Mülheim. Die Tengelmann-Eigentümer einigen sich auf einen Beirat. Der Erbstreit unter der Familie Haub um Anteile am Unternehmen geht aber weiter.
Die zerstrittenen Familienstämme der Eigentümer des Handelskonzerns Tengelmann haben sich am Mittwoch angenähert. Die Gesellschafterversammlung einigte sich in Mülheim auf die Zusammensetzung des Beirats, der das Unternehmen kontrolliert. Umstritten ist aber weiterhin, wie die Erbschaftssteuer in Höhe von 450 Millionen finanziert wird, die fällig wird, sobald der verschollene Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub für tot erklärt wird.
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Nach übereinstimmenden Informationen von Teilnehmern und des Unternehmens soll Thomas Ingelfinger, Vorstand des Konsumgüterkonzerns Beiersdorf, ab dem 1. Januar den Tengelmann-Beirat führen. Die Gesellschafterversammlung wählte auch die Präsidentin des CDU-Wirtschaftsrats, Astrid Hamker, in den Beirat. Beide Kandidaten hatte der neue Tengelmann-Chef Christian Haub vorgeschlagen.
Statt des von ihm ebenfalls nominierten Pier Paolo Righi, Geschäftsführer der Modefirma Karl Lagerfeld, soll nun ein Kandidat in das Kontrollgremium einziehen, den Ehefrau und Kinder von Karl-Erivan Haub benannt haben. Nach Informationen unserer Redaktion haben sie die den Finanzexperten Carl-Thomas Epping sowie Barbara Lambert, Aufsichtsrätin der Deutschen Börse, ins Rennen geschickt. Die Brüder Christian und Georg Haub haben nach Angaben eines Tengelmann-Sprechers Zustimmung signalisiert. Auch die Berufung einer dritten Person sei möglich. Es sei nun an dem künftigen Beiratschef Ingelfinger, eine Auswahl zu treffen. Aus formalen Gründen hatte Katrin Haub gegen die Wahl des Duisburger Unternehmers Franz Markus Haniel in den amtierenden Beirat geklagt und in erster Instanz Recht bekommen.
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Tengelmann-Chef Christian Haub zeigte sich erleichtert: „Damit haben wir ein wichtiges Zwischenziel erreicht, nämlich einen neuen Beirat gewählt, der ab 1. Januar 2021 die Geschicke der Tengelmann-Gruppe steuert“, sagte er unserer Redaktion. Auch die Familie von Katrin Haub reagierte positiv: „Wir begrüßen es, dass Christian und Georg Haub heute unserem Kompromissvorschlag für eine ausgewogene Besetzung des Gremiums zugestimmt haben“, erklärten sie.
Der erbitterte Streit um Macht und Milliarden ist damit allerdings noch nicht beendet. „Wir bedauern zugleich, dass heute unsere Vorschläge zu einer Finanzierung der möglicherweise auf unserer Seite anfallenden Erbschaftssteuer von unseren Mitgesellschaftern erneut ohne Begründung abgelehnt worden sind“, heißt es in der Erklärung des Familienstamms. „Wir haben in der heutigen Sitzung nochmals klargestellt, dass unsere Familie nicht aus dem Unternehmen ausscheiden will und wird und wir weiter alle Optionen zur einer Finanzierung der Erbschaftssteuer prüfen.“
Allerdings schließt die Familie von Katrin Haub einen Ausstieg auch nicht kategorisch aus: „Ein Verkauf der Anteile kommt für unsere Familie allenfalls dann in Betracht, wenn Christian Haub dies als einzige Lösung für eine Beilegung des Familienstreites sieht und uns ein angemessenes, faires Angebot zur Übernahme unterbreitet. Ein solches Angebot liegt uns bislang nicht vor“, heißt es in einer Erklärung der Familie.
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Christian Haub hatte unlängst seiner Schwägerin Katrin und deren Zwillingen Viktoria und Erivan-Karl angeboten, den ihnen zustehenden Anteil an der Tengelmann-Gruppe für 1,1 Milliarden Euro zu übernehmen. Den Erben von Karl-Erivan Haub schweben aber offenbar 1,6 Milliarden Euro vor, wie aus einer internen Mail hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegt.