag erklärt, mit Bauernvertretern zeitnah weitere Gespräche zu führen. Dabei könne es etwa um die Idee eines Fairtrades für die deutsche Landwirtschaft gehen oder die Förderung der Landwirte durch eine flächendeckende, angemessene Bezahlung bei höheren Qualitätsstandards.

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Nach dem Willen von Klaus Gehrig, Chef der Handelsgruppe Schwarz (Lidl, Kaufland) soll bei Konflikten zwischen der Landwirtschaft und dem Handel künftig eine neutrale Ombudsstelle vermitteln. Dadurch sollen Eskalationen wie die aktuellen Blockaden von Logistikzentren vermieden werden, schrteibt die „Lebensmittelzeitung“.

Gehrig schlägt überdies eine freiwillige Selbstverpflichtung des Handels für die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft vor. „Mit einem klaren Kodex und einer Ombudsstelle können wir Streitthemen an zentraler Stelle bündeln und viel schneller über Lösungen sprechen“, zitiert das Fachblatt den Schwarz-Chef.