Mülheim. Nach Zeichen der Annäherung flammt der Streit in der Milliardärs-Familie Haub neu auf. Es geht um die Besetzung des Tengelmann-Beirats.
Die Eigentümerfamilie des Mülheimer Handelskonzerns Tengelmann kommt nicht zur Ruhe. Nachdem sich die zerstrittenen Familienstämme der Haubs im Oktober auf zwei Mitglieder für den Beirat geeinigt hatten, gibt es nun Ärger um die Besetzung des dritten Sitzes.
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Seit mehr als zwei Jahren tobt bei Tengelmann ein Kampf um das Erbe des verschollenen Konzernchefs Karl-Erivan Haub. Um die Unternehmensanteile übernehmen zu können, müssen seine Kinder Viktoria und Erivan-Karl geschätzte 450 Millionen Euro Erbschaftssteuer aufbringen. Bislang haben sie und ihre Mutter Katrin mit dem neuen Tengelmann-Chef Christian Haub noch keine Lösung gefunden, wie der hohe Betrag finanziert werden kann. Beide Seiten überziehen sich gegenseitig mit Vorwürfen.
Im Oktober hatten sich die Stämme zumindest auf zwei Persönlichkeiten geeinigt, die im Beirat ab 1. Januar 2021 den Konzern kontrollieren sollen: Astrid Hamker, Präsidentin des CDU-Wirtschaftsrats, und Beiersdorf-Vorstand Thomas Ingelfinger. Als designierter Vorsitzender sollte Ingelfinger den dritten Sitz im Gremium besetzen und aus drei Vorschlägen der Familie von Katrin Haub eine Auswahl treffen. Doch am Ende wollte sich Ingelfinger einem Bericht des „Manager Magazins“ zufolge nicht zwischen Barbara Lambrecht, Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Börse, Carl-Thomas Epping, Finanzberater, und Ralph Drouven, Anwalt von Katrin Haub, entscheiden.
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Der Beiersdorf-Manager fürchtet offenbar den Vorwurf, er habe sich von einer Seite vereinnahmen lassen. „Das wäre mit meiner Rolle als unabhängiger Beiratsvorsitzender unvereinbar“, heißt es in dem Schreiben von Ingelfinger an die Gesellschafter, aus dem das „Manager Magazin“ zitiert. Daher diene er dem Unternehmen am besten dadurch, keine Entscheidung zu treffen, zumal er gegen die von Katrin Haub nominierten Kandidaten Vorbehalte hege, heißt es in dem Bericht.
Katrin Haub und ihre Kinder zeigten sich von Ingelfingers überrascht: „Noch am vergangenen Donnerstag hat Herr Ingelfinger gegenüber der Familie Karl-Erivan Haub das genaue Gegenteil erklärt: Beide von der Familie benannten Kandidaten seien hervorragend für eine Mitgliedschaft im Beirat geeignet, wobei er sich voraussichtlich für Herrn Epping als drittes Beiratsmitglied entscheiden werde“, erklärte die Familie auf Anfrage unserer Redaktion. Als langjähriger Wirtschaftsanwalt sei auch Ralph Drouven ein geeignetes Beiratsmitglied.
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Die von Ingelfinger vorgeschlagene Lösung, einen Personalberater nach dem dritten Beirat suchen zu lassen, lehnt die Familie von Katrin Haub ab. „Die Beauftragung eines ,Headhunters’ verstieße gegen die in der Gesellschafterversammlung vom 28. Oktober 2020 getroffene Vereinbarung. Auch ist Herrn Ingelfinger kein eigenes Vorschlagsrecht eingeräumt worden; er sollte vielmehr eine Auswahl unter den von der Familie Karl-Erivan Haub vorgeschlagenen Kandidaten treffen“, lässt Katrin Haub mitteilen.
Wie auch immer der Streit um die dritte Person ausgehen mag: Nach Angaben eines Tengelmann-Sprechers sei der Beirat auch allein mit den beiden gewählten Mitgliedern handlungs- und beschlussfähig.